Lichter spiegeln sich in schmutzig-nassen Pfützen
Gelb und fettig, schmutzig auch und schwer
Helle Häuserfenster können gar nichts nützen
Tore hallen hehr und leer

Liegt der Nebel müde auf den Straßen
Und der Regen rinnt und rinnt
Menschen sind zu traurig, um sich noch zu hassen
Und es hüstelt irgendwo ein Kind

In den Gärten liegen halbverfaulte Blätter
Stehen Bänke, traurig, naß und grau
Kommt die Sonne immer seltener und später
Nimmt's der Mond mit Scheinen nicht genau

Dringt das halbe Tageslicht noch durch den Nebel
Trüb und grau und klebrig schwer
Klirrt die Wache schläfrig mit dem Säbel
Und ein nasser Vogel zittert sehr

Dringt das halbe Tageslicht noch durch den Nebel
Trüb und grau und klebrig schwer
Klirrt die Wache schläfrig mit dem Säbel
Und ein nasser Vogel zittert sehr

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Dieses Lied erschien am 24. Februar 2003 auf dem Album "World Quintet feat. Herbert Grönemeyer"

Herbert Grönemeyer interpretiert das Gedicht "Trauer", das die 16-jährige Selma Meerbaum-Eisinger geschrieben hatte, bis sie in einem Konzentrationslager zu Tode kam.

Das Gedicht im Original:

Trauer

Lichter spiegeln sich in schmutzig-nassen Pfützen,
gelb und fettig, schmutzig auch und schwer.
Helle Häuserfenster können gar nichts nützen.
Tore hallen hehr und leer.

Liegt der Nebel müde auf den Straßen
und der Regen rinnt und rinnt.
Menschen sind zu traurig, um sich noch zu hassen,
und es hüstelt irgendwo ein Kind.

In den Gärten liegen halbverfaulte Blätter,
stehen Bänke, traurig, naß und grau,
kommt die Sonne immer seltener und später,
nimmt's der Mond mit Scheinen nicht genau.

Dringt das halbe Tageslicht noch durch den Nebel,
trüb und grau und klebrig schwer.
Klirrt die Wache schläfrig mit dem Säbel
und ein nasser Vogel zittert sehr.

Stehen dürre, hungerige Pferde
dampfend da, mit müden Augen.
Ganz durchweicht, verstreut auf nasser Erde,
kann der Hafer nicht mehr taugen.

An der moderigen Mauer
eine nasse Katze schleicht.
Mit hervorgekehrtem Pelz ein Bauer
schaut, ob ihm das Geld noch reicht.

6.12.1940, aus: Selma Meerbaum Eisinger - Ich bin in Sehnsucht eingehüllt
 

39 Kommentare

Alle Kommentare zu Trauer sind im Forum zu finden. Hier die neuesten 20.
 

Abaho

vor 20 Jahren / 20.
In jener Zeit in der blanker Hass, eine Ohnmacht so vieler war, zeigt dieses Gedicht, dass diejenigen, die Hassen durfeten, so viel mehr Mensch waren, da sie trauerten um solchen wahnsinnigen Hass gegen sie

Ozean

vor 20 Jahren / 21.
Es ist eins dieser Lieder. Es lässt mich mutiger sein.

groenlandi

vor 20 Jahren / 22.
...so sanft...

groenlandi

vor 20 Jahren / 23.
...hauchzart...

nichts

vor 20 Jahren / 24.
kann nicht mehr.

fürs nichts

vor 20 Jahren / 25.
"komm zu mir, dann wieg ich dich, wiege dich zur ruh. komm zu mir und weine nicht, mach die augen zu." (von selma)

licht

vor 20 Jahren / 26.
nur gut.lichtblick 03.

dérro

vor 20 Jahren / 27.
des jonglierens ohnmächtig.

dierro

vor 20 Jahren / 28.
des verdrängens meister.

luca-zwlf

vor 17 Jahren / 29.
Das ist das Traurigste Lied das ich kenne,aber auch eins der schönsten!

