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Alt 05.01.2013, 12:03   #1
beenie
Engel der Sünde...
 
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beenie ist ein sehr geschätzer Menschbeenie ist ein sehr geschätzer Menschbeenie ist ein sehr geschätzer Menschbeenie ist ein sehr geschätzer Mensch
AW: Manchmal lernt man im Internet was fürs Leben

Ganz ehrlich, ich verstehe die Entrüstung vieler gegenüber G8 überhaupt nicht. In Thüringen gab's zu meiner Schulzeit nichts anderes und ich bin ziemlich froh darüber gewesen, nicht 13 Schuljahre abdrücken zu müssen. Zeitgleich habe ich mich in meiner Kindheit auch nie überfordert gefühlt oder geglaubt was zu versäumen. Für meine Hobbys blieb immer genug Freizeit und sogar zum rumgammeln und nichts tun. In der 5. Klasse hatte ich außerdem nie länger als bis 13:10 Schule.
Ich würde mal behaupten wollen, dass es den meisten meiner Mitschüler nicht geschadet hat, eigentlich keinem. Und die Tatsache, mit 18 das Abitur zu haben, schadet auch niemandem. Im Gegenteil, man kann eher in Studium und Ausbildung starten, die Jungs konnten damals auch schon mit 19 statt mit 20 eben dies tun.
Das größte Problem für viele ist vielleicht, dass sie das System so nicht kennen und sich nicht dran gewöhnen wollen. Ich will jetzt keine Schulen mit 9 Jahren bis zum Abi verunglimpfen, aber dann bleibt eben weniger Zeit für Larifari-Unterricht. Ich glaube kaum, dass die Schüler durch diese Umstellung entsetzlich leiden müssen, sie müssen sich nur umstellen. Bei uns hat keiner gelitten und schon allein die Tatsache, dass ein Großteil der Schüler nach dem Unterricht sogar noch FREIWILLIG an einer schulischen Arbeitsgemeinschaft teilgenommen hat, spricht doch auch nicht für die totale Überforderung, oder? Wenn die Kinder so überfordert sind, ist vielleicht ein Gymnasium nicht zwingend die richtige Schule?
Noch ein Punkt, der mir in dem Zeitartikel aufstieß: Der Vater schrieb, er wäre nie 7 Stunden in der Schule gewesen. Erstens: Die Zeiten und Ansprüche ändern sich. Aber zweitens: Ich weiß nicht, wie es in den alten Bundesländern früher war, aber meine Eltern sind auch noch samstags zur Schule gegangen. Dann ist es ja logisch, dass man unter der Woche nicht so lang Schule hat...
Na ja, wie dem au sei, bevor ich mich in Rage schreibe und noch mehr zusammenhangslose Argumente aus mir rausblubbern, mache ich mal einen Punkt.

Mir hat in meiner Kindheit nie etwas gefehlt, ich hatte mehr als genug Freizeit und trotzdem immer super Noten. Ich bin pro G8, auch wenn ich damit hier wohl sehr allein da stehe.

Liebe Grüße
beenie
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Alt 08.01.2013, 22:16   #2
Chefkritiker
Kreuzt deinen Weg
 
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Chefkritiker wird schon bald berühmt werdenChefkritiker wird schon bald berühmt werden
AW: Manchmal lernt man im Internet was fürs Leben

@ beenie: Dann werde ich nun nochmal auf den ein oder anderen Deiner Aspekte eingehen.

