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Ein paar weitere Gedanken, heute vor allem zu Dingen, die mir gefallen haben:

DAS eindeutige Highlight der letzten Wochen ist natürlich der KOMPLETTE Bochum-Block, mit dem ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet hätte. Nachdem ich durch die Blick zurück-Tour und die beiden Konzerte in Bochum 2015 immerhin in den Genuss von Für Dich da, Jetzt oder nie und Amerika gekommen war, und mir somit nur noch Fangfragen und Erwischt fehlten, legte ich sämtliche Energie in die Hoffnung, dass dieses Mal Fangfragen drankommen möge; Erwischt hielt ich für zu utopisch. Dass es am Ende das ganze Album wird und das auch noch am Stück und zudem noch in einer viel cooleren Reihenfolge als sie das Album vorgibt (die live durchaus auch geeignet gewesen wäre, was außer noch auf die 1. Platte und höchstens vielleicht noch auf Tumult auf kein anderes Album zutrifft), das erwischte mich dann doch eiskalt. In Dresden hat er, anders als jedes Mal in Bochum, nicht ausdrücklich gesagt, dass das ganze Album gespielt wird, insofern war jedes Nicht-Hit-Stück für mich ein riesiger Quell der Freude und Überraschung, ganz besonders aber natürlich Erwischt, als ich es erstmals überhaupt hörte und dann auch noch in dieser hauchzarten Version à la Land unter. Als dann als nächstes Jetzt oder nie lief, hielt ich es eher für wahrscheinlich, dass die ganze Platte vollgemacht wird und dachte mir im Stillen (das ist kein Scherz und keine Verklärung, das dachte ich mir in Dresden wirklich, während Jetzt oder nie lief), hoffentlich wird als nächstes Flugzeuge im Bauch abgefrühstückt, um dann mit Fangfragen, Männer und Mambo in genau der Reihenfolge noch mal vollends zum Ende des Hauptblocks durchzustarten...offenbar war ich mit dem Gedanken nicht ganz allein! In Dresden zweifelte ich übrigens an mir selbst, als sie Fangfragen spielten und plötzlich das Solo einsetzte - ich hatte angesetzt, ab "Ich rufe dauernd bei Dir an..." mitzusingen und das Solo kam, deshalb fragte ich mich, ob ich so einen gewaltigen Aussetzer gehabt hatte, dass ich die Strophen dazwischen nicht mitbekommen hätte - in Bochum 1 war ich gewappnet und stellte fest, sie spielen es tatsächlich nur so kurz und in Bochum 2 teilte er es vorab sogar mit, dass es radikal gekürzt ist und nur aus Strophen, Refrain, Solo und Ende besteht - ich finde es schade, stelle aber amüsiert fest, dass sie es krasser beschnitten haben als Was soll das, aber von Fangfragen immerhin ein würdevoller Rest bleibt.

Überhaupt gefällt mir sehr, dass der Bochum-Block nicht nur zur Gänze, sondern auch in genau dieser Reihenfolge beibehalten wurde, ich hatte eher damit gerechnet, dass daran noch gebastelt wird, aber das wurde ja erfreulicherweise nicht. Ebenso hielt ich die Gefahr für groß, dass eines oder mehrere besondere Bochum-Lieder die Tour nicht komplett erleben, aber zum Glück traf es "nur" die beiden besonderen Mensch-Stücke. Mein Verdacht, warum nicht die Reihenfolge vom Album gespielt wurde: Einen gewissen Hauptverantwortlichen beschlich die ernsthafte Befürchtung, die immer unbekannteren und in seinen Augen immer schlechteren Stücke 5 bis 9 könnten für eine abfallende Stimmung sorgen.

Ein Gedanke kam mir übrigens erst nachträglich: Möglicherweise wurde ja jetzt zum 40. Jubiläum so extrem aufgedreht, weil niemand sich drauf verlassen kann oder will, dass die Band in 10 Jahren noch so auftritt wie heute - Alfred und Norbert sind jetzt immerhin schon 72 (ersterer ist immer noch bei nahezu jedem Lied dabei und letzterer schafft es immer noch mit Leichtigkeit, mit einem schweren E-Bass umgehängt auf der Stelle zu hüpfen; ich krieg mit 40 schon dicke Beine, wenn ich in Dresden vom Stadion zum Hauptbahnhof latsche) und der womöglich gesundheitsbedingte unfreiwillige Ausstieg von Frank führt dem Rest natürlich auch permanent vor Augen, dass das ganze leider nicht ewig währen wird.

