"Das Hobellied"
Da streiten sich die Leut' herum
wohl um den Wert des Glücks;
der eine heißt den andern dumm;
am End' weiß keiner nix.
Da ist der allerärmste Mann
dem andern viel zu reich!
Das Schicksal setzt den Hobel an
und hobelt alles gleich.
Die Jugend will halt stets mit G'walt
in allem glücklich sein;
doch wird man nur a bisserl alt,
dann find't man sich schon drein.
Oft zankt mein Weib mit mir, oh Graus!
Das bringt mich nicht in Wut.
Da klopf' ich meinen Hobel aus
und denk: Du brummst mir gut!
Zeigt sich der Tod einst, mit Verlaub,
und zupft mich: Brüderl, kumm!
Da stell' ich mich im Anfang taub
und schau mich gar net um.
Doch sagt er: Lieber Valentin,
mach' keine Umständ', geh!
Da leg' ich meinen Hobel hin
und sag' der Welt Ade!
Ferdinand Raimund / Konradin Kreuzer
Gar nicht so blöd, dieses Lieblingsgedicht eines lieben Menschen, der heute morgen leider verstorben ist...
