Wir liegen im Streit
Mit Machtgefühl und Ehrgeiz
Regierungen kommen und gehen
Das Volk muss den Karren ziehn
Ihr habt uns nicht verdient
Ihr steht auf der Bremse
Wir wollen die Wende
Wir sind zum grossen Wurf bereit
Ihr vergeudet unsere Zeit
Und dabei seid ihr nur ausgeliehen
Der Sommer war gross
Das Wetter überreif
Aber ihr, ohne Idee, im Abseits
Ihr spielt nur zum Schein
lasst uns hinten allein
Für euren Vertrag fällt euch zu wenig ein
In einer flüsternden, flüsternden Zeit
Wir sitzen auf dem Sofa
Werden nur dösig und doof da
Wir strotzen vor Elan
Ihr lasst uns verkümmern auf der Bank
Gewinnen kann nur, wer was riskiert
Ihr steht zu weit vom Mann entfernt
Wo habt ihr kämpfen gelernt
Wer nichts falsch macht, kann auch verliern
Der Sommer war gross
Das Wetter gut heiss
Aber ihr, ohne Plan weit und breit
Ihr spielt mehr harmlos als schlecht
Der Gegner kommt über rechts
Für euren Ruf fällt euch sehr wenig ein
In einer flüsternden, flüsternden Zeit
Wir wollen keinen Riss durchs eigene Land
Wir nehmen noch immer jede geöffnete Hand
Wir wollen hier kein Wir und kein Die
Keine Schritte im Flur, keinen aufrechten Gang
Kein Wegdrehen, Ignorieren
Der Sommer war gross
Das Wetter überreif
Aber ihr rennt ohne Plan ins Abseits
Spielt mehr harmlos als schlecht
Der Gegner kommt über rechts
Für euren Beruf fällt euch sehr wenig ein
In einer flüsternden, flüsternden Zeit
Der Sommer war gross
Das Wetter richtig und heiss
Aber ihr ohne Ideen weit und breit
Ihr passt nur zurück
Im Angriff liegt das Glück
Wir sind lange zum grossen Wurf bereit
Wir brauchen keine Herumtendelei
Der Sommer war gross
Das Wetter gut heiss
Aber ihr steht weit im Abseits
Wenn Eure Stunde schlägt
Ist es zu spät
Weil ihr habt euch zuwenig bewegt
Ihr habt uns zuwenig bewegt
Zuwenig bewegt
Herbert Grönemeyer über "Flüsternde Zeit":
Das hieß „Whispering Times“ im Englischen. Ich singe immer so Bananentexte. In dem Bananentext kam diese Zeile „Whispering Times“ vor. Dann wollte ich halt schreiben über diese große Koalition, die wir haben, die sich an Harmlosigkeit nicht überbietet, die weder schlecht spielt noch gut, die einfach gar nicht vorkommt. Meiner Meinung nach haben die Deutschen – ich leb ja nun in England – während der WM ein Bild von Deutschland abgegeben, wo speziell die Engländer – die immer nur warten auf Blitzkrieg und Pickelhauben – völlig perplex waren von der Gastfreundschaft und dieser Leichtigkeit in Deutschland. Das war ein Signal, wie Deutschland mal in acht, zehn, vielleicht fünfzehn Jahren aussehen kann. Das muss man jetzt nicht einfordern, dass das Leben ständig eine Party ist. Was aber die Regierung falsch macht, glaube ich, ist eine große Koalition. Eigentlich sollten die keine Parteizwänge haben, sondern in den vier Jahren als Fachleute, jeder auf seinem Gebiet, zupacken und übergeordnet von jeder Parteizugehörigkeit das Land in Schwung bringen. Sie können gerne Fehler machen, aber sie sollten zumindest den Menschen das Gefühl geben: wir machen, wir tun. Wir spielen vielleicht verdammt schlecht, aber wir spielen. Die spielen aber quasi gar nicht. Ich glaube, die Menschen nehmen die kaum noch wahr. Das Drama bei einer großen Koalition ist aufgrund einer fehlenden Opposition, dass die Menschen, aus Frust oder weil sie sich nicht ernst genommen fühlen, anfangen, im Kopf leicht nach rechts zu rücken. Das wäre natürlich fatal. Das war genau das, was bei der WM gut ging, auch mit den ganzen Fahnen und was da alles im Spiel war. Außer diesem „Steh auf, wenn du ein Deutscher bist“, das fand ich eher tragisch. Aber grundsätzlich war die Haltung eine sehr entspannte, und schlimm wäre das, wenn das jetzt plötzlich durch dieses Nichtstun und diese Langeweile, die die ausstrahlen, dass dadurch die Menschen nach rechts tendieren. Das wäre furchtbar. Darum geht es in dem Lied. Das ist eben eine Analogie mit Fußball, mehr eine Wortspielerei. Ich fand das ganz lustig, das anhand von Fußball zu beschreiben. Das Schlimmste ist, wenn man noch nicht einmal schlecht spielt, sondern gar nicht spielt, sondern nur blöd herum steht, aus Angst, was falsch zu machen, ins Nichtstun verfällt, oder nur kleine Dinge, die todsicher sind, zu machen. Wer kein Risiko geht, kann eben auch verlieren. Das ist ein bisschen meine Außensicht von England auf Deutschland, aber wenn ich mit Deutschen hier in Deutschland spreche, dann deckt sich das auch. Sicher steht der Song in einer Reihe mit „Die Härte“, „Grönland“, „Neuland“ und „Luxus“. Wenn man an einem Land hängt und ich hänge an Deutschland, dann ist das so wie mit einem Partner, den man besonders liebt. Dann guckt man natürlich auch besonders scharf und was einem missfällt, das sagt man dann auch. So würde ich meine Beziehung auch beschreiben. Ich finde es einfach schade: Da sitzen zehn, fünfzehn Leute am Tisch, die gemeinsam was bewegen können, zumindest den Menschen das Gefühl geben, komm, wir machen hier was gemeinsam, wir ziehen hier mal richtig los. Dabei wird auch viel falsch gehen, aber dieses völlig Verzagte, das finde ich eine Gemeinheit. Das finde ich unfair. Das nervt.
Achilles
vor 17 Jahren / 40."Wenn Eure Stunde schlägt
Ist es zu spät
Weil ihr habt euch zuwenig bewegt
Ihr habt uns zuwenig bewegt
Zuwenig bewegt"
Seit wann lässt sich uns' Herbert, der allergrößte Verwender von Sprachwitz und Sprachintelligenz im Musikgeschäft, dazu herab, die Deppenkonjunktion "weil" anstelle von "denn" zu benutzen? Das ist schlichtweg falsch!!!
In der Umgangssprache toleriere ich sowas ja noch, aber im Schriftdeutsch hat es nichts verloren. Wobei ich Hernn Grönemeyer keine Unfähigkeit unterstelle, sondern hoffe, dass auch dieser Fehler absichtlich eingebaut worden ist, um die Dummheit der heutigen Politiker zu plakatieren.