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Darum öffnet Eure Pforten
Registriert seit: 16.07.2002
Ort: Geht keinen was an
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AW: Neue Tour 2023
Die letzten Wochen habe ich mal drüber sinniert, dass es jetzt in Kürze wieder mit Konzerten losgeht (wenn nicht wieder was dazwischen kommt) und darüber, dass (zumindest für mich) seit dem letzten so viel Zeit vergangen ist wie noch nie zuvor zwischen 2 Konzerten (zwischen dem 1. und dem 2. waren es 3 Jahre und 3 Tage gewesen, mittlerweile sind es über 3 1/2 Jahre) und irgendwann fragte ich mich dann, ob es auch dieses Mal wieder zu sehr speziellen Begegnungen und/oder Beobachtungen kommen wird, was die allgemeinen Lebenskompetenzen einzelner Besucher:innen angeht. Damit meine ich jetzt gar nicht mal diejenigen, die alle Jubel Jahre oder vielleicht zum ersten Mal überhaupt ein Konzert besuchen und dann aus purer Unwissenheit in Fallen tappen wie etwa, dass ihnen sämtlicher Proviant abgenommen wird, sie sich dann in der Halle eine Feuerzunge für 4 € gönnen und dann feststellen, dass sie davon Durst kriegen und ein Getränk bei 5 € losgeht...nein, ich frage mich, ob es wieder zu sonderbaren Verhaltensweisen wie diesen kommen wird (ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass irgendwer von hier gemeint ist, dennoch schreibe ich orts-, zeit- und personenverfremdet):
- In einer Halle hatte ich erfolgreich einen Platz in der 1. Reihe am Laufsteg eingenommen und weil ich mit niemandem in einem Gespräch befindlich war, drückte ich mir frühzeitig meine Ohrstöpsel rein, friemelte so lange, bis sie perfekt und vor allem symmetrisch saßen (ich finde, wenn sie minimal unperfekt, aber dafür gleich unperfekt sitzen, lässt es sich damit besser zurechtkommen, als wenn einer perfekt sitzt und der andere nicht ganz so, jedenfalls hatte ich sie beide gleich perfekt eingesetzt), setzte mich und las in meinem mitgeführten Buch - es vergingen vielleicht maximal 5 Minuten, bis mich eine absolut fremde Person antippte und mich, nachdem ich zähneknirschend einen Ohrstöpsel entnommen hatte, wegen meiner deutlich höheren Körpergröße bat, aufzustehen und zu gucken, ob sich die Halle allmählich füllt.
- Bei einem Open Air-Konzert stand ich am Laufsteg in der 1. Reihe und sah auf der gegenüberliegenden Seite 2 Erwachsene, mutmaßlich Eltern, mit einem kleinen Kind, vielleicht 5 Jahre alt, das sich ganz offensctlich extrem unwohl fühlte (noch vor Konzertbeginn) und für das aufmerksame Securities den Eltern Ohrstöpsel gaben und deren Nutzung wahrscheinlich dringend empfahlen - sie wurden einmal kurz anprobiert, dem Kind missfiel die Situation noch mehr als vorher und es musste, so weit ich das burteilen kann, das gesamte Konzert ohne irgendeine Form von Gehörschutz überstehen.
- Bei einem Hallenkonzert, das schon in Gange war, war eine Person ohnmächtig geworden und wurde von den Securities erfolgreich geborgen und Richtung medizinischer Versorgung getragen - der dazugehörigen Begleitperson wurde der Mitgang im Graben aber verweigert und sie musste sich durch die Massen irgendwie nach vorne einen Weg bahnen.
- Bei einem Open Air-Konzert war ich erst im Laufe des Nachmittags eingetroffen, eine riesige Menschentraube hatte sich vorm Einlass gebildet und setzte ihren Weg auf einem Bürgersteig fort, wo ich mich brav ganz hinten anstellte und, als es losging, im Strom aufrückte, in meiner Startposition befand ich mich etwa eine Schrittlänge schräg hinter einer Person, die meines Erachtens ihr ganzes Leben lang, wenn sich auch nur das allergeringste Problem auftut, oder sie glaubt, es wäre so, aus der Spielzeugabteilung abgeholt werden muss. Sie pflaumte mich empört an: "Sie standen hier eben noch nicht - Nein, weil ich eben ein paar Meter weiter hinten stand, diese Strecke habe ich inzwischen hinter mir gelassen - Sie können sich nicht einfach vordrängeln - Ich habe mich nicht vorgedrängelt, ich gehe so schnell wie die ganze Masse hier, sie sind etwas nach hinten geraten, weil sie mit der Person neben sich quatschen - Was machen Sie noch hier, Sie haben doch gesagt, Sie wollen gehen! - Ich gehe zum Konzert so wie alle anderen hier auch - Jetzt drängeln Sie sich schon wieder vor - Nein, Sie sind schon wieder ein Stück nach hinten geraten, weil Sie es offenbar nicht hinkriegen, gleichzeitig zu reden und zu gehen - Es ist nicht zu fassen, was für Leute es gibt"
- In einer Spielstätte ohne Laufsteg hatte ich einen Platz in der 1. Reihe ergattert und diesen erfolgreich eingenommen und nachdem ich mich das erste Mal ufrecht hingestellt hatte, hörte ich schräg hinter mir die Frage "Wie kann man sich nur in die 1. Reihe stellen, wenn man so groß ist?" (ich bin relativ sicher, dass die Frage mir galt und nicht jemandem, der deutlich weiter mittig stand und ähnlich hoch gewachsen ist wie ich, der auf einem anderen Konzert seinen Spitzenplatz auch ziemlich vorne in der Mitte dazu genutzt hat, gefühlt 90% des Konzerts mit dem Rücken zur Bühne zu stehen, um Selfie-Videos mit dem Bühnengeschehen zu drehen, der hätte eigentlich einen eigenen Spiegelstrich verdient). Ich will nicht unhöflich sein und antworte jetzt: Indem man rechtzeitig am Einlass ist und sich schnell genug in die 1. Reihe stellt, ein bisschen Glück gehört mitunter auch dazu. Falls kleine Leute es grundlegend anders machen, würde mich interessieren, wie. Mmh, vielleicht war die Farge auch eher Philosophischer Art, aber dann sollte man vielleicht eher einen Vorstandsvorsitzenden fragen, wie er bei einem über sechsstelligen Jahresgehalt einen Bonus einkassieren kann.
Ganz zum Schluss möchte ich hier das ultimative KO-Argument schlechthin unterbringen, vielleicht der zitierenswerteste Satz überhaupt, den ich jemals vor einem Konzert gehört habe und der mich überhaupt erst an die vielen kleinen Geschichten erinnert hat, die ich gerade aufgeschrieben habe. Vielleicht bin ich ein Konzertgänger, der etwas härter im Nehmen ist, und ich sollte auch beachten, dass ein Konzert kein Guerilla-Kampf ist (aber wenn es einer wäre, hätte ich gute Chancen, lange durchzuhalten), und vieleicht fehlt es mir auch an der nötigen Portion Humorlosigkeit, um die folgende Situation irgendwie nachvollziehen oder wenigstens einordnen zu können, aber genug rumgelabert, nun kommt das Argument, das alle anderen aussticht:
Es war draußen vorm Einlass, ich war vielleicht in der 15. Reihe oder so, also dieses Mal gar nicht an der Situation beteiligt, aber ich habe sie mitbekommen. Es gab zwar Schleusen, diese befanden sich aber hinter einem Gitter, und irgendwann, als es ernst wurde, wurde das Gitter entfernt und schlagartig rückte die Masse an und die vorher vor dem Gitter Richtung Schleusen lose gebildeten Reihen waren dahin, was eine Person sehr erzürnte, die damit absolut nicht einverstanden war und rumkrakelte, und sie berief sich dabei offenbar auf ihr Gewohnheitsrecht: "Das war bei Howard Carpendale aber auch so!"
In diesem Sinne wünsche ich allen eine unterhaltsame Tour und ich gehe davon aus, dass auch Mark Essien wieder dabei sein wird (denn umfassend Informierte wissen: Das war bei Howard Carpendale auch so)!
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Auch wenn Du mich verklagst
und Du schwörst, dass Du mich magst,
ist mir alles so egal.
Ob Du fauchst oder ob Du beißt,
mich verwirrt nennst oder unreif,
Rache schwörst zum jüngsten Tag.
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