Kindheit und Jugend

Die Tatsache, dass Herbert Grönemeyer in Göttingen und nicht in Bochum geboren wurde, kommentierte er selbst so: „Ich bin in Göttingen nur geboren, weil meine Mutter immer ohnmächtig wurde, als sie mit mir schwanger war. Immer, wenn sie sich auf die linke Seite drehte. Aber das glaubte ihr keiner. Und es gab in Göttingen einen Professor. Der war Spezialist und er glaubte ihr auch nicht. Daraufhin hat sie sich hingelegt, ist ohnmächtig geworden und er hat mich dann zur Welt gebracht. Deswegen bin ich in Göttingen zur Welt gekommen.“ Nach Bochum kam er mit 4 Monaten und wuchs dort mit seinen Brüdern Dietrich und Wilhelm († 3. November 1998) in einem protestantischen Elternhaus auf. „Mein Vater hat über sich selber gesagt: hart, aber ungerecht. Das würde ich auch unterschreiben. Meine Mutter war sehr preußisch, mein Großvater war sogar Erzieher am preußischen Hof. Er hat die Kadetten am Hof mit der Peitsche erzogen. Auf der anderen Seite war meine Mutter sehr musisch. Mein Großvater hat Cello gespielt, meine Großmutter war Sängerin. Ich denke, ich bin zwischen Liebe, musischer Zuneigung und ziemlicher Strenge groß geworden.“ Seine musikalischen Talente wurden im Alter von 10 Jahren durch Klavierstunden gefördert.


Grönemeyer gesteht: „Ich fand Deutsch grauenvoll und ich war extrem schlecht.“ Andererseits war er der Klassenbeste. Herbert der „Frohsinnsbolzen“ nervte seine Mitschüler zuweilen mit seiner Mandoline, wenn er Lieder wie „Morning has broken“ darbot. Er konnte aber auch mit Mitschülern vierhändig am Klavier Boogie-Woogie Sessions vor der Musikstunde spielen. Mit 12 gründete er seine erste Band und erlangte in Bochum einige Bekanntheit. So wurde das Theater auf ihn aufmerksam. Er verdiente mit 15 Jahren bereits eigenes Geld am Bochumer Schauspielhaus. Das Abitur legte Grönemeyer am Gymnasium am Ostring in Bochum ab. Er spielte 10 Jahre Fußball. Sein Bochumer Verein war aber nicht der VfL, sondern Victoria. Als Student der Musikwissenschaft und der Jurisprudenz war er 23 Semester eingeschrieben und hat davon ca. 6 Semester aktiv studiert.

Künstlerische Anfänge

Als Sänger der Bo-Band am Bochumer Schauspielhaus kam Grönemeyer erstmals als Darsteller in Kontakt mit dem Theaterleben. Später wirkte er dort als Korrepetitor und fertigte 1974 erste Kompositionen. Seine Entdeckung als Schauspieler verdankt er Joachim Preen, der ihn für das Stück „John, George, Paul, Ringo and Bert“ von Willy Russell erstmals auf die Bühne brachte.

„Ich war nie ein großer Schauspieler“ und „Ich war in den Shakespeare-Rollen immer der doofe Liebhaber und immer der Blödeste, der da herumrannte“, so urteilt er selbst über seine ersten Gehversuche am Theater. Im Jahr 1976 wurde er musikalischer Leiter am Schauspielhaus Bochum und spielt dort weitere Theaterrollen, wie „Till Uhlenspiegel“, als Graf Orlowsky in „Die Fledermaus“ und als Melchior in Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“. Hier arbeitete er auch mit Peter Zadek und der Choreografin Pina Bausch.


