Das Fernsehprogramm von heute... was bleibt, außer Werbung?

[neue.welt]

Hallo zusammen.

Es gab ja kürzlich den Thread zum Dschungelcamp, in dem ich mich wie folgt geäußert habe:

Also, meine Meinung zu ganz allgemein solchen Shows, wie 'ich bin ein Star, holt mich hier raus', 'DSDS', 'Bauer sucht Frau' und was es in der Richtung noch alles gibt ist ganz einfach:

Solche Shows zeigen, wie krank unsere ganze Gesellschaft wirklich ist!

Aus Sicht der Privatsender, von denen ich wirklich den Eindruck habe, daß sie nur noch nach der kostengünstigsten Möglichkeit suchen, die Lücken zwischen den geldbringenden Werbepausen zu füllen ist das einfach... Die suchen sich ein paar erloschene Sterne, die aus dem Geschäft schon raus sind und für eine Hand voll Geld und Publissity (um vielleicht wieder einen Einstieg zu finden) alles tun würden und schicken sie in ein Camp, das wohl nicht so teuer im Unterhalt sein wird und lassen sie preisgünstige Maden essen. Das alles ist sicher weitaus günstiger als einen guten Film zu zeigen oder eine gut recherchierte Reportage. Die verdienen daran für nahezu null Leistung einen Haufen Schotter mit der Werbung!

Und der Konsument konsumiert. Es gibt genug Leute, die sich das freiwillig reinziehen. Mag es aus Schadenfreude sein, aus Sadismus oder einfach aus der Bequemlichkeit oder Müdigkeit heraus, die einen nach acht Stunden Arbeit in die Freizeit entläßt, nicht mehr aufnahmefähig für irgendwelche sinnvolle TV-Kost oder gar - kaum auszudenken - Freizeitgestaltung ohne TV, nur noch bereit dazu, sich so einen Schrott anzugucken. Und, wer nicht freiwillig einschaltet, der wird dazu gezwungen, zumindest davon zu hören, denn RTL bringt die wahrhaft über den Weltfrieden entscheidenden Neuigkeiten aus dem Dschungelcamp sogar in den Nachrichten!

Ich finde, das spiegelt wirklich unsere gesamte Gesellschaft wieder. Der Konsument hat zu konsumieren, nicht danach zu fragen, ob oder was er konsumiert, ob es sinnvoll ist oder nicht, qualitativ hochwertig ist oder nicht, ob seine Geldanlage sicher ist oder nicht. Das Konsumgut wird aus den billigsten, nicht günstigsten, den billigsten Mitteln hergestellt, teilweise im fernen Ausland unter Umständen, die uns zum sich die Haare raufen bringen würden, wenn wir bereit wären, mal darüber nachzudenken und Unternehmen verdienen sich eine goldene Nase mit Jeanshosen aus China für einen Dumpingpreis oder faulen Krediten aus Amerika (bei letzterem allerdings nur kurzfristig - sorry, ich hab da kein Mitleid für).

Offenbar merkt das kein Mensch!

Genau das ist unsere globale Krankheit und diese TV-Shows zeigen es, sind der Spiegel, der uns vorgehalten wird!

Ich habe nicht den ganzen Thread gelesen. Möglicherweise habe ich mich jetzt furchtbar unbeliebt gemacht. Sorry, aber so sehe ich die Sache.

Daraufhin gab es einige Renomees und IMs, die zeigen, daß es Leute gibt, die die Sache genau so sehen. Ich finde, das ist ein Thema, das man diskutieren kann und sollte und, daß hier ein guter Ort dafür ist.

Anbei gibt es noch die Antwort von mir auf eine IM (natürlich ohne Namen). Ich bin gespannt, ob es hierzu eine Diskusion gibt und, wie ihr die Sache seht.

Was mich an der Sache besonders aufregt, ist nicht, daß es einzelne solcher Sendungen gibt... Es ist das Prinzip, das weit dahinter steht...

