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Zitat von Stück vom Himmel
• Herbert ist besorgt über die Entwicklung des Rechtsradikalismus (Zwickauer Terrorzelle) und plant aus diesem Grund das Stück „Die Härte“ in sein Tourprogramm aufzunehmen.
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Ich halte das für einen sehr sinnvollen Entschluss, denn von den zahlreichen politisch- und gesellschaftskritischen Liedern der vergangenen Jahrzehnte ist Die Härte eines der gleichermaßen wichtigen und zeitlosen.
Allerdings kann man sich ebenso fragen, warum er es nach der Bleibt alles anders-Tour überhaupt aus dem Programm genommen hat, denn Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus hat es die letzten Jahre über immer und überall gegeben. Vor einigen Jahren, zwischen der BAA- und der Mensch-Zeit hat er gegenüber Roger Willemsen sinngemäß gesagt, die rechte Szene kommt nicht einfach nur mehr plump in Bomberjacke und Springerstiefeln daher, wie es oft dargestellt wird, sondern das sind teilweise gebildete Menschen in einflussreichen Positionen, die dem ganzen schon eine auf ihre Art glamouröse Note verpassen, und das macht das ganze umso gefährlicher.
Vielleicht wurde Die Härte mit der Mensch-Tour nicht mehr gespielt, weil es mit Neuland einen zeitgemäßeren Ersatz gab, so wie im Laufe der Grönemeyer-Geschichte auch andere Lieder moderneren Pendants gewichen sind. Inzwischen ist aber kein entsprechendes Lied mehr im Programm (Stück vom Himmel ruft zwar generell zu Toleranz und Völkerverständigung auf, aber es hat beiweitem nicht diesen verurteilenden Aspekt von absoluten gedanklichen Verfehlungen); Flüsternde Zeit wurde zur 12-Tour gar nicht erst reingenommen, weil er sich den Text nicht merken konnte, und Auf dem Feld, das beschreibt einen konkreten Aspekt des tagesaktuellen politischen Geschehens, es ist zwar auf seine Art auch sinnvoll und wichtig, aber es ist, wie auch schon Hartgeld, Grönland und Marlene, ein ziemlich spezielles Lied, das kaum das Zeug dazu hat, eines für die Ewigkeit zu werden.
Die Härte hingegen ist eines der "großen" Lieder, wie ich sie nennen würde, und ich würde es sehr begrüßen, wenn er sich dieser Problematik wieder direkt mit dem passenden Lied entgegensetzen würde. Es wird zwar kaum zu einem großen Umdenken oder gar zu einem Rückgang rechtsextremer Gewalt führen, so wie auch das Spielen von Sie wohl kaum einen Kindesmissbrauch verhindert haben wird, aber es kann seinen Beitrag dazu leisten, das Augenmerk einiger Konzertbesucher vermehrt auf die "braune Seuche" zu richten, auch wenn davon wieder mal längere Zeit nicht in den Medien berichtet wird.
An dieser Stelle bietet es sich auch an, einen, wie ich finde Missstand zu erwähnen, der nicht sein müsste: Wie viele Kandidaten sind am vergangenen Sonntag bei der Wahl zum Bundespräsidenten angetreten? In den allermeisten Berichten war die Rede von Herrn Gauck und noch von der "Nazi-Jägerin" Beate Klarsfeld, die von den Linken ins Rennen geschickt wurde. Aber dass tatsächlich noch ein 3. Kandidat, seines Zeichens selbst Nazi, zur Wahl stand, den die NPD aufgestellt hat, das wurde zum Großteil unter den Tisch gekehrt und einfach nicht erwähnt - bisher wurden die wenigsten Probleme dadurch gelöst, dass man sie einfach verschweigt.
Als ich es vorhin las, dass Die Härte in der engeren Auswahl fürs diesjährige Programm ist, kam mir übrigens eine Déjà-Vu-artige Erinnerung in den Sinn, und zwar eine Ansage zu Onur, die inzwischen fast 20 Jahre zurückliegt:
Zitat:
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Zitat von Herbert Grönemeyer am 21.6.1992 in Trier-Konz
Das nächste Lied ist von einer sehr alten Platte von uns, es heißt "Onur", das ist ein türkischer Jungenname, und wir haben an sich gedacht, nach einer gewissen Zeit, als wir das geschrieben haben und damals schon auf mehreren Tourneen gespielt haben, dass man das wirklich irgendwann nicht mehr spielen muss, aber es ist leider wirklich schlimmer gewesen. Es handelt sich um einen türkischen Jungen, der hat eine Vison, ein türkischer Junge liegt in seinem Bett und traut sich einfach nicht mehr raus, weil das ganze Haus umstellt ist von unseresgleichen und ich denke, bei dieser Art aufkeimenden Rassismus hier in Deutschland sind wir wirklich aufgerufen, weil die Demokratie immer klappriger wird, dass wir diesen Leuten Einhalt gebieten und diese rechten Geschwätzer zurück in ihre Schranken weisen und ihnen klarmachen, dass hier kein Platz für solchen Quatsch ist! Das nächste Lied heißt "Onur".
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