Obwohl Grönemeyer nie eine Schauspielschule besuchte, spielt er in einigen Fernsehfilmen mit. Die Schauspielkarriere wurde 1977 mit einer Rolle im Film „Die Geisel“ vorangetrieben. Bei Dreharbeiten zu dem Fernsehfilm „Uns reicht das nicht“ lernte Herbert Grönemeyer 1978 die Schauspielerin Anna Henkel, kennen. Er erinnert sich: „Sie kam aus Hamburg und war eine sehr, sehr stolze Person. Sie hat wirklich nie gejammert, sondern hat immer versucht, sehr präzise und Stück für Stück die Momente und das Glück zu leben.“ Im selben Jahr wird seine erste Platte mit der Jazzrock-Gruppe Ocean und Herbert als Leadsänger des „Ocean Orchestra“, veröffentlicht.


Als Fernsehdarsteller in „Daheim unter Fremden“ lernt man ihn 1979 kennen. Im selben Jahr arbeitete er, unter der Führung des Schauspieldirektors Claus Peymann einige Monate als musikalischer Leiter am Württembergischen Staatstheater in Stuttgart, gab den Lorenzo in „Der Kaufmann von Venedig“ am Schauspielhaus Köln und es erschien das Solodebüt „Grönemeyer“. Das Album erhält die „Goldene Zitrone“ für das hässlichste Cover des Jahres. 1981 kam Grönemeyers zweites Album „Zwo“ heraus. Beide Alben waren kommerziell nicht erfolgreich.


Grönemeyer setzte seinen Stil durch: „Ich meine, ich bin Sänger, ich mache keine Gedichtreise oder so“ und „Ich bin Sänger und ich versuche die Sprache so zu kneten und zu quälen, dass sie mir als Sänger wie ein Instrument eben einfach passt“, entgegnet er. Entscheidende Impulse kamen vor allem aus der Neuen Deutschen Welle und Herbert Grönemeyer meint dazu: „Das hat mir Mut gemacht, zu meinem eigenen Mief zu stehen: Hier bin ich, so singe ich, das ist meine Platte.“


Er konzentrierte sich zunehmend auf seine Musik. Für die nächsten Alben schrieb er „Anna“, und „Musik nur, wenn sie laut ist“. Sein Klassiker „Currywurst“ entstand in der Zeit, allerdings aus der Feder von Diether Krebs, Jürgen Triebel und Horst-Herbert Krause. Er ging auf Tournee, aber zahlreiche Konzerte mussten mangels Interesse abgesagt werden.


Der Durchbruch als Filmschauspieler


In Wolfgang Petersens Film „Das Boot“ (nach dem Roman von Lothar-Günther Buchheim) trat Grönemeyer 1981, an der Seite von Kollegen wie Jürgen Prochnow, Klaus Wennemann, Martin Semmelrogge, Jan Fedder, Heinz Hoenig und Uwe Ochsenknecht, als Leutnant Werner auf.
Für die deutsch-deutsche Koproduktion des Peter Schamoni-Films „Frühlingssinfonie“ in welcher er neben Nastassja Kinski (Clara Wieck) und Rolf Hoppe (Friedrich Wieck), die Rolle des Robert Schumann verkörperte, lebte er 1982 ein halbes Jahr in der DDR.


Musikalischer Durchbruch mit „4630 Bochum“

Die in Zusammenarbeit mit Otto Draeger und Edo Zanki entstandenen Alben waren kommerziell so erfolglos, dass die Intercord Ton GmbH nach dem im Jahr 1983 veröffentlichten Album „Gemischte Gefühle“, den Vertrag kündigte.


Nach dem Wechsel zur EMI stellte sich mit dem 1984er Album „4630 Bochum“ der große Erfolg im Musikgeschäft ein. Zur Entstehungsgeschichte des Albums meint Grönemeyer: „Ich wollte eine Band gründen, meine Musiker wollten mit mir keine Band gründen! Die fanden das alles zu riskant und nicht so richtig interessant. Da hab ich 'Bochum' also alleine gemacht.“


Das Album hielt sich 79 Wochen in den Top 100 der Hitparade. Während überall auf der Erde Michael Jacksons „Thriller“ das erfolgreichste Album des Jahres wurde, ging dieser Titel in Deutschland 1984 an „Bochum“. Vor allem die Singleauskopplung „Männer“ macht den Künstler in ganz Deutschland bekannt. Lieder wie „Alkohol“ oder „Flugzeuge im Bauch“ sind inzwischen zu Klassikern der deutschen Rock- und Popmusik geworden.


1985 spielt Grönemeyer an der Seite von Julie Christie, Burt Lancaster und Bruno Ganz im Deutz-Film „Väter und Söhne“ von Regisseur Bernard Sinkel.


Mit dem Album „Sprünge“ bezog er 1986 politisch Stellung. Die Titel „Tanzen“ und „Lächeln“ sind Kommentare zur Lage der Nation und greifen die herrschende CDU-FDP-Regierungskoalition und den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl an.


Beim Anti-WAAhnsinns-Festival in Wackersdorf spielte Grönemeyer vor über 100.000 Zuschauern.
Zum großen Erfolg des Albums „Ö“ (1988) trugen vor allem die Titel „Halt mich“, „Vollmond“ und „Was soll das“ bei. Zur gleichen Zeit wurden Grönemeyers größte Hits auf „What's All This“ in englischer Sprache veröffentlicht. Das Titellied des Albums kommt in Kanada in die Single-Charts. Es folgt eine Tournee durch Kanada.


Für den Soundtrack des Fernsehfilms „Sommer in Lesmona“ wird Grönemeyer mit dem Adolf-Grimme-Preis in Gold ausgezeichnet.


Nach dem Fall der Berliner Mauer veröffentlicht er mit „Luxus“ eine Platte, welche die damalige Stimmung und gesellschaftliche Befindlichkeit in Ost und West zum Ausdruck bringt. Er selbst hält diese Platte für seine musikalisch langweiligste. Die englischsprachige Version des Albums „Luxus“ erscheint 1991 in Kanada; es beinhaltet auch eine französische Fassung von „Marie“.


Neue Wege mit „Chaos“, „Bleibt alles anders“ und „Mensch“

Am 20. Januar 1993 heiratete Grönemeyer seine Lebensgefährtin Anna Henkel, mit der er bereits zwei Kinder bekommen hatte, Felix (* 4. Mai 1987) und Marie (* 31. Juli 1989).

Im selben Jahr erscheint das Album „Chaos“, welches rauer und spröder als sein Vorgänger „Luxus“ wirken will. Tatsächlich lässt er den „alten“ Grönemeyer hinter sich und gelangt mit diesem Album auf Platz eins der deutschen Hitparade. Die dazugehörige Tour sehen in den Folgemonaten weit über 600.000 Menschen.

Der Musiksender MTV lud Grönemeyer 1994 als ersten nicht-englischsprachigen Künstler in die Fernsehsendung „MTV-Unplugged“ ein. Das Konzert fand am 15. Mai desselben Jahres in den Babelsberger Studios statt.
Anfang 1998 zog Grönemeyer mit seiner Familie nach London, wo er seitdem den Großteil des Jahres verbringt. Dort hat er ein eigenes Studio in den Mayfair Studios, wo er weiterhin deutschsprachig produziert.

Am 21. April 1998 veröffentlichte Grönemeyer das Album „Bleibt alles anders“. Es erreicht nach weniger als vier Wochen Platin in Deutschland. Den ersten Teil der Tournee erlebten ca. 350.000 Fans mit.

Mit dem Tod seines Bruders Wilhelm am 3. November 1998 und seiner Frau Anna am 5. November 1998 trafen Grönemeyer zwei schwere Schicksalsschläge. Grönemeyer benötigte über ein Jahr, um wieder künstlerisch tätig zu sein.

Im Jahr 2000 spielte Grönemeyer auf der EXPO in Hannover mit einem 80-köpfigen Orchester zwei Konzerte. Daraus entstand später die Doppel-DVD „Stand der Dinge“.
Im August 2002 erschien das Album „Mensch“, der dritte Teil der Trilogie „Chaos“ – „Bleibt alles anders“ – „Mensch“.