Das Bläser-Quartett hat der Tour auch unheimlich gut getan, insbesondere Für Dich da, Amerika und Fangfragen profitierten ungemein von diesem gewaltigen Big Band-Sound, meiner Meinung nach kann dieser Kniff gerne längerfristig beibehalten werden, ich fürchte aber, dass die nächsten Konzerte wieder ohne sie stattfinden werden.

Mir gefällt auch, dass Mark immer mehr ein kleines Stück aus Armins Schatten heraustritt. Bis heute wird er (in meinen Augen völlig zu unrecht) offiziell immer noch als Gastmusiker und nicht als "richtiges" Bandmitglied gehandelt (ich betrachte ihn schon sehr lange als solches, mittlerweile auch Rainer; Markus braucht noch eine oder 2 Touren und Thorsten sowieso) und bis auf seinen Gesangspart bei Zeit, dass sich was dreht und sein Solo bei Mambo hatte er bisher wenig Gelegenheit, eigene Akzente zu setzen; klar, im Zusammenspiel mit Armin ist er / sind sie unschlagbar, aber seit der Tumult-Tour hat er mit Land unter erstmals ein Lied, bei dem er mitspielt und Armin nicht (und seit diesem Jahr kommt er dazu auch zusammen mit den anderen ans Stegende, wo er, wie auch Alfred, seinen eigenen Mikrophonständer bekommt) und nun zuletzt ist mit Erwischt noch ein Lied hinzugekommen, bei dem Mark mitspielte und Armin nicht. Diese Passage richtet sich in keiner Weise gegen Armin, sie gilt komplett Mark und es freut mich für ihn, dass er sich so, auch wenn er gar nicht danach strebt, ein Stückchen Emanzipieren und profilieren kann.

Eine besondere Erwähnung verdienen selbstverständlich auch die Leinwandfilme, besonders hervorgehoben seien hier jene zu Bochum, Für Dich da und Männer. Es ist äußerst schade, dass absolut nichts drauf hindeutet, dass eine DVD oder vergleichbares von der Tour produziert wurde, allein schon die Leinwandfilme wären ein Argument dafür gewesen!


Was die Anekdoten angeht, wäre weniger allerdings deutlich mehr gewesen. Viele haben das in dem geballten Maß nicht mitbekommen, aber in Bochum hat er die meisten ausgelutschten Geschichten tatsächlich JEDEN Abend erzählt und jedes Mal gab es noch Leute, die drüber lachten: Die kauft schon in Bottrop keiner mehr, Männer wurde nicht im Radio gespielt, der einzige Plattenladen in Bochum, der Bochum nicht hatte, bei Flugzeuge im Bauch versteht man nichts, nach einem Teller Frikadellen, der früher mal ein Bier oder auch ein Kaffee war, aber schon, vor ein paar Tagen hat eine Bäckerin ihm ihre Brille gegeben, damit er die Preise entziffern kann (ok, das hat er nur einmal erzählt, am 2. Abend) und weil das alles ein Bisschen wenig an Anekdoten-Evergreens ist, wurde Land unter zur Abwechslung auch wieder mehrfach auf niederländisch mit Verweis auf die 3 großen Hits dort angesagt (Land unter, Mensch und Der Weg, früher war es mal Halt mich gewesen), das hatte er seit der Dauernd jetzt-Tour auch schon viel zu lange nicht mehr gemacht, manche fanden es vielleicht während der Mensch-Tour nur von überschaubarem Unterhaltungswert; die 2-mal-Applaus-Theorie nach Halt mich musste natürlich auch ausgewalzt werden. Als sich in Bochum 4 nach Bochum abzeichnete, dass erst einmal Oh, wie ist das schön gespielt werden muss und einiges an Gelaber folgen würde, suchten Jakob, Norbert und Stephan schnell das Weite, die haben immerhin auch noch knapp eine Minute Zeit, sobald es losgeht, ihre Pause wurde aber wesentlich länger. Und weil an gängigen alten Geschichten das Meiste abgegrast war, wurde sicherheitshalber noch erzählt, dass er sich wegen der verschiedenen Refrains bei Mensch meistens am Background oder am Publikum orientieren muss. Eine ebenfalls vergleichsweise unnötige Ansage fand ich in Bochum 4 zum Bochumer Jungenlied, über das er erklärte, dass er es zuletzt gegendert hatte, was es rhythmisch verkompliziert, und dass er es deshalb dieses Mal normal singen würde - da er weder auf einer CSU-Tagung noch auf einer Querdenker-Demo auftrat, dürfte sich der Anteil derer, vor denen man sich dafür rechtfertigen müsste, auch nur ans Gendern zu denken, deutlich in Grenzen halten und sonst nimmt er ja auch nicht immer und überall Rücksicht aufs Versmaß.