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Alt 12.06.2007, 22:03   #317
aschro
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aschro befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
AW: Konzert in Bochum 11.06.2007

Enttäuschung - ok/Pfeifkonzert - nicht akzeptabel. Nehmt's mit den Worten Grönemeyers: Kopf hoch, tanzen! O-Ton Grönemeyer zu diesem Lied (entnommen diesem Forum): "Da geht es darum, dass man aufhören sollte, alles ständig zu vergrübeln, alles ständig zu sezieren...Dass man einfach auch den Moment zelebriert, sich freut" - und dazu gab es bei dem Konzert doch wohl wahrlich genug Anlässe.


Ein fast perfektes Heimspiel in Herberts Wohnzimmer

Ein grandioser Auftritt - Fans über fehlende „Bochum“-Zugabe enttäuscht


von Andrea Schröder – Stadtspiegel Bochum

Lokale Sturmwarnungen hatten die Meteorologen für den Montagabend ausgegeben. Und die Wetterfrösche sollten ins Schwarze treffen: Exakt ab 20.27 Uhr wurden heftige Turbulenzen an der Castroper Straße geortet. Im Rewirpower-Stadion „wütete“ ein Orkan der Begeisterung, der Kyrill glatt in den Schatten stellte.

Auslöser des Ganzen ist Bochums „Mensch“-gewordene eigene Hymne: Herbert ist zurück in „seiner Stadt“ - ein immer wieder einzigartiges Ereignis. Zweimal Schalke hatte Grönemeyer an den beiden Tagen zuvor bereits „grooven“ lassen. „Nur ein „Warm-up“ für Bochum“, wie einer der vielen Fans betonte. Und richtig: Im „gemütlichen“ Rewirpower-Stadion huldigen zwar „nur“ 32.000 ihrem Idol, doch das mit solch einer Inbrunst, dass jeder Seismograph erhebliche Bodenerschütterungen lokalisiert haben muss.
Innenraum und Block A haben sich bereits nach kurzer Zeit gesucht, gefunden und aufeinander abgestimmt. In bester (Fußball)Stadion-Manier initiieren sie ein ums andere Mal die La-Ola und als „ER“ dann völlig unspektakulär die Bühne betritt, erreicht der Geräuschpegel Dezibelstärken, die jeden Lärmschutzwall zum Bersten gebracht hätten.
Grönemeyer kommt, sieht - und genießt, schreitet zum Piano und lässt es ruhig angehen. Mit „Leb’ in meiner Welt“ wählt er im Gegensatz zur „Mensch“-Tour eine gefühlvoll-besinnliche Ballade als Einstieg, um gleich danach die an seinen Lippen hängende Masse zum „Kopf hoch, tanzen“ aufzufordern.
Der „ganz starke Tänzer“ (Grönemeyer über Grönemeyer) bringt mit seinem Hüftschwung seine weiblichen Fans zum Kreischen, testet bei „Stück vom Himmel“ die Textsicherheit seiner Anhänger, die er mit „Musik nur, wenn sie laut ist“ endgültig in absolute Ekstase versetzt. Kurz noch mal runterkühlen und inne halten bei „Halt mich“, um dann DIE Hymne anzustimmen, die in dieser Form nur in Bochum intoniert wird.
Die ersten zwei Strophen des Steigerliedes sprengen alles bislang Dagewesene. Ein Meer rhythmisch klatschender Hände, gepaart mit der Präsenz unzähliger VfL-Schals bei „Bochum“ können niemanden unberührt lassen. Auch einen gut gelaunten Herbert Grönemeyer nicht, der mit leuchtenden Augen ein „Waaauu, geil!“ in Richtung seiner Band grölt und scheinbar erstmalig das Fan-Echo „tief im Westöööön - ööööön - öööön“ bemerkt.
Seine Frage: „Was singt ihr da eigentlich?" wird ihm an diesem Abend noch unzählige Male beantwortet. Das Echo begleitet ihn durch den Abend wie die Herbert-Rufe („Wer es noch nicht weiß: Das bin ich“), „Oh, wie ist das schön-Gesänge“ und die La-Ola-Wellen, die durchs Stadionrund branden. Grönemeyer dirigiert die Massen in „seinem Wohnzimmer“, spielt wie ein kleiner Junge mit ihnen, albert herum und löst die La-Ola immer wieder selbst aus, auch gemeinsam mit seiner „besten Band der Welt“, denn: „Was ihr könnt, können wir schon lange!“
Herbert ist in seinem Element. Nichts mehr zu spüren von seiner Anspannung, die er freimütig zu Beginn des Konzertes zugibt: „Ich bin schon sehr aufgeregt.“ Weil seine glühende Anhängerschaft ihm sein Heimspiel aber denkbar leicht macht und ihn durch den Abend trägt, spürt er schon kurze Zeit später: „Zuhause ist es doch am schönsten.“
Und Herbert mischt seine Setlist munter weiter durch. Dem nächsten Gassenhauer „Alkohol“ folgen vier weitere Songs aus seinem aktuellen Album „Zwölf“. Gleichzeitig zollt er all denen immer wieder Tribut, die nicht allein zum „Grölen“ gekommen sind, sondern vor allem seine ruhigen, nachdenklichen Stücke verinnerlicht haben - wie das atmosphärische Lied „Marlene“. Leise, eindringliche Töne zur Aids-Problematik in Afrika, gepaart so Grönemeyer selbst, "mit der Sehnsucht, einen Menschen, den man verloren hat, wieder bei sich haben zu wollen."
Dass den Fans die Inhalte seiner neuen Songs noch nicht wirklich fließend über die Lippen kommen, nimmt der Ruhrgebiets-Barde mit Humor. „Kennt ihr wieder nicht?“ Aber die „17 Leute, die den Text kennen“, unterstützen Grönemeyer bei „Liebe liegt nicht in der Luft“ nach Kräften.
Dem ersten „Tschüss - wunderbar, ganz wunderbar“ nach gut anderthalb Stunden folgen weitere zehn Lieder. Grönemeyer hält an seinem Konzept fest, heizt die Menge mit Hits wie „Was soll das?“ an und erweckt gleich darauf „überbordende Gefühle“ bei „Land unter“, seinem neuen, großartigen Liebeslied „Du bist die“ und dem seit Ewigkeiten Gänsehaut verleihenden „Flugzeuge im Bauch“.
„Zeit, dass sich was dreht“ als nahezu gleichwertiger Mambo-Ersatz lässt die WM-Euphorie aufleben. Noch einmal wird abgefeiert, frei nach dem Motto „Bei wem jetzt nichts geht, bei dem geht was verkehrt“. Ohne „Körr-iiiiiii-wuähss“ kommt Herbert nicht davon. Ohne die Zweitauflage von Bochum schon. Da nutzte auch das minutenlange Skandieren „Ohne Bochum gehen wir nicht nach Haus“ nichts. Dem Lied „Zur Nacht“ folgte das für Bochum schon obligate wie einzigartige Feuerwerk - dann war Schluss und die Fans quittierten den „enttäuschenden Ausgang“ mit einem Pfeifkonzert, das dieser Abend nur wahrlich nicht verdient hatte.
Auch für drei niederländische Herbert-Anhänger völlig unverständlich: „Wir haben uns super amüsiert. Die Stimmung war von Anfang an große Klasse, nicht nur im Innenraum, sondern auch auf den Tribünen. Einer von uns war zum ersten Mal bei einem Konzert von Herbert Grönemeyer in Deutschland. Er wusste nicht, dass es so was geben kann: eine Atmosphäre, in der alle mitsingen und mittanzen. Es hat ihm so gut gefallen, dass er in Zukunft noch einmal hinmöchte. Ach, und dass er Bochum nicht zweimal gespielt hat, ach...“

Stimmen zum Konzert

Das war soooo schön. Gänsehaut-Feeling pur. Das Pfeifen fand ich eine Frechheit. Ich hatte den Eindruck, dass Herbert nach dieser vehementen Aufforderung auch keine Lust mehr hatte. Keine Frage, Bochum in Bochum ist einzigartig. Aber dieses Lied allein macht ja nun wahrlich nicht seine Konzerte aus. Das ist viel, viel mehr!
Mel


Das war wieder einmal einzigartig! Ich war bereits in Frankfurt, das war nett. In Gelsenkirchen war es schon großartig, aber Bochum kann man einfach nicht beschreiben. Das ist Gänsehaut-Feeling von der ersten Sekunde an. Ein Wechselspiel zwischen Herbert und seinen Fans, das es so nur hier gibt. Einfach fantastisch!
Julia


Was für ein Abend! Eigentlich perfekt, wenn sich die Fans nicht zu diesem Pfeifkonzert hätten hinreißen lassen. Aber so sind sie, die Bochumer. Schnell zu euphorisieren und ebenso schnell beleidigt. Der VfL kann davon ein Lied singen. Dabei war „Bochum“ einfach ultragenial. Das hätte man beim zweiten Mal gar nicht toppen können. Und welche Stadt, welcher Fußballverein hat schon eine solche Hymne?
Franziska


Ein ganz tolles Konzert! Wir standen direkt am Steg und hatten einen super Blick, vor allem, da Herbert Grönemeyer sich immer wieder in Richtung Zuschauermenge bewegt hat. Auch die Songauswahl war klasse, zum Glück kam „Currywurst“ noch als Zugabe, da sind alle mitgegangen!
Christopher


Es war mein erstes Grönemeyer-Konzert und ich bin immer noch begeistert. Als Bochumerin und VfL-Fan einmal „Bochum“ live im Stadion zu erleben, das ist einfach ein unvergessliches Erlebnis! Ich hatte sofort Gänsehaut. Sehr berührt hat mich auch „Der Weg“. Da hatte ich echt Tränen in den Augen.
Michi

Geändert von aschro (12.06.2007 um 22:42 Uhr).
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