Das Album wurde noch vor der Veröffentlichung aufgrund der Vorbestellungen mit Platin ausgezeichnet, erhielt insgesamt Zehnfach Platin, erreichte Platz eins der deutschen Charts für Single und Album. Die Single Mensch war Grönemeyers erfolgreichstes Lied, mit dem er – zum ersten Mal in seiner langen Karriere – die Top-Position der deutschen Single-Charts erklomm.

Ab 2002 tourte Herbert Grönemeyer im Rahmen seiner „Alles Gute von gestern bis Mensch“-Tournee durch Deutschland. Eigentlich sollte am 8. Juli 2003 in Montreux das Tournee-Ende stattfinden. Bis dahin sahen 1,5 Millionen Zuschauer die Auftritte. Wegen des großen Erfolges wurde die Tour dann im Juni 2004 mit weiteren 8 Terminen fortgesetzt und fand am 8. Januar 2005 im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten der LTU arena Düsseldorf nach 3,5 Stunden ihren Abschluss.
Die 2003 erschienene Live-DVD schaffte es als erste DVD überhaupt auf Platz 1 der Deutschen Hitparade.

Am 7. April 2006 wurde Grönemeyers Single „Zeit, dass sich was dreht“ angekündigt und am 19. Mai 2006 in den Handel gebracht. Es handelt sich bei dem Lied um die offizielle WM-Hymne zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006, die er zusammen mit dem aus Mali stammenden Duo Amadou & Mariam singt. Der englische Songtitel lautet „Celebrate the Day“, die französische Version heißt „Fetez cette journée“. Im Rahmen der offiziellen Eröffnung der FIFA-WM 2006 in der Allianz Arena am 9. Juni 2006 stellte Herbert Grönemeyer das Lied live vor. Am 19. Juni 2006, erreichte die Single die Spitze der Charts und brachte Herbert Grönemeyer den zweiten Nummer-eins-Hit seiner Karriere.


Soziales Engagement

Grönemeyer ist stark sozial engagiert. Bereits 1985 initiierte er das Projekt „Band für Afrika“. Dabei handelte es sich, ähnlich wie bei Band Aid, um ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Künstler, mit dem Ziel Spendengelder für Afrika zu sammeln. Die Single „Nackt im Wind“ erreichte 1985 Platz 3 der deutschen Hitparade.

Derzeit ist Grönemeyer Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Deine Stimme gegen Armut, dem deutschen Ableger von Bob Geldofs Initiative „Make Poverty History“. Seit 2005 unterstützt er die Aktion, durch die die Bundesregierung daran erinnert werden soll, dass sich Deutschland wie alle anderen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verpflichtet haben, alles zu tun, um bis zum Jahr 2015 weltweit die extreme Armut zu halbieren. Er setzt sich so, aktiv für den Schuldenerlass der ärmsten Länder Afrikas ein. Am 2. Juli 2005, dem sogenannten White Band Day, trat er in Berlin mit deutschen und internationalen Künstlern, gleichzeitig mit den weltgrößten Stars, auf neun verschiedenen Konzerten rund um die Welt auf.


Aktuelle Projekte

Am 21.9.2006 stellte Herbert Grönemeyer seine Pläne für das Jahr 2007 vor. Er kündigte für das Frühjahr 2007 eine neue CD und eine anschließende Europa-Stadiontour an. Es stehen bislang 14 Konzerte durch Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz auf dem Plan. Die Tour wird am 24. Mai in Leipzig beginnen, danach geht es nach Wien, Meran und Graz. Weitere Stationen werden am 31. Mai Stuttgart, am 3.6. Hannover, am 5.6. Frankfurt (Main), am 9.6. und 10.6. Gelsenkirchen-Schalke, am 13.6. Berlin, am 16.6. München, am 20.6. Köln und am 23.6. Hamburg sein. Das Abschlusskonzert findet am 27. Juni in Bern statt.

 

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