Ostermaier trifft Grönemeyer /
Peter von Becker
Quelle: Der Tagesspiegel, 22.10.2008
... Das kann passieren, das hat schon jeder Autor erlebt, der nicht Bohlen oder Bushido heißt. Zumal an einem Montagabend im deutschen Herbst, also vorgestern um 21 Uhr, Saal B in der Berliner Schaubühne, wo der Münchner Dramatiker und Lyriker Albert Ostermaier aus seinem ersten Roman "Zephyr" las, den junge Radioreporterinnen bei Interviews auch schon mal so ähnlich wie "seafire" aussprechen.
Jetzt tritt er, Montagabend in der Schaubühne, wieder mit einem Freund auf. Und am zweiten Lesetischchen nimmt Herbert Grönemeyer Platz, der in Berlin zuletzt kurz hintereinander die Waldbühne sowie die O2-Arena gefüllt hat. Nun lesen Ostermaier und Grönemeyer abwechselnd aus dem Roman "Zephyr", der auf mehrerlei Erzähl- und Bewusstseinsebenen von einem liebeskranken Autor handelt, der ein Drehbuch schreiben soll über den liebeskranken Rocksänger Bernard Cantat von der Band Noir Désir, der im Sommer 2003 seine Freundin, den Filmstar Marie Trintignant, im Rausch, Wahn, Streit totgeschlagen hat.
Ostermaier & Grönemeyer machen daraus eine nachthelle, ganz unsentimental gefühlvolle Lese-Session. Die wollten sie vorher nur nicht verraten. Es ist eine Überraschung für 25, und nicht die Quote zählt. Sowas gibt’s noch. Nur den Flügel neben der Lesebühne rührt Grönemeyer nicht an. Das wäre auch zuviel gewesen. Bei so viel Luxus der Bescheidenheit.
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