Das ist ein Lied, das man einfach zu Ende hören MUSS ohne viel zu reden!

Kelene

vor 16 Jahren / 30.
Ganz ehrlich?
Ich höre das vetonte Gedicht und mir rinnen die Tränen runter wie der Regen.
Es ist fast zu schön anzuhören wenn man den Hintergrund dazu sieht.
Umso drückender wirkt es auf mich.
Jeder der sich nur ein ganz kleines bisschen mit diesem Thema auseinandersetzt kann das Grauen nicht fassen.....zumindest geht es mir so.
Und allzu oft schiebe ich die Grausamkeiten der Menschen weg um nicht selbst unter zu gehen.
Aber dieses Gedicht mit der Musik dazu läßt alles über mir einstürzen.
Ich sehe vor meinem inneren Auge Bilder des Grauens und der vollkommenen Unmenschlichkeit.
Umso wichtiger ist so ein kleines leises Lied um zu berühren, um dafür zu sorgen das nie wieder so etwas passieren kann, passieren darf.
Und sei es nur bei mir um die Ecke.

Tout change le même

vor 16 Jahren / 31.
Eine junge Frau mit all den Träumen, Sehnsüchten und Hoffnungen, die man mit 15 oder 16 Jahren hat.
Und ihre Zukunft zerstört von machtgierigen Verbrechern und verblendeten Mitläufern, deren gesunder Menschenverstand und Gewissen irgendwo auf der Strecke verlorengegangen sind.

Der Gedichtband von Selma Meerbaum-Eisinger sollte Pflichtlektüre an den Schulen werden. Ebenso wie das "Tagebuch der Anne Frank".

Schmetterlinge im Eis

vor 16 Jahren / 32.
Hallo Leute,
wollt mal fragen ob mir jemand sagen kann wo ich dieses Lied bekommen kann.
Oder kann es mir jemand mit einer PN schicken?