Angefangen hat was ich meine mit den Spiel- und Quizshows, den sogenannten Dauerwerbesendungen. Über die will ich mich gar nicht aufregen, die waren unterhaltsam und sicherlich nicht das Schlechteste, was das Fernsehen zustande gebracht hat. Aber der Gedanke dahinter war: 'Mensch, ich kann Geld damit verdienen, daß ich Leute im Spiel Produkte gewinnen lasse, die ich natürlich ausführlich erkläre und somit Werbung mache, womöglich von den Werbepartnern die Produkte auch noch zum Zweck sie zu bewerben gesponsort bekomme. Und, damits mit der ganzen Werbung nicht langweilig wird, füge ich noch Werbeunterbrechungen ein.Letztlich zahle ich nur den Moderator und das Studio.'
Das Prinzip spricht nicht für Qualität, aber es war unterhaltsam und vom Niveau her nicht unter aller Sau. Als sich herausstellte, daß das Prinzip so funktionierte, schossen solche Shows wie Pilze aus dem Boden... Glücksrad, Der Preis ist heiß, Geh aufs Ganze und was es da noch alles gab.

Danach kamen dann die Talkshows. Was Fliege noch halbwegs niveauvoll angefangen hat, wurde auf einmal abgekupfert von Arabella Kiesbauer, Andreas Türck, Oliver Geissen und wie sie alle heißen... Und, je niveauloser, je mehr Fäkalsprache, je besser. Auch hier ist das Prinzip eher einfach... Die Leute, die da hin gehen kriegen 200 € in die Hand und waschen vor der Kamera schmutzige Wäsche. Das Geld, das an die Gäste ging, konnte locker von den Kartenerlösen der Studiozuschauer finanziert werden, vermutlich auch noch der Moderator... So etwas kostet nix und, wie gesagt, je tiefer das Niveau, je besser kommts an. Es gab Talkshowtourismus von Leuten, die bei jeder Talkshow einmal vorgesprochen haben und auch von Leuten, die bei Arabella eine ganz andere Meinung vertraten als bei Andreas... Themen, wie Arbeit ist Scheiße, ich will ein Kind von Dir oder warum fickst Du meine Mutter...

Als das dann dem Zuschauer zu fade wurde, kamen die Leute vom Fernsehen auf eine tolle Idee: Man setze ein paar Schauspieler dazu, die Richter, Schöffen und Anwälte spielen, wasche weiter auf niedrigstem Niveau schmutzige Wäsche und nenne das dann Gerichtsshow. Auch die schossen eine Zeit lang wie Pilze aus dem Boden. Auch Produktionskosten, wie Niveau nahe bei Null. Vor Allem, wenn es so, wie bei diesen Shows wirklich in deutschen Gerichten zuginge, dann stünde es um unser Land weit schlechter als ich dachte...
Dreist wurde es, als die dann anfingen, in der Hoffnung, es würde niemand merken, die Gerichtsshows zu wiederholen...

DSDS ist meiner Meinung nach der Dreistigkeit des Fernsehens Höhepunkt. Man lasse Leute kommen, die sich bewußt lächerlich machen wollen oder, die es nicht merken, daß sie es tun, lasse sie dies gratis tun und mache Quote damit. Wenn man die Guten rausgesiebt hat, mache man Quote mit ihrem Können. Den Besten knebele man dann in einen Plattenvertrag, an dem die Plattenfirma mehr verdient, als der Künstler, nehme zwei oder drei Alben auf, bis der Hype vorbei ist und dann reiche man ihn weiter an Big Brother oder das Dschungelcamp...

Dazu habe ich mich ja schon geäußert, wie ich über solche Shows denke...

Lustig fand ich in der Beziehung auch Pro7. Als die mit Gallileo anfingen, dachte ich echt 'Mensch, hat das TV jetzt etwa mal etwas gemerkt? Da ist ja wirklich mal Gehalt hinter'. Irrtum. Diese Sendung habe ich ab und an mal laufen, während ich nebenher irgendwie Abendbrot mache oder esse. Was Besseres ist um die Zeit nicht. Mittlerweile vermitteln die auch nur noch Halbwissen und Dinge, die kein Mensch wissen will. Und auch dort fängt man jetzt an, die Beiträge zu widerholen. Denken die, das merkt der dumme Zuseher nicht?

Ich störe mich nicht an einzelnen niveaulosen Shows. Die muß es sogar geben, weil es Leute gibt, die sie nunmal sehen wollen. Woran ich mich störe ist, daß ich mir verarscht vorkomme von den privaten Free-TV-Sendern und davon, daß die einzige Motivation des Programmes das sie machen wirklich, wie ich sagte, zu sein scheint, möglichst kostengünstig die Lücken zwischen den Werbepausen zu schließen. Dieses Gefühl für dumm verkauft zu werden, das ist, was mich da eigentlich stört.