[GlitzerndesMeer]

Ich für meinen Teil werde wahrscheinlich arbeiten, mein Chef (Jahrgang 1939) wird irgendwann dazukommen, wie jedes Jahr murmeln "Ach, der 8. Mai, Tag der Kapitulation" und mir dann, auch das wie jedes Jahr, was von Hamsterfahrten und Luftschutzkellern (Augenzeugenbericht !!! ) erzählen. Das wird mich garantiert derartig umhauen, daß ich höchstvermutlich nicht, wie ich es als linkslastig denkender Mensch eigentlich vorhatte, an einer Demonstration gegen die Rechten teilnehmen kann, sondern ich werde mich mit friedlichen Absichten und nichts als Versöhnung und Gedenken im Kopf nach Hause begeben und vielleicht noch (damit ich den Tag wenigstens, wenn nicht angemessen, aber doch ein wenig gewürdigt habe) ein paar Bücher zu dem Thema lesen ... zB das, in dem untenstehende Zeilen vorkommen.

" (...) Die letzte Woche hatte es im Fernsehen auch wieder in sich. Einzelne Augenzeugen ("Hitler ging fünfmal an mir vorbei") sah ich in sechs verschiedenen Sendungen. Die ARD scheint zu allem entschlossen. Plötzlich fangen meine Hände an zu zittern, kalter Schweiß steht mir auf der Stirn. Klare Ursache: seit einer halben Stunde habe ich keinen Film zum 8. Mai gesehen. Ich krieche in meine Wohnung zurück und lege eine Kassette ein. Volkssturm, Nazis, Trümmerfrauen - langsam beruhige ich mich wieder. So war er, mein 8. Mai." (Harald Schmidt - Warum und Wohin, 1995)