Auszug aus einem Artikel der Berliner Morgenpost:
Theater muß wie Fußball sein" - auch dieser Satz wird Brecht zugeschrieben, obwohl er eher aus dem Umfeld des Straßentheaters von 1968ff stammt.
Der Höhepunkt der WM-Theaterfeierlichkeiten sind Robert Wilsons pompöse "Soccersongs" mit Musik von Herbert Grönemeyer am 31. Mai, neun Tage vor dem Eröffnungsspiel, auf dem Bebelplatz vor der Staatsoper, aber auch sämtliche anderen Bühnen werden sich beim Sport anbiedern. Anders als im Fußball läßt sich im Theater ja wirklich jede Vorlage verwandeln - man muß nur wollen. So läßt sich die Komische Oper am 8. Juni mit dem von Moritz Eggert komponierten Oratorium "Aus der Tiefe des Raumes" hören, in dem u. a. Trapattonis unsterblicher Monolog vertont wird. Schon Anfang März gibt es einen Doppelschlag: Am 1. 3. hat Alain Platels "Vespero" in der Staatsoper seine deutsche Erstaufführung, und das Jugendtheater Strahl zeigt vom 9. 3. an in der Arena sein groß angelegtes Stück "Garuma" über Aufstieg und Fall eines brasilianischen Fußballidols. Platels Stück hat vordergründig recht wenig mit Fußball zu tun, es geht vielmehr um die Opern Monteverdis. Angesichts all der Theater, die nun geradezu verzweifelt direkte Bezüge zum Fußball herstellen, ist diese Zurückhaltung geradezu sympathisch. André Heller, der Organisator des WM-Kulturprogramms sagt: "Platel ist ein Heiler, ein Liebender, ein Theater-Mensch. Dies sollte Grund genug sein."