Das Dorf hat einen fremden Klang
Der Kontinent am äussersten Rand
Der Grosse lacht genau wie er
Ihre Sicht hat sich verkehrt
Aber auch den Jüngsten geht es gut
Sie fragen ihr Löcher in den Bauch
Warum gaben sie ihm das Mittel nicht auch
Woher kommt die Ãœberheblichkeit
Wer trifft über Leben den Entscheid
Ihr fällt darauf keine Antwort ein
Und wird manchmal das Herz zu schwer
Und wird ihr Atem ruhig und leer
Dann denkt sie sich zu ihm
Sie haben ihre Dosis verteilt
Sie hat nur für einen gereicht
Er sagte nur: Du bleibst
Die Jahre stehen zäh im Land
Viele sind, wie er, gegangen
Sie erzählt ihnen oft von ihm
Von seinem unbeschwerten Sinn
Dann ist die Zeit Sekunden still
Und wird das Herz dann wieder schwer
Und spürt der Atem sie nicht mehr
Dann kommt sie schnell zu ihm
Und sie fühlt sich als Verräter
Besonders die zwei Mal am Tag
Das Gefühl wird immer härter
Trifft sie immer stärker
Weil sie sie nehmen darf
Weil sie bleiben darf
Dann wird ihr das Herz zu schwer
Dann spürt sie ihren Atem nicht mehr
Und sie will nur noch zu ihm
Und sie sitzt neben ihm wie einst
Und dann sind sie wieder wie früher vereint
Er sagte ja: Bis gleich
Woher kommt die Ãœberheblichkeit
Wie trifft man über Leben den Entscheid
Herbert Grönemeyer über "Marlene":
Der Titel ist vielleicht etwas speziell. „Marlene“ kam daher, dass ich Alex zeigen wollte, es gibt so eine typische deutsche Art, Lieder zu schreiben. Als ich die Musik geschrieben habe, habe ich versucht, ihm an Hand von „Lili Marleen“ das zu erklären. “Wie einst Lili Marleen, vor der Laterne, vor dem großen Tor“. Das hat auch diese Sehnsucht. Das Lied beinhaltet diese Sehnsucht. Ich arbeite ja auch zusammen mit der Gruppe „Deine Stimme gegen Armut“, die weltweit versucht, sich um die Armutsbekämpfung zu kümmern, bzw. die G8-Staaten daran zu erinnern, dass sie versprochen haben in den Jahren 2000 bis 2015 die extreme Armut zu halbieren. In diesem Zusammenhang habe ich mit Gruppierungen gearbeitet, die sich um AIDS-Bekämpfung kümmern. Es gibt dieses Drama, dass in Afrika 40 Millionen Menschen infiziert sind. Davon kriegen knapp zehn Prozent, wenn überhaupt, das Medikament. Es gibt ein Medikament – was ich gelernt hab, was ich auch nicht so genau wusste – das man zweimal am Tag nimmt und was diese Krankheit zumindest im Schach hält. Wenn wir in Europa eine AIDS-Epidemie hätten und plötzlich 100.000 Menschen infiziert wären, wäre das Medikament sofort vorhanden. Ich denke, jeder würde das sofort kriegen. Wir gucken zynisch auf Afrika und sehen im Grunde genommen Menschen beim Sterben zu. Ich dachte, wenn man sich mal an einem Beispiel klarmacht, dass ein Ehepaar, die beide infiziert sind, die Kinder haben und die nur eine Ration kriegen – und das ist wirklich so – dass die dann entscheiden müssen, wer es nimmt und wer es nicht nimmt. Wer es nicht nimmt, der weiß, dass diese Entscheidung auch seinen Tod bedeutet. Da geht es an einem Beispiel eines Ehepaars, wo der Mann eben gestorben ist, wie man den Wahnsinn, diesen Zynismus erklärt. Unsere Generation wird von unseren Kindern sicherlich daran gemessen, wie schnell wir es schaffen, in Afrika, in Südamerika oder auch in Russland dieses Medikament zur Verfügung zu stellen. Das ist wirklich eine Gemeinheit und spiegelt uns im Grunde genommen wider: Sobald es eben nicht vor der eigenen Tür ist, haben wir eine unglaubliche Überheblichkeit und das ist einfach ein Unding. (…) „Marlene“ war als atmosphärische Nummer geplant und da ging es ganz stark um das prägende Sentiment, was es auch bei „Lili Marleen“ gibt, nämlich Sehnsucht. Jemanden, den man verloren hat, gerne wieder bei sich zu haben.
Nickiboy
vor 17 Jahren / 85.