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Alt 19.07.2003, 00:26   #1
bonne_ami
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bonne_ami ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt
Hallööööchen!
Wie ich sehe, gibt es einige Fans von Gedichten und Literatur hier unter uns. :wink: Vielleicht habt ihr Akademiker :wink: da draußen Interesse an folgendes Thema: Aus welchen literarischen bzw. philosophischen Quellen kommt die Inspiration für Herberts wunderbare Texte? (Ich meine NICHT die bekannten Lebenserfahrungen. So einen Thread gibt es schon im Forum.)

Als nicht-Deutsch-Muttersprachler , setze ich mich seit Jahren mit der deutschen Sprache (und mit Herberts Liedern) auseinander. Das schönste daran, Deutsch zu lernen, ist, daß es die wunderschöne Grönemeyer-Welt für mich geöffnet hat, und dadurch wurde ich ein anderer (besserer, ich hoffe) Mensch. Von HG habe ich natürlich auch eine ganze Menge Deutsch gelernt, klaro, und bin eigentlich ziemlich stolz darauf, daß ich verstehe, was er so zu sagen hat. Ich bin immer und immer wieder überzeugt, daß er ein wahres Genie ist.

In letzter Zeit habe ich endlich angefangen, mich mit der deutschen Literatur und mit den großen Dichtern, auseinanderzusetzen. Jetzt betrachte ich Herberts Genie aus ein vollig anderem Blickwinkel. Ich habe sehr viele verschiedene Textstellen (in Gedichten, Geflügelten Worten, Literatur, usw., auch von nicht-Deutschen Quellen) gefunden, die mich sofort an Herberts Lieder erinnern. Jetzt erkenne ich noch tiefere, vielschichtigere Bedeutung in Herberts Texten als ohnehin der Fall ist. Man könnte sich im Fach Herbert promovieren.

Vielleicht erkennt jeder solche literarischen Spuren in seinen Liedern. Ihr habt das Ganze mit den Dichtern in der Schule gehabt, alle kennen die großen Stücke. Vielleicht ist sowas für euch Deutschen selbstverständlich. Es kann natürlich auch sein, daß die großen Gedichte (z.B.) einfach so sehr zum Teil des Alltags (mindestens im Fall Goethe) geworden sind, daß sie sich immer wieder in Liedern, Stücken, usw. befinden, ohne, daß es jemandem überhaupt bewußt ist.

Aber es könnte auch sein, daß dieses Thema euch auch interessiert, daß ihr auch solche Stellen und Parallelen gefunden habt. Mal sehen, was ihr davon haltet bzw. wieviele Antworte ich bekomme....

Obwohl ich ziemlich ausgepustet bin (zuviel blablabla) fange ich an. (in Klammern, das Lied, woran die Textstelle mich erinnert)

Im Grab ist Ruh'
- Langhansen, 18. Jh
(Chaos)

Ich habe genossen das irdische Glück,
Ich habe gelebet und geliebet
- Schiller, Des Mädchens Klage
(Mensch)

Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß

- Schiller, Lied von der Glocke
(Fanatisch)

Weiß du, wievel Sterne stehen
Gott der Herr hat sie gezählet,
Daß ihm nicht eines fehlet
- Hey, 19. Jh
(Dort und Hier)

Zwei Seelen und ein Gedanke,
Zwei Herzen und ein Schlag!
- Friedrich Halms, Der Sohn der Wildnis
(Stand der Dinge)

Das Prinzip Hoffnung
philosophisches Werk v. Ernst Bloch
(Demo/Letzter Tag)
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Alt 19.07.2003, 17:49   #2
bonne_ami
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OK vielleicht rede ich hier nur mit mir , ABER, bloß als Spaß, hier sind noch einige Beispiele ....

