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AW: Kranke Menschen? Wie geht ihr damit um?
Nach langer Zeit wollte ich doch noch etwas hierzu schreiben. Ist nicht ganz einfach, aber ich versuche es...
Mit der Diskussion um die Menschenwürde der Kranken (die ja auch berechtigt ist) wird leider zu oft vergessen, was für eine unvorstellbare Belastung das für die Angehörigen ist...
Wie bereits erwähnt gibt es in meiner Familie seit nunmehr über zwei Jahren eine schwerst Kranke. Sie leigt im Wachkoma, ihr Mann pfelgt sie zuhause. Nach vielen ärztlichen Untersuchengen (unzählbar - wir ´wollten sie schließlich nicht aufgeben) steht nun zweifelsfrei fest, dass ihr Gehirn irreparabel geschädigt ist, d.h. sie wird nie wieder aus dem Koma erwachen, kann aber noch 30 Jahre problemlos so leben. Keine möchte sie aufgeben, aber die Hoffnung schwindet Tag für Tag, da die wenigen Reaktionen, die sie noch gezeigt hat auch noch schwinden.
Ihr Mann pflegt sie zuhause, hat über ein Jahr lang das Haus nicht verlassen, aber dann ganz langsam gemerkt, dass er ihr nicht hilft, wenn er zugrunde geht.
Er hat nun zufällig eine neue Freundin gefunden, die beiden sind ein so bezauberndes Paar... Der Preis den er dafür zahlen muss ist hoch. Er wird von Nachbarn gemieden, seine Freundin beliedigt, alte Freunde und Bekannte - sogar Verwandte - wollen ihn nicht mehr sehen.
Aber auch er hat doch ncoh ein Recht auf ein wenig Glück, oder??? Die Situation ist brutal, denn was wäre, wenn nun doch ein Wunder geschähe und seine Frau wieder aufwacht??? Er kümmert sich nachwievor rührend um seine Frau, würde sie niemals in ein Heim o.ä. geben.
Es ist für uns als wäre sie schon gestorben. Wir vermissen sie, besuchen sie auch, aber der fast leblose Körper kann uns keinen Mut mehr machen. Es ist wirklich traurig und ich kann Menschen, die die Hoffnung nicht aufgeben nur bewundern. Aber wir haben keine Hoffnung mehr.
Trotzdem erstaunlich: Wir reden mit ihr, streicheln sie versuchen ihr noch eine kleine Reaktion zu entlocken. Aber zu unserem eigenen Schutz mussten wir sie innerlich aufgeben. Denn diese unerfüllte Hoffnung zerfrisst einen, viel mehr als ich vorher geglaubt hätte.
Bin gespannt, ob ihr das versteht...
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Ich geb Dich nie verlor'n
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