Herbert Grönemeyer Forum - JJ hat Geburtstag

Mmh, ich weiß gar nicht, was ich sagen/schreiben soll...da passiert so viel mehr oder weniger erwähnenswertes auf der Welt und dennoch schafft gerade das hier es zu einem eigenen Thema.

Zitat:

Zitat von diewilde30

hab auch im kommenden Lebensjahr jede Menge Spaß am Leben

Das "auch" scheint mir leicht unangebracht, weil es bisher nicht so doll mit dem puren Spaß am Leben war, aber so langsam fange ich an, irgendwas daran zu finden, speziell seit dem 5. September (den ich mir wahrscheinlich nicht nachträglich in den Ausweis werde eintragen lassen können).

Zum Rendsburg-Konzert hatte ich mal was darüber geschrieben, was wahrer Luxus im Leben vielleicht wirklich ist, ich war am Schwanken zwischen der Speisung durch mit Käse belegtem Käsebrot und warmem Champagner an einem Mittwochnachmittag vor einem Messegelände sowie dem schlichten, aber nicht selbstverständlichen Vonschönemvolkumringtsein - zweiteres hielt ich einst für den wirklich wahren Luxus im Leben.

Inzwischen betrachte ich aber auch diese Ansicht als leicht überholt, denn mittlerweile finde ich: Der wirklich wahre Luxus im/am Leben ist das Leben selbst. Es ist ein wunderbares, möglicherweise einmaliges Privileg, ein Leben leben zu dürfen, das nicht jedem in gleichem Maße zuteil wird, da denke ich speziell jetzt wieder oft dran, wenn mein Bruder in ein paar Tagen 34 geworden wäre. Naja, sein persönliches Schicksal hat ihm dieses Privileg an einem Spätnovembertag vor mittlerweile über 25 Jahren nicht mehr zugestehen wollen, ändern lässt es sich nicht, und vielleicht hat es irgendeinen Grund, warum es mir anders ergangen ist, zumindest lässt sich das nicht restlos ausschließen, also sollte ich bemüht sein, das beste draus zu machen.

Zitat:

Zitat von JanGa

Hab einen schönen Tag

Mmh, ob der jetzt schön war...? Er war auf jeden Fall durchmischt, morgens um 7 zur Arbeit, wegen einer Verzögerung statt um 16 Uhr erst um 18 Uhr Schluss. Dann aber wurde es völlig absurd, denn ich war kurzfristig zu so einer Art Liedermacher-Battle (bei dem aber leider nicht das Liedermachen allein zählt, man muss es auch noch alleine mit Instrument vortragen) eingeladen worden, wurde dann aus einer Lostrommel direkt als erster gezogen, der sein Werk vorstellen darf, sogar vor einem gerammelt vollen Saal mit ca. 150 bis 200 Zuschauern, und es wurde sogar nicht mal gebuht...und weil ich das ausgewählte Stück nicht einfach so ausgewählt hatte, sondern überhaupt gerade in die Zeit passend fand, bietet es sich auch an, es hier jetzt gleich niederzuschreiben, als "Geschenk" ist es vielleicht etwas minderwertig, aber so muss ich mir dann wenigstens kein Schlusswort einfallen lassen.

Ich glaube, ich habe es gestern ungefähr so angekündigt: "Ich möchte heute ein sehr bewegendes Lied vorstellen gegen die allgemeine Antriebslosigkeit." Es ist zwar schon über 1 Jahr alt, aber die Person, der ich es ursprünglich zu widmen gedacht hatte, hat sich, mmh, sagen wir, sie hat sich im Laufe unserer Bekanntschaft als zusehends unwürdiger erwiesen, dass ich meine wertvolle Zeit mit ihr verschwende, inzwischen habe ich ihr ein neues Lied geschrieben und gewidmet, das ein kleines bisschen in Richtung von Bruno / Freunde / Kein Verlust tendiert, aber etwas direkter ist (es heißt "Gerne gern" und enthält so Zeilen wie "Und es tut mir fast leid / doch nun weißt Du bescheid / und ich hätt Dich wirklich gerne gern // Vielleicht reichts für nen Onenightstand / aber sonst sind wir uns fremd / also bitte, bleib mir fern"), darum geht es aber nicht, nun geht es gerade um das alte Lied, das ich vorhatte aufzuschreiben (den Text wenigstens, die Melodie und einen Special Effect muss ich leider beiseite fallen lassen).

Irgendwie gefällt mir der Gedanke, die Menschheit mit einem großen Getriebe aus lauter Zahnrädern, Riemenscheiben, Pleueln, Ketten, Über- und Untersetzungen und was noch allem dazugehört, zu vergleichen. Es findet sich von jeder Sorte etwas: Große Zahnräder, kleine Zahnräder, schnelle Zahnräder, langsame Zahnräder; Zahnräder, die schon so abgestumpft sind, dass sie mit keinem anderen mehr kompatibel sind, und einzelne Zahnräder, die dazu neigen, durchzudrehen und bestimmt noch einige weitere Typen, auf die ich noch gar nicht gekommen bin. Und auf diesen Gedanken baut das Lied auf, nun will ich auch langsam mal zum Ende kommen mit der Ankündigung, so doll ist es auch nicht, und deshalb möchte ich noch kurz in diesem Nebensatz allen "Zahnrädern", die sich über mir verewigt haben, die es auf anderem Wege getan haben, die zum gestrigen Tag gar nichts geschrieben haben (was nun wirklich nicht weiter schlimm ist), aber sonst irgendwie ihren Stellenwert bei mir haben, ja, ich möchte jetzt einfach mal allen Leuten hier, zu denen ich aktuell oder in der Vergangenheit (oder in der Zukunft?) einen Draht habe (und umgekehrt), ich möchte einfach mal pauschal Danke sagen für ungezählt viele Momente unschätzbaren Glücks, speziell in diesem Jahr und ganz speziell die Open Air-Tour über (aber natürlich auch die letzten Wochen und sonst zu allen anderen Zeiten); dieses Jahr habe ich teilweise die allerbeschissensten Momente aller Zeiten durchstehen müssen, ich war schon einige Male wieder kurz davor, auf ganz dumme Gedanken zu kommen, bzw. drauf gekommen bin ich schon, aber dieses Mal habe ich sie wenigstens gleich beiseite gelegt, und ich muss schon sagen, dass einzelne hier einen sehr gewaltigen Teil dazu beigetragen haben, dass ich mein Leben lebenswert nenne - diesen und allen anderen, die ihren eigenen vielleicht weniger gewaltigen, aber nicht zu unterschätzenden Anteil daran haben, möchte ich nun die nächsten Zeilen widmen und damit findet dieser Beitrag auch langsam mal zu einem Ende:

>>Zahnrad

Was ich schon seit langem weiß:
Alleine dreh ich mich im Kreis.
Ohne Richtung, ohne Plan
hab ich mich schon so oft verfahrn.

Doch damit ist endlich Schluss,
denn ich weiß, dass sich was ändern muss.
Wie aus dem Nichts standest Du vor mir,
der Aufbruch wartet vor der Tür.

Sei mein Zahnrad, treibe mich an,
wenn ich mal wieder steh.

Sei mein Kompass, wenn ich den Weg nicht finden kann
und in die falsche Richtung geh.

Hab Jahre lang vor mich hingelebt
und niemals ein Ziel angestrebt,
bin manchem Irrsinn nachgerannt,
hab mir dabei oft nur die Hand verbrannt.

Doch das ist Vergangenheit,
denn nun beginnt die neue Zeit,
ich schau nach vorn, nicht hinter mir,
den Antoß dazu verdank ich Dir.

Sei mein Zahnrad, treibe mich an,
wenn ich mal wieder steh.

Sei mein Kompass, wenn ich den Weg nicht finden kann
und in die falsche Richtung geh.

Sei meine Bremse, wenn ich zu schnell an Fahrt gewinn
und nicht mehr halten kann.

Sei mein Anker, wenn ich angekommen bin
und geh mit mir an Land.

Das Lied an sich ist längst vorbei,
doch in Anbetracht der Melodei
häng ich noch eine Strophe dran,
damit ich noch ein bisschen singen kann.

Auch den Chorus hab ich ausgebaut,
ich sing ihn Dir gleich vor, ganz laut,
bis dahin fällt mir nichts mehr ein,
doch auch ich möchte gern Dein Zahnrad sein.

Sei mein Zahnrad, treibe mich an,
wenn ich mal wieder steh.

Sei mein Kompass, wenn ich den Weg nicht finden kann
und in die falsche Richtung geh.

Sei meine Bremse, wenn ich zu schnell an Fahrt gewinn
und nicht mehr halten kann.

Sei mein Anker, wenn ich angekommen bin
und geh mit mir an Land.

Sei mein Trainer, hol das beste aus mir raus,
wenn möglich, rund um die Uhr.

Sei einfach Du selbst, das reicht mir schon völlig aus,
und dieses Lied endet jetzt in Dur<<