Danke Simone

luca-zwlf

vor 16 Jahren / 33.
Das Lied ist auf der World Qunitet CD

http://www.amazon.de/World-Quintet-f...6794020&sr=8-1

Anders bekommt man es leider nicht

LG Luca

marlon75

vor 16 Jahren / 34.
"Ende Februar 2003 war dann plötzlich ein Grönemeyer-Song im Radio zu hören, der nicht auf "Mensch" zu finden ist. Ein unendlich trauriges, langsames Lied voll magischer Demut und vieleicht auch ein wenig Hoffnung. Das Lied hieß "Trauer", wurde unverkennbar von Grönemeyer gesungen - der Text stammt aber nicht von ihm, obwohl der Titel es nahe legte, sondern von der 1942 im KZ ermordeten Selma Meerbaum-Eislinger, und die Musik hatte die Schweizer Weltmusik-Band The World Quintett komponiert. Für "Trauer" trat Grönemeyer zum ersten Mal als Gastsänger einer anderen Band ans Mikrofon - obwohl es anfangs gar nicht danach ausgesehen hatte. World-Quintett-Drummer David Klein berichtet, wie es zu der Zusammenarbeit kam: "Ich habe keine Grönemeyer-CDs zu Hause: Ich bin kein klassicher Fan. Aber ich habe immer wieder bei einzelnen Sätzen aufgehorch, wenn seine Songs im Radio oder Fernsehen liefen. Seine Stimme hat mich berührt: Sie ist authentisch, und er klingt sehr integer.(...) Ich konnte mir intuitiv für "Trauer" nur ihn als Sänger vorstellen. Also habe ich im Mayfair-Studio angerufen und hatte Alex Silva am Telefon, den Produzenten. Es ging ein paar mal hin und her.(...) Damals war allerdings noch keine Rede von "Mensch", es herrschte völlige Stille. Da war überhaupt kein kommerzielles Kalkül dahinter. In meinen Augen war er einfach derjenige, der den Text mit der nötigen Ernsthaftigkeit rüberbringen konnte. Es ist ja ein Text aus den vierziger Jahren, das kann auch schnell peinlich werden. Aber Alex meinte: "Das kannst du vergessen." Ich hätte doch wohl auch nicht im Ernst geglaubt, dass Grönemeyer auf unserer Platte singt? Aber das hatte ich. Doch dann kam zwei Stunden später eine Mail von Rene Renner: Sie hätten sich unsere CDs angehört und seinen total begeistert; Grönemeyer wolle mit uns zusammenarbeiten.(...)
Er ist dann im März oder August 2002, das weiß ich nicht mehr so genau, zu uns nach Zürich gekommen und hat gesungen.(...)
"Trauer" ist ein sehr ruhiges, zartes Stück,in dem Grönemeyers Stimme ungewohnt behutsam klingt. Diese Aufnahme widerlegt endgültig alle Gerüchte, Grönemeyer könne nicht singen, sei nur ein "Grölemeyer". Das sieht auch Klein so: "Trauer ist ein harmonisch und melodisch sehr schwieriger Song. Und der Herbert kann wahnsinnig gut singen.(...) Er war wahnsinnig gut vorbereitet, als er nach Zürich kam. Damit war nicht unbedingt zu rechnen, er hätte ja auch sagen können, dass er keine Zeit gehabt hatte. Aber er hatte die Melodie total im Griff. Er hat Respekt gehabt vor dem Stück. Er ist das Lied ein paarmal mit dem Pianisten durchgegangen, dann hat er darum gebeten, dass im Studio das LIcht ausgemacht wird, es blieb nur ein einziger Spot für ihn an, und dann hat er einfach gesungen. Wir haben Gänsehaut bekommen davon! Er hat sich so zurückgenommen, er hat sich hinter den Text gestellt, in den Dienst des Textes, wie es alle großen Musiker machen. Da war überhaupt keine Selbstdarstellung.(...) er singt dieses Stück ganz anders als seine Songs. Viel verletztlicher, sehr frei über den Harmonien und Takten.(...) Die Aufnahmen dauerten nur einen halben Tag. Er hat sich den Song wirklich zu eigen gemacht. Die Melodie geht von ganz unten bis sehr hoch rauf. Er hat einen enormen Stimmumfang. Viele andere Sänger müssten vor so einem Stück erst maleine Milch mit Honig trinken - und er singt's einfach."

Quelle: Ulrich Hoffman, Grönemeyer Biografie

christian

vor 16 Jahren / 35.
wirklich gänsehaut pur, zu lesen, wie und was david klein (er hat "trauer" übrigens geschrieben / komponiert) über die entstehungsgeschichte dieses einzigartigen liedes erzählt.

natürlich ist es ein unendlich trauriges lied, aber ich liebe genau diese sooo klare, so verletzliche, so ehrliche stimme von herbert in diesem lied. und die melodie, es ist so... - ach, das muss man einfach gehört haben. ich habe das lied mittlerweile über 300 mal angehört und es ist jedes mal aufs neue total einnehmend, hauchzart und einfach nur schön.

creadina!

vor 16 Jahren / 36.
ich kann da nur zustimmen. dieses lied von ihm so gesungen is einfach nur

allein die szene wie er da im dunklen studio steht und dieses lied singt, kann ich mir gut vorstellen

außerdem bringt er es gut auf den punkt, das unser Herbert sehr wohl ein großartiger sänger ist.

chriss

vor 16 Jahren / 37.
Ach, da wäre ich auch gerne dabei gewesen.

Da ist ein Mensch, der so wunderschöne Dinge macht, und die verschwinden fast unbemerkt in einer "Versenkung" Ohne lv wäre ich wohl nie darauf gekommen. DANKE lv dafür !!!

Laurel

vor 16 Jahren / 38.
Interview mit David Klein zu "Trauer"

http://www.abendblatt.de/daten/2008/01/09/835180.html

paigeepaige

vor 15 Jahren / 39.
Sehr einfühlsam interpretiert. Ich mag das Lied sehr.

Wer es noch nicht kennt:

Video bei Youtube
 

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