Der Mensch
Empfangen und genähret
Vom Weibe wunderbar,
Kömmt er und sieht und höret
Und nimmt des Trugs nicht wahr;
Gelüstet und begehret,
Und bringt sein Tränlein dar;
Verachtet und verehret,
Hat Freude und Gefahr;
Glaubt, zweifelt, wähnt und lehret,
Hält nichts und alles wahr;
Erbauet und zerstöret
Und quält sich immerdar;
Schläft, wachet, wächst und zehret
,
Trägt braun und graues Haar.
Und alles dieses währet,
Wenns hoch kömmt, achtzig Jahr.
Dann legt er sich zu seinen Vätern nieder,
Und er kömmt nimmer wieder.
- Matthias Claudius (hat "Abendlied": 'der Mond ist aufgegangen' auch geschrieben)

(Erinnert das sonst jemand an Mensch bzw. Blick Zurück? Ich meine nicht, daß er die Lieder deswegen schreiben würde, ich finds bloß interessant, daß die Gefühle, die ein Mensch vor 200 Jahren in einem Gedicht aufgeschrieben hat, verkaufen sich heute zig- Milionen Mal als CD.)

Ich habe eine frage an euch Literatur-Fans... man muß doch etwas für seine Allgemeinbildung tun ....
Hundert Jahre Einsamkeit (Cien Anos de Soledad) ist der Titel eines García Márquez Romans aus 1967. (Und natürlich eine Textzeile in Unbewohnt .) Hat jemand das Buch gelesen? Könnt ihr ein bißchen darüber erzählen? Worum geht's?


OK nur noch eins ...

Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.
- Bertolt Brecht, "Dreigroschenfilm", 1930
(Heimat: 'Die im Dunkeln sind, werden übersehen')
Wahrscheinlich etwas, das alle Deutschen schon längst kennen....naja.... :\
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Alt 19.07.2003, 18:39   #3
Glueck auf
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Hab selbst hier nicht allzuviel beizutragen, aber ich rufe schonmal:

Vorhang auf, für MO!!!

....MO hat mir heute ein Gedicht am Telefon vorgelesen, wenn ich es nicht besser wüßte, würd ich denken: 100% Herbert!
Das soll sie hier mal zum Besten geben

Grüße von *Literatur-nur-wenn-über-Satellit-im-TV-GA*
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.....Du bist so wie die Feiertage in jedem Jahr - sag mir wohin, ich werd mit Dir gehen....
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Alt 19.07.2003, 22:24   #4
marta
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Alt 19.07.2003, 22:50   #5
bonne_ami
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Alt 19.07.2003, 23:15   #6
TroyMcClure
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Zitat:
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Alt 19.07.2003, 23:31   #7
bonne_ami
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Danke Troy! Sorry MO.
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Alt 19.07.2003, 23:52   #8
Conny022
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@bonne_ami

Ich hatte das Buch Hundert Jahre Einsamkeit mal vor ein paar Jahren gelesen.
Aber nur sehr flüchtig (mal im Urlaub).

Aber die Stelle in Unbewohnt ist mir auch gleich aufgefallen.

Wo der Herbert so alles seine Einfälle hernimmt, ja?
Muss auch gleich noch mal gucken, ob ich noch weitere
*hier hab ich mich mal bei Anderen angelehnt* Stellen finde! :wink:

Also an den Inhalt kann ich mich nur noch wage erinnern.
Das Buch ist ziemlich schwierig, man verliert sehr schnell den Überblick.
(immer wieder soviel ähnliche Namen)

Aber ne grobe Zusammenfassung für Dich.
Irgendwie beginnt alles mit einem Mord.
Nachdem der Geist des Ermordeten keine Ruhe mehr gibt, machen sich die Protagonisten
(beim besten Willen die Namen weiß ich nicht mehr...aber ist auch unwichtig)
auf in den Urwald, um dort ein neues Dorf zu gründen.

Dieses neue Dorf ist komplett von der Außenwelt abgeschnitten. [eben noch unbewohnt]

Nur ein paar Zigeuner kommen ab und zu vorbei und stellen ihre Erfindungen vor.
Die Familie wächst heran, es werden Kinder geboren und über Jahre hinweg wird die Geschichte dieser Familie geschildert. Von Generation zu Generation zu Generation.... Ständige technische Entwicklungen treiben auch das Dorf weiter voran. Bis der Fortschritt durch eine Naturkatastrophe zerstört wird und der Ausgangspunkt
wieder erreicht ist.

