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Alt 20.09.2012, 15:46   #197
Andrea117
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AW: Englisches Album - So geht es weiter!

Zitat:
Zitat von Bloß geliebt Beitrag anzeigen
Ist auf der Homepage www.groenemeyer.co.uk zu finden.
Ich habe den Bericht von dort mal übersetzt und wollte ihn mit euch teilen...
Der ist wirklich sehr schön geschrieben , auch wenn vieles schon bekannt ist.

Man könnte das Tor von Herbert Grönemeyers Londoner Residenz leicht übersehen. Das Haus ist halb von Bäumen umgeben und versteckt sich hinter einem langen Stück Garten. Es ist ein schöner Ort, nichts auffälliges, diskret, ein normales Familienhaus. Man sieht nicht, dass hier seit 14 Jahren ein Mann lebt, der Deutschlands größter Rockstar ist. Er ist durch seine deutschsprachigen Lieder, der bekannteste und erfolgreichste Sänger dort. Als Michael Jacksons Thriller, in allen Ländern auf Platz 1 stürmte, so war es in Deutschland Herbert Grönemeyer mit seinem Album 4630 Bochum. Das Album Mensch, in dem Grönemeyer über Liebe, Verlust und Erlösung schreibt, kommt 2002 in die Charts und ist in Deutschland das meistverkaufte Album aller Zeiten. Seine inländische Fangemeinde ist beachtlich und vielfältig, sie umfasst beide Geschlechter und mehrere Generationen. Die deutsche Zeitung „Die Zeit“ schreibt, dass jedes neue Album von Grönemeyer so bedeutend ist, wie „die Weihnachtsbotschaft des Bundespräsidenten". (Das ist kein Deutscher Witz.)

Doch wie die besten deutschen Weine ist Grönemeyer ein Jahrgang, der sich und seinen Landsleuten treu geblieben ist. Seine Unverwechselbarkeit und sein charakteristisches Gesicht wird auf den Straßen von London, New York, oder Los Angeles erkannt, dass dann aber meist auf Grund seiner Rolle als „Kriegsberichterstatter“ in dem Oscar-Nominierten Film, „Das Boot“ von Wolfgang Peterson, 1981, in dem es über das Leben und den Tod, an Bord eines U-Bootes geht. Einen weiteren Gastauftritt hatte er in den letzten Jahren, in Anton Corbijns preisgekrönten Film „Control“. Als Anton Corbijn vorgeschlagen hat, dass Herbert Grönemeyer, den Soundtrack zu seinem Spielfilm-Debüt „The American“ ein Thriller, mit George Clooney schreiben soll, äußerte Hollywood während einer Telefonkonferenz Zweifel und stellte Grönemeyers Können in Frage. Ein Skeptiker fragte Grönemeyer sogar: „Was haben Sie eigentlich jemals getan?“

Eine ausführliche Antwort zu der Frage, würde den Anruf um mehrere Stunden verlängern. Grönemeyer hat in fast vier Jahrzenten eine außergewöhnliche Karriere hingelegt, hat eine Menge Erfolge als Schauspieler, musikalischer Leiter, Komponist und Rockstar gefeiert. Seine Plattenfirma Grönland floriert und er hofft, noch ein Restaurant und ein Autohaus zu seinem umfangreichen Lebenslauf hinzu zu fügen. Und jetzt startet er mit einem englischen Album durch, dass „I Walk“ heißt.

Für diejenigen, die nicht viel über ihn wissen, die haben jetzt das Glück seine Musik zu entdecken. Es kann natürlich auch sein, dass man glaubt, so ein Universalgelehrter, macht das nur aus Liebhaberei und ist nicht mit Herz bei der Arbeit, aber das Gegenteil ist der Fall, Grönemeyer ist mit ganzem Herzen dabei, er tut alles aus vollem Herzen.

Er ist nicht nur ein Gefühlsmensch, Grönemeyer ist ein scharfer Beobachter, der nie vor der Dokumentation menschlicher Fehlbarkeit, den Perversitäten der Liebe und den Absurditäten der männlichen Eitelkeit scheut. Seine ungeschminkte Art lässt ihn routinemäßig mit Bruce Springsteen vergleichen. Es gibt Ähnlichkeiten zwischen Grönemeyer und Springsteen, er spricht Emotionen und Erfahrungen an, vertraut seinem Publikum; 4630 Bochum steht für die Industriestadt, in der Grönemeyer prägende Jahre verbracht hat, aber die musikalischen Unterschiede der beiden sind unverkennbar. Grönemeyers Musik hat Groove, er füllt Stadien, aber nicht mit Stadion-Rock. Seine Lieder, obwohl mit Haken, die beim ersten Hören nicht auffallen, da sie gut verpackt sind, sind hochwertig, wenn auch mit einer gewissen Einfachheit, die aber nur von einem Meister kommen kann.

Die Deutschen halten ihn für einen Dauerbrenner. Viele Jahre vertritt er die Interessen der Entwicklungsländer, seine Gedanken zum Heimatland, dessen politischen Klassen und mit offenen, politischen Titeln gewinnt er diesen guten Ruf. Aber die Politik, mit der Mehrheit seiner Lieder, animiert er die Politik mit mehr Leidenschaft zu ihren Themen zu stehen. Ein privater Mann, mit Instinkt und calvinistischer Erziehung, so wird Grönemeyer in seiner Art zu Schreiben, fast gezwungen seine Gefühle zurück zu halten. Jedes seiner 13 Studio Alben, sagt er, „…sei nur eine Momentaufnahme seiner Gedanken…“.

Das neueste Projekt ist anders. Es ist eine Sammlung von Songs in Englisch, vier Songs aus seinem 2011 erschienenen deutschem Album Schiffsverkehr, sechs von älteren Alben und drei wurden speziell für das neue Album geschrieben. Sie geben nicht das bisher vorhandene Bild von Grönemeyer wieder, aber sie sind ein Stück Autobiographie. Das sind Lieder der Unschuld und Erfahrung, die er aus seinem umfangreichen Repertoire ausgewählt hat, denn in musikalischer Hinsicht, sagt er „…passen die Farben…“ Die Geschichte, die das Album erzählt, fügt sich nahtlos zusammen. Dazu gehören die vergangenen Jahrzehnte und vor allem die Ereignisse des Jahres 1998 und darüber hinaus gehören auch frühere Lieder dazu, mit einer neuen Reife. Zuerst zeichnete er „Airplanes in My Head“ auf, ein Portrait über eine Beziehung die erkaltet ist. Es ist wie das Lied „Flugzeuge im Bauch“, welches auf seinem Durchbruch-Album 4630 Bochum erschienen ist. Die Ballade bezieht sich auf eine tiefere, dunklere Resonanz und spiegelt die Reflexion eines Mannes wieder, der die wahre Liebe kennt, aber ihre Falschheit nicht akzeptieren kann.

Grönemeyer wurde in London Zeuge von wahrer Liebe und ihrer unvermeintlichen Zerstörung. Er und seine Familie, seine Frau, die hübsche Schauspielerin Anna Henkel, ihre Kinder Felix und Marie zogen 1998 ins Vereinigte Königreich. Er beendete das Album „Bleibt alles anders“ (Bleibt alles anders, sein erstes Projekt mit Alex Silva), der walisische Programmierer/Mixer arbeite weiter mit Grönemeyer und nahm auch nachfolgende Alben mit ihm auf, einschließlich „I Walk“. Grönemeyer ist nach London gezogen, um seine Kreativität zu fördern, er genießt den Reichtum, die Vielfalt der Stadt und ihre Musikszene, so hat er sich, um Musik zu machen, einer entspannten Herangehensweise genähert. Aber er und Anna kamen auch auf der Suche nach Zuflucht für sich selber und für einen Anschein von Normalität für Felix und Marie. Sie wollten der Verzerrung und der Vorschriften, die der Ruhm mit sich bringt entkommen. Bei Anna wurde zuvor schon, seit 8 Jahren Brustkrebs diagnostiziert. Großbritannien und seine Anonymität, appellierte vor allem an Anna.

Aber kein Heiligtum konnte sie und ihren Mann vor ihrer Krankheit und ihrem Tod schützen. Psychologen sagen, dass es einfacher für die Überlebenden zu bewältigen ist, wenn ihre Beziehungen stark waren, sie nicht gequält von Schuldgefühlen sind, sie können sich ihrem Kummer selbst hingeben und verarbeiten so die Trauer schneller. Grönemeyer war ein schuldfreier Überlebender. In der ersten Phase seines Erfolgs hatte Anna ihn immer herausgefordert, in dem Lied „Same Old Boys“ bleibt ein zustimmendes Bedauern darüber, es ist ein Lied, dass er speziell für „I Walk“ geschrieben hat; „…mit ganzem Herzen gespielt, weiß ich / geeignete Rechtfertigungen sind überfällig…“ Aber er und Anna vertrieben die Turbulenzen, sie sind noch mehr zusammen gewachsen, so nah, dass sie alles im Blick hatten und ihr Londoner Haus eine Arche auf dem offenen Meer hätte sein können. Sie waren zufrieden mit sich und ihren Kindern.

Er trauerte mit der Reinheit, mit der er sie liebte. Aber sie starb drei Tage nach dem Tod seines Bruders Wilhelm, der an Leukämie erkrankte. Grönemeyer war angeschlagen und verwirrt, er stand kurz vor einem Zusammenbruch, er funktionierte für Felix und Marie, er konnte sich viele Jahre nicht vorstellen, mehr als das zu tun. Mensch, noch unbearbeitet, schön und stark, markierte den Wendepunkt und war die erste Regung des neuen Lebens, inmitten der Asche. Zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung, vier Jahre nach dem Trauma, der Woche im November 1998, gab Grönemeyer Interviews über seine Genesung. Er versuchte sich selbst und seine Gesprächspartner zu überzeugen, dass die Trauer nachgelassen hat, er hat diese Gedanken in vielen seiner Songs ausgedrückt, die den Komponisten als einen Mann beschreiben, der gelernt hat loszulassen. „Und es ist alles Ok/ Nehme es Tag für Tag/ Es ist Sommer“, sang er in deutscher Sprache auf dem Titeltrack „Mensch“ und man wusste, er selber kann es nicht glauben. Es würde ein weiteres Jahrzehnt dauern, bis er diese Worte mit Überzeugung halten kann und diese Leichtigkeit des Geistes, liefert „I Walk“. Der Verlust ist noch tief, aber er ist in der Lage ihn wimpernzuckend zu feiern: „Wir vergeben und verstehen / Wir vergessen und wir leugnen / Wir verlieren und trotzdem versuchen wir / Denn wir sind / Denn wir leben / Ich vermisse dich.“

Den gleichen Geist beseelt ein anderes Lied von „Mensch“, „To the Sea“ und dies ist perfekt eingebunden in „Live Again“, welches 2004 zunächst für das James Last Album „They Call Me Hansi“, als Duett aufgezeichnet wurde und wie viele von Grönemeyers Arbeiten, enthält dies ein Bild über das Meer. „Du wirst immer meine Wahrheit sein/ Du wirst immer mein Traum sein/ Salzwasser fließt durch meine Adern/ Hoch über dem Himmel wächst ein Firmament/ Und das Meer unten ist grau“, singt Grönemeyer. Und dann im Refrain, da ist die Erkenntnis, die ihn bewogen hat weiter zu leben: „Wir werden immer wieder zum Liebhaber und wir werden es immer sein, immer wieder leben.“

Sie müssen nichts über Grönemeyer, über seine Geschichte wissen, um seine Musik zu verstehen. „Will I Ever Learn“ ist eine Zusammenarbeit mit Antony Hegarty, von Antony and the Johnsons, hinreißend schön. „I Walk“ ist unbeschwert und eingängig. „All That I Need“ ist ein schwungvolles Liebeslied. Jeder Song ist eigenständig. Aber für jeden, der Grönemeyer schon kennt, ob nur flüchtig, oder auch näher, gibt es auf „I Walk“ eine zusätzliche Freude, einen versteckten Bonus-Track. Sie hören und sie werden getröstet: Herbert ist nicht mehr verzweifelt, mit dem letzten Titel auf dem Album, „The Tunnel“ schildert er wortgewandt („Ich bin an der Vergangenheit gebunden/ werde von meiner Wahrheit gehalten“). Er singt, „Bring dieser Tage ein Ende/ Und helf mir, sie ohne Schuld, ohne Scham zu hinterlassen“. Genau das scheint er endlich getan zu haben.

I Walk ist eine Liebesgeschichte, aber Anna, seine Kinder und neue Lieben, sind nicht die einzigen Themen denen Grönemeyer sich zuneigt. Während des schrecklichen Novembers 1998, überlegte Grönemeyer nach Deutschland zu seinen Freunden, zu seinen Wurzeln zurück zu kehren. Er entschied sich, stattdessen in London zu bleiben. Es war nicht eine Stadt, die er kannte, oder eine Stadt, die ihn kannte, sie erlaubte sich, ihn nicht als Rockstar willkommen zu heißen, wie man es erwartet hätte. Sie behandelte ihn, wie jeden Einwohner und manchmal noch schlechter (alle Deutschen, die mal eine Zeit in England verbracht haben wissen, dass historische Antipathien nicht verschwunden sind, sondern in anti-deutsche Witze und Fußball-Rivalität kultiviert werden). Wenn Grönemeyer sich über London beschwert, dann über dessen Grobheit, dass Chaos und die Schwierigkeiten etwas zu vereinbaren, oder geliefert zu bekommen, aber seine Beschwerden verdecken seine wachsende Hingabe an den Ort. Er war dankbar, dass er unbeobachtet seinen Geschäften nach gehen konnte, nicht beurteilt wurde, Felix und Marie blühten auf. Er lernte den britischen Humor zu schätzen, auch wenn dieser gegen ihn gerichtet war und er lernte schnell, so gut wie er konnte und dann genoss er die Spontaneität und Freiheiten des Londoners Leben.

Mit beiden erwachsenen Kindern und zurück in Deutschland, hat Grönemeyer begonnen einen Teil des Jahres in Berlin zu verbringen. In diesen Tagen kann er sich mit der Aufmerksamkeit, die er unweigerlich auf sich zieht, beschäftigen und sich mit der Ehre und Bürde als nationaler Schatz betrachten. London gibt ihm noch die Gelegenheit wieder in eine andere Realität zu rutschen, als nicht gefeierte Berühmtheit. „I Walk“ gibt den Briten einen Vorgeschmack auf die Musik, die sie bisher verpasst haben, sie können diesen Status auch untergraben, aber es ist Grönemeyers Hommage an sie.

Catherine Mayer (Europe Editor, TIME Magazine)
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