Zitat:
Zunächst ist mir durchaus klar, dass die Zeit des Studiums die Flexibelste ist. Aber so wie du es immer wieder ausdrückst, klingt das einfach danach, als wären Studenten absolut faule Schweine - Entschuldigung für diesen Ausdruck - die vor lauter Zeit nichts mit sich anzufangen wissen. Bei aller Liebe, dass es nach dem Studium anders aussieht, dürfte wohl auch jedem klar sein. Ein Arbeitnehmer hat nunmal dann und dann da zu sein, dann seine Familie oder was auch immer und weniger Zeit, die er flexibel nutzen kann.
"Absolut faule Schweine" hast Du jetzt gesagt!
Wieso sollte ich Euch in Eurer Gesamtheit so betiteln? Die Motive zur Wahl eines Studiums sind ebenso verschieden wie die Einstellungen dazu.
Es ging doch hier ursprünglich um die Verkürzung des Abiturs auf 12 Jahre und die damit verbundenen Zeitstraffungen. Daraufhin habe ich auch Bezug auf die Folgezeit des Abiturs genommen (Studium), und habe dabei die Meinung vertreten, dass die "Jammerei" überzogen ist. Es geht um die Struktur des Bildungs- und Entwicklungsprogramms "Studium" und nicht um Individuen, die den Weg wählen.
Ich muss aber auch gestehen: Ich kenne junge Leute, die das Studium mit der Argumentation beginnen, "nochmal ein paar Jahre chillen zu können".
Da muss hinterfragt werden, ob ein Ausbildungsgang, der primär die gebildeteren Menschen (also die Bildungselite) anspricht, solche Motive befriedigen können sollte, oder?! Und nach meinen Erfahrungen bin ich sehr sicher: Das kann er!

Jetzt stelle ich mal zwei Zitate von Dir gegenüber:

Zitat:
Das bezieht sich ja eindeutig auf mich und meinen Post. Erstens habe ich das so überhaupt nicht geschrieben, sondern gesagt, dass das Studium nun mal nicht primäre berufsvorbereitende Funktionen innehat und für mich nicht innehaben sollte, weil eine Universität nun mal eine Bildungsanstalt ist und keine Berufsschule.
Mit dem rot markierten Teil sprichst Du Dich doch für eine wissenschaftliche Grundausrichtung aus. Nichts anderes besagt die Redewendung "für etwas werben". Du "wirbst dafür". Dass Du mit dieser Ansicht keine TV-Werbespots oder Zeitungsanzeigen schaltest, ist mir schon klar!

Wir beide werden vermutlich niemals einen gemeinsamen Nenner finden, weil wir grundverschiedene Dinge vor Augen haben.

Deinen Aussagen entnehme ich, dass Du die Wissenschaft auch beruflich weiter verfolgen/voranbringen möchtest. In diesem Fall erübrigt sich ja die Diskussion der Berufsvorbereitung, da Du in dem Genre bleibst, in das Dich die Uni einführt, die Wissenschaft.

Aber beenie...wie viele Studenten wählen diesen Weg??? Hierbei müsste jetzt sicherlich nach Studienfächern unterschieden werden.

Bei Naturwissenschaftlern ist die Quote der späteren Wissenschaftler sicherlich recht hoch.

Aber das war's doch dann auch schon!!!

All die anderen, die sich dann in einem nicht-wissenschaftlichen Beruf etablieren wollen, werden dafür mangelhaft vorbereitet!

Beispiele:

Ein Lehrer/eine Lehrerin steht nach vielen Jahren das erste mal verantwortlich vor einer Klasse. Merkt er dabei, dass ihm die Pädagogik und die nötige Autorität und all die anderen Attribute, die für die Praxis relevant sind, fehlen...tja, dann hat er/sie viele Jahre in den Sand gesteckt. Und dann spielt es nicht die geringste Rolle, wie die Noten in den theoretisch-wissenschaftlichen Klausuren zuvor waren.

Ein Pfarrer/eine Pfarrerin: Die nehmen die Bibel auseinander, dass es nur so kracht. Doch wer bereitet sie darauf vor, eine Art Führungskraft für viele Gemeindemitglieder zu sein? Wo sind die Berührungspunkte mit Trauer und dem Tod?

Ein Betriebswirt: Kein Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft wird später sein Glück finden, weil er weiß, wie er Investitionsobjekte in der Theorie quantifizieren und bewerten kann. Die Kenntnis über innerbetriebliche Abläufe und Hierarchien und die damit verbundene Herausbildung eines Gespührs für die Unternehmenspraxis und dessen "eigenen Gesetzen" sind oftmals mangelhaft. Ein "Networking" schon während des Studiums ist kaum möglich.

Das sind jetzt mal drei konkrete Beispiele, die mir ad hoc einfallen.

Du hast mich nach einem Konzept gefragt. Das kann ich abschließend gerne nochmal skizzieren, weil ich es auf den Beispielen aufbauen kann.

Und zwar: Verzahnung von Theorie und Praxis!

Ein Lehramtsstudent könnte in der vorlesungsfreien Zeit zum Beispiel einer Schule zugewiesen werden, wo der/diejenige sein Hausarbeitsthema (oder aus Zeitgründen einen Auszug daraus) nach der wissenschaftlich fundierten Herausarbeitung in einer Unterrichtseinheit Schülern zu vermitteln versucht. Das didaktische und methodische Rüstzeug müsste die Uni in einem Modul zu Beginn des Studiums vermitteln. Auf diese Weise erfahren sie früh den Kontakt zu den Schülern und können ein Gespühr entwickeln, ob sie in eine solche Rolle hineinwachsen können und wollen. Der "Mentor" an der Schule müsste natürlich ein Lehrer sein.
Dass die natürlich nicht alle sofort "hier" schreien um diese Mehrbelastung in ihren Berufsalltag zu integrieren, ist mir natürlich klar. Deren Aufgabenbereich müsste man demnach schlank halten.

Ein BWL'er könnte als Aufgabe erhalten, in seine wissenschaftliche Arbeit Transfers zur Unternehmenspraxis herzustellen. Die notwendige Kontaktaufnahme mit Unternehmen würde das Networking antreiben und ein erstes Gespühr für innerbetriebliche Abläufe liefern. Alleine schon die Erkenntnis, dass das jeweilige theoretische Thema in der Praxis schwer zu finden ist, wäre ein wichtiger Schritt zur Horizonterweiterung.

In manchen Branchen haben sich so genannte "duale Studiengänge" ja bereits etabliert, weil man die Vorzüge einer früheren Konfrontation und einer Verzahnung von Theorie und Praxis erkannt hat. Und ich könnte mir vorstellen, dass viele Betriebe gar nicht mal so abgeneigt wären, einen gewissen Austausch mit Universitäten und Studenten zu pflegen. Der demografische Wandel und der damit verbundene "war for talents" lässt grüßen.

Also dann...genieße Deine studentische Flexibilität!

Irgendwann weiß aber jeder Student: Das Leben ist kein Campus!
__________________
Verramsch nicht Dein Etwas,
bleib fremd und stark,
im Zwielicht und Schatten,
entzieh Dich dem Markt.
Verteidige Deine Grenzen.
Du bist das, was keiner sieht.
Jeder braucht zum Überleben,
sein intimes Sperrgebiet.
___________________________

Denke Dich weit, wenn Du schweigst.
Vertritt schräge Thesen
und was immer Du weißt
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Alt 09.01.2013, 00:03   #3
beenie
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beenie ist ein sehr geschätzer Menschbeenie ist ein sehr geschätzer Menschbeenie ist ein sehr geschätzer Menschbeenie ist ein sehr geschätzer Mensch
AW: Manchmal lernt man im Internet was fürs Leben

Na, vielleicht finden wir doch auf einen Nenner, Chefkritiker. So, wie du jetzt geschrieben hast, kommen wir sicher auf einen grünen Zweig. (Entschuldige bitte, dass ich du klein schreib, ich bin ein Kind neuer Rechtschreibung )

Zunächst: stimmt, cloclo, hier geht's zwar um was anderes, aber manchmal entwickeln sich Diskussionen etwas weiter. Aber ich möchte hier auf keinen Fall jemandem die Augen auskratzen.

Mir ist durchaus klar, dass nicht alle Studenten studieren, um einfach was zu lernen oder auf ein Ziel hinzuarbeiten, weil sie mal gehört haben, dass das 'ne tolle, entspannte Zeit ist. Seit Bologna funktioniert's nicht mehr ganz so gut mit dem Entspannen, wenn man nicht rausfliegen will. Aber das sei mal dahingestellt. Ich denke, die Mehrheit verfolgt mit dem Studium schon ein Ziel.

Was BWL und Theologie betrifft, stimme ich dir völlig zu. Gerade bei BWL wäre vielleicht ein Dualstudium sinnvoll. Vielleicht sollten die Verantwortlichen mal darüber nachdenken, sowas auch an Berufsakademien anzubieten. Die sind ja halb praktisch, halb theoretisch, allerdings leider kaum anerkannt.

Theologie ist leider schwierig. Da sällt mir spontan auch nicht ein, wie man das anders regeln könnte. Es gibt ohnehin recht wenige Studenten, die nur Theologie (also nicht in Kombi mit Lehramt) studieren. Viele bleiben im akademischen Bereich. Sie anderen werden dann leider ein bisschen ins kalte Wasser geworfen. Aber die meisten, die Pfarrer oder Pastor werden, sind, glaub ich jedenfalls, ohnehin die Menschen, die das nötige Einfühlungsvermögen und Charisma mitbringen. Ein Soziopath stellt sich dem sicher nicht freiwillig.

Beim Lehramt geht unsere Uni zum Beispiel mit sehr gutem Beispiel voran: Erstens muss jeder Studi bis zum 4. Semester 400 Stunden (glaub ich jedenfalls) insgesamt pädagogisch tätig gewesen sein und darüber einen Bericht schreiben. Es geht also alles von Nachhilfe bis Betreuer in 'nem Jugendcamp. Dazu ist im 5. oder 6. Semester ein Praxissemester angesetzt, in dem die Lehramtanwärter in Schulen gehen und hospitieren, aber auch selber Unterricht halten müssen. Wer dann merkt, dass das nicht passt, hat immerhin kein ganzes Studium verdaddelt. Das finde ich einen sehr guten Ansatz, oder nicht?

Und ja, ich strebe ein Dasein als Wissenschaftler und, mit Glück, vielleicht eines zerstreuten Professors an. Auch wenn die Uni ein - unter uns gesagt - leider nicht so toller Arbeitgeber ist, macht's mir einfach tierisch Spaß. Dahingehend würde ich auch gern meine Aussage relativieren, was das reine Ausbilden von Wissenschaftlern angeht. Das gilt für mich vorwiegend für klassische Wissenschaften wie eben Philosophie, Geschichte usw. Die Naturwissenschaftler kommen immer unter, irgendwo. Das Handwerkszeug lernen wir, der Rest ist Einarbeitung. Die Geisteswissenschaftler und Kulturwissenschaftler haben's da sicher schwerer. Leider fehlt mir in diesem Bereich der tiefgehende Einblick, was Zukunftsaussichten angeht.

Übrigens ist meine Studiumszeit vorbei. Der Ernst des Lebens hat nun auch bei mir um sich gegriffen.

So, nun glaube ich, haben wir doch eine Ansicht gefunden, mit der wir beide halbwegs leben können, nicht?

Über G8 waren wir uns ja weitestgehend einig.
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Alt 31.01.2013, 22:55   #4
bebbsy
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bebbsy ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt
AW: Manchmal lernt man im Internet was fürs Leben

Ich denke schon dass es heutzutage eher nur danach geht, dass die Bidlung immer schneller und somit auch kostengünstiger gestaltet wird, anders kann ich mir gerade auch die ENtwicklung an den Unis mit dem Bachelor nicht erklären.
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Alt 19.07.2013, 12:44   #5
CaroFuhrmann
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CaroFuhrmann ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt
AW: Manchmal lernt man im Internet was fürs Leben

Hallo

so wie viele andere Bereiche des Lebens ist der kommerzielle Wettbewerb nun auch in der Schule angekommen. Kinder werden schon früh auf das funktionieren im System trainiert. Das Problem ist nr, wenn dann müssen alle aussteigen, aus dem ganzen System und der Wettbewerb, der für Handel und die Industrie funktioniert darf nicht auf alle Lebensbereiche übertragen werden ...

Am Rande ... man hat heraus gefunden, dass die Menschen heute auf der Straße schneller gehen als noch vor 10 Jahren. Ich glaube, bin mir aber nicht sicher, das es rund 15% sind.

Hmm tut dem Menschen die Schnelligkeit gut? Ich denke nein. Wenn wir aber umdenken vermittelt uns das Umfeld entweder wir sind faul und Schmarotzer der Geselschaft oder wir sind nicht wettbewerbsfähig, also nicht gut genug ...
Gruß
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