Eigentlich ein sehr gutes Buch, aber man muss sich echt konzentrieren um den Überblick zu behalten und es mehrmals lesen um all die Genialität zu entdecken.
Habs jetzt auch nicht mehr so ganz Erinnerung. Aber so ganz grob nacherzählt...


Noch besser find ich aber Ernst Bloch´s "Das Prinzip Hoffnung". Genial!
Ich liebe dieses Wort und die Stelle in Demo! Einfach wunderbar!
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Alt 20.07.2003, 11:14   #9
junimond
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junimond ist ein Lichtblickjunimond ist ein Lichtblickjunimond ist ein Lichtblickjunimond ist ein Lichtblickjunimond ist ein Lichtblick
vielleicht eher nicht das, was du meinst. aber ich mag diese zeilen von hilde domin so furchtbar gern..

(nicht müde werden / sondern dem wunder / leise / wie einem vogel / die hand hinhalten.)

"das WUNDER besteht für mich darin, nicht im stich zu lassen. sich nicht und andere nicht. und nicht im stich gelassen zu werden. das ist die mindest-utopie, ohne die es sich nicht lohnt, mensch zu sein."

weil er mitfühlt, vergibt, hofft und liebt.
weil er für das größte mögliche (?!) wunder des sichumeinanderdrehens lebt und darauf hofft..- des füreinanderdaseins,.. wenn sich alles gegen dich verschwört und du nicht weißt, wo du hingehörst.. das gesamte leben, das menschsein..tag für tag ein einziges festhalten an dieser mindest-utopie und ein einziges hoffen auf jenes wunder. ist nichts vergebens (darf nicht, noch nicht..).

ja, "ich dreh mich um dich" ist mein wunder. wenn ich es höre, muss ich immer an ihre worte denken.

(aber wie gesagt, passt nicht wirklich hier hinein.)
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Alt 20.07.2003, 13:43   #10
Conny022
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Zitat:
Zitat von junimond
"das WUNDER besteht für mich darin, nicht im stich zu lassen. sich nicht und andere nicht. und nicht im stich gelassen zu werden. das ist die mindest-utopie, ohne die es sich nicht lohnt, mensch zu sein."
[ohneWorte]

JA
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Alt 20.07.2003, 17:43   #11
bonne_ami
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bonne_ami ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt
@conny022:
Danke! Muß ich endlich mal lesen Wenn ich überhaupt im Leben Hillarys Riesenbuch zu Ende gelesen hab'...

@ junimond:
*gänsehaut* Klasse.
... "More Than This" von Peter Gabriel läuft gerade...passt irgendwie zum Thema und tragt dazu bei, daß ich Gänsehaut habe.....


Passend zu junimonds Beitrag, hab ich mehr Gedanken-Futter vorhanden.....

Vorher möchte ich sagen, daß ich NICHT sagen will, daß Herbert Teile seiner Texte "borgt" , sondern daß, wenn man zwischen den Zeilen liest (vielleicht eher neben den Zeilen, z.B. in Büchern aufm Schoß :wink: ), erkennt man ganz andere Ebenen von Bedeutung. Ob es so gewollt/gedacht/geplant ist, ist natürlich eine andere Frage, die man diskutieren kann, z.B. in einem Forum! :wink: Ich 'entdecke' diese Sachen eher zufällig, habe inzwischen eine kleine Sammlung. (Ich brauche wahrscheinlich mehr Hobbys ....bin halt so ein Denker-Typ... )

OK zurück zum Gedanken-Futter....

zu Der Weg:
"der Weg" steht so nirgends im Text; man muß sich fragen, welchen Weg er meint. Sein eigenen Weg, den er jetzt allein gehen muß, oder beschreibt er möglicherweise einen anderen Weg?

Bin gar nicht religiös, der Bibel gehört für mich auch zu Literatur, also ich kann wenig zu Bibel-Interpretationen beitragen. ABER...
Hiob 16,22:
"Denn die bestimmten Jahre sind gekommen,
und ich gehe hin des Weges, den ich nicht wiederkommen werde."

oder etwas vergleichbares übersetzt aus dem Griechischen:
"Den Weg nach dem Hades,
den nie ein Wanderer wieder zurückging."
(durchquer den Hades zum Ziel, BAA...naja, vielleicht ein bissl weit hergeholt...aber vielleicht auch nicht, wenn "alles anders bleiben" soll. Hängt davon ab, ab welchen Zeitpunkt dieser 'anderer' Zusand anfangen soll.... Der stille WEG folg dem Sonnenaufgang leise usw. (Ich weiß nicht, ob alles in dem Lied um den Tod geht, aber so könnte man es interpretieren.)
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Alt 20.07.2003, 21:49   #12
Conny022
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Also auch auf die Gefahr hin, dass es keinen Menschen interessiert,
hier meine Sicht Zum WEG.

Für mich ist der W E G eine Methapher der Veränderung.
Entweder als innerer Veränderung oder als ganz offensichtlichen äußeren Veränderung.

Dem Wort „Weg“ begegnet man auch in der Bibel sehr oft.
Im alten Testament zeigt Gott den Menschen (Israels) den Weg ("Ich zeige Euch den Weg") und führt sie.
Im neuen Testament hingegen wird klar, dass Jesus der alleinige Weg ist.
(„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6))

Klar wird, dass W E G E Glück bringen können oder in den Abgrund führen.

Man kommt irgendwann an den Punkt, an dem man sich entscheiden muss.
Dazu muss man aber aufbrechen, u n t e r w e g s sein.

Im biblischen Sinne meint der WEG im Grunde nichts anderes als
eine ganz eigene Zeitreise,
einen mühevollen Weg
vom Anfang bis zum Ende,
den Lebenslauf von Geburt bis zur Vollendung,
die Entscheidung zur Umkehr oder als
immerwährendes Sterben und Auferstehen.


Das Symbol Weg ist in seinen Texten oft zu finden.

(Der stille Weg, Zeig mir den Weg, am Ende des Weges, der Weg ist das Ziel, Alles auf dem Weg, selbst befreien für den Weg zum Meer, bring mich zum Ende [des Weges vielleicht?] )
Genauso wie viele Stellen, die auf die Bibel verweisen.
(Sünden, Sinnflut, Hades, Wasser wird zu Wein – als 1. Wunder Jesus, Hölle, Engel, Paradies, immer wieder das Motiv der Hoffnung, Glaube: „wasch den Glauben im Regen“,...).
Für mich setzt er sich sehr intensiv mit zentralen Motiven der Bibel auseinander.

Für mich eine Stelle, die ich noch nicht so ganz verstanden habe: :?

Durchquer den Hades zum Ziel:

Hades aus der griech. Mythologie als Reich aller Toten.
Aber warum zum Ziel durchqueren? Ist die Ankunft dort nicht das Ziel?

Gut dann vielleicht aus christl. Sichtweise:
Der Hades als Ort von Folter und Qual, in den nur ungläubige Tote gelangen. Wenn der Gläubige heimgerufen wird, geht er nicht in den Hades, sondern ins Paradies. Den Hades durchqueren zum Ziel, also meint er sicherlich das Paradies erreichen als Vollendung des Weges.

noch Eines: weiter heisst es bei BAA:

Hoffnung als Gegengewicht
-kommt das vielleicht von Kant?-

„Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht
gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben:
die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.“

Immanuel Kant

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Alt 21.07.2003, 19:25   #13
Conny022
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ein paar gedanken ernst blochs zusammengefasst

H E I M A T

H e i m a t - das letzte Wort des "Prinzips Hoffnung" - gibt es erst,
wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen.
Die Wurzel der Geschichte aber ist der schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende
M E N S C H.

Hat er sich erfaßt und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: H E I M A T.

Wo Gefahr ist, wächst auch das Rettende, das ist die beste HOFFNUNG, (Rettungsboot Hoffnung) doch wo das Rettende ist, wächst auch die Gefahr, das gehört gleichfalls zum Ende und macht die Hoffnung aus.

Die Hoffnung auf ein gutes Gelingen ist Prinzip, aber keine Garantie.
Denn es gibt keinen rechten Weg ohne Ziel, so auch kein Ziel ohne die Kraft eines Wegs.
Sehe man drum HIER und DORT sich um, mit tätig gesetzter Zeit im tätig umgebauten Raum
(der Leben heißt?) die Spuren des sogenannten Letzten, ja auch nur wirklich Gewordenen, sind selber erst Abdrücke eines Gehens,
das noch ins Neue gegangen werden muß.
Erst sehr weit hinaus ist alles, was einem begegnet und auffällt, das Selbe.

Und wir sind verantwortlich für diesen Weg. ES IST unser WEG.

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Alt 21.07.2003, 20:09   #14
junimond
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ein paar gedanken ernst blochs ganz wundervoll zusammengefasst.
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Alt 21.07.2003, 20:30   #15
mia
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Ein ganz wundervoller thread hier.
Ich hatte mal ein Buch mit Gedichten für Kinder in der Hand, in dem mich einige Gedichte sehr an Lieder von Herbert erinnert haben, leider habe ich es nicht mehr, muss es mir wirklich endlich selbst besorgen.

@conny: du hast das wirklich wunderbar beschrieben, das kann ich so zu 100% unterschreiben, schön.
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Alt 21.07.2003, 22:48   #16
bonne_ami
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@conny022
klasse Beiträge....vieles zum Nachdenken.....muß eine ganze Weile daran rumkauen .... *kopfkratz* hmmmmmm....
Ich muß unbedingt Das Prinzip Hoffnung holen, es muß hier in Zweisprachenland im Bibliothek stehen. :wink:

Jetzt trag ich mal was dazu bei (hey ihr, nichts conny022-mäßiges erwarten!).
...mal sehen, was ihr so davon haltet.... ich verrate euch den Titel erst später.... :wink:

Ja, wir werden sein und uns erkennen,
Nicht mehr machtlos zueinander brennen.

Dumpfer Druck von Unempfindlichkeiten
Dünkt uns dann der Kuß der Erdenzeiten.

Wir erwachen weinend aus dem Wahne,
Daß die Leiber Lust sind, die Organe.

Uns erschüttert trunkene Erfahrung:
Nur die Flamme lebt, nicht ihre Nahrung.

Hier berühr ich dich. Dort wird gelingen,
Flamme, daß wir Flammen uns durchdringen.

Und ich brenne tief, was wir hier litten,
Dort im Geisterkuß dir abzubitten.

- Franz Werfel (1890-1945)

Kennt ihr das?
Der Titel? Dort und Hier.
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bonne_ami ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2003, 23:42   #17
Conny022
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@bonne_ami

Super!

Ich musste es mir aber erst mal 3 mal durchlesen.
Wo du so alles Parallelen findest! toll

*tiefnachdenk*

(glaub heute find ich nichts neues mehr)
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Alt 22.07.2003, 21:13   #18
Conny022
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EIN G E D I C H T

ein gedicht, welches mich doch jeden tag erkennen lässt
was denn unsre welt im innersten so wundervoll zusammenhält/

dieses gedicht erinnert mich sehr an einige seiner lieder/denn auch hier finde
ich die wahre bedeutung zwischen den zeilen
deshalb soll es auch auf dieser seite stehen dürfen


wenn blau und gelb sich binden/wenn wasser feuer bricht/
wenn nord und süd sich finden/und Dunkel wird zu Licht

wenn not und tod verschwunden/wenn mißgunst ist erstickt/
wenn wolf und lamm sich sonnen/und Friede immer ist

wenn schwarz und weiß sich suchen/wenn trauer freude meint/
wenn reich und arm vereint/und Sonne immer scheint.

wenn blut und tränen trocknen/wenn alle schrei verhallt/
wenn haß und tod gebrochen/und alle Schuld bezahlt

wenn nah und fern verbunden/wenn hunger nicht mehr ist/
wenn lieb und treu gefunden/und niemand nicht vermißt
und trotzdem nie vergißt

was l i e b e ist
__________________
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Alt 22.07.2003, 22:18   #19
bonne_ami
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bonne_ami ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt
schöööööööönnnn
Ich freue mich immer so auf deine Postings, Conny! Bin aