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AW: was sind für euch die *besten* filme ??!
Ein eher kleinerer aber dennoch sehr bewegender und berührender Film:
Iris - Die Reise ins Nichts
"Sie sind ein ungleiches Paar: Die junge Iris (Kate Winslet), die lebenslustige, offenherzige, bisexuelle Schriftstellerin mit einer ganzen Reihe von Verehrern und John (Hugh Bonneville), der schüchterne, stotternde junge Hochschuldozent, der zwischen Exzentrik und Peinlichkeit hin und her schwankt. Doch wenn es um Worte, um die Welten der Phantasie und Theorie geht, sind beide in ihrem Element.
Selbst ein Besuch im Supermarkt wird bei dem gemeinsam alt gewordenen Ehepaar zum schlagfertigen Disput über das Selbst und das Sein - aufgehängt etwa an einer angeblich besonders stabilen Plastiktüte, die, so die Werbung, eine "Tasche fürs Leben" sein soll. Die Idylle aber, sie wird brüchig, denn Iris (im Alter gespielt von Judi Dench) merkt, erst langsam, dann immer deutlicher, daß ihr Gedächtnis sie im Stich läßt. Ihr Mann John (Jim Broadbent) will die Diagnose Alzheimer nicht wahr haben und erinnert sich in Rückblenden an die Anfänge ihrer Beziehung.
"Iris" ist die Verfilmung des autobiographischen Buches von John Bayley, Ehemann der 1999 verstorbenen britischen Schriftstellerin Iris Murdoch, die an Alzheimer litt.
John ist denn auch die Hauptfigur des Dramas, der die langsame "Reise in die Dunkelheit" seiner Frau mit Trauer, Angst aber auch Wut miterlebt. Immer wieder versucht er, seine Frau zu erreichen, sie wieder zum Schreiben zu bringen.
Doch Iris verstummt immer mehr. Nur mit Mühe beendet sie ihren letzten, 26 Roman, vergißt erst Worte dann Freunde, schließlich, wie man eine Tür öffnet, um zum Schluß reglos vor dem Fernseher zu sitzen und auf die Teletubbies zu starren.
In einer der anrührendsten Szene des Films sitzt Iris, einst eine begeisterte Schwimmerin am Meer. Ein Notizbuch in der Hand. einen Stift, doch für ein Wort, einen Satz reicht die Kraft nicht mehr. Zum Schluß ist Iris umgeben von leeren Seiten, die sie beschwert mit Steinen, damit sie nicht wegfliegen, sorgsam aufgereiht hat. Immer wieder gelingen Regisseur Richard Eyre anrührende, aber auch komische Szenen, die denen, die Menschen mit Alzheimer pflegen, nur allzu vertraut sind - etwa wenn Iris fragt, warum sich der ihr längst unbekannte Premierminister Tony Blair in einer TV-Ansprache immer wiederholt - "Warum tut er das ?"
Und auch eine andere, nur allzu wahre Erkenntnis findet sich in "Iris": Wie überfordert die Angehörigen oft mit der Pflege ihrer Lieben sind, wie hilflos sie sich fühlen, und wie wütend sie die Veränderung des geliebten Menschen macht. Auch John, der brilliante, aber völlig weltfremde Professor ist mit dem Rollenwechsel, der sich anbahnt, natürlich total überfordert.
Auf einmal muß er den Alltag organisieren, und so sieht das Haus des Paares schon nach wenigen Monaten total verwahrlost aus. Was einst Exzentrik und intellektuelle Hochfliegerei war, grenzt nun an ein tödliches Risiko, und spätestens, als die völlig verwirrte Iris sich doch noch einmal erinnert wie eine Tür zu öffnen ist und aus dem fahrenden Auto fällt - muß John erkennen, daß er die Verantwortung an "Dr. fucking Alzheimer" abgeben muß: Iris kommt ins Pflegeheim und stirbt bald. Es ist die famose Leistung der Schauspieler die "Iris" sehenswert aber auch schmerzhaft macht."
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"Man kann einen magischen Moment nicht auf einem Chip festhalten..." (Olli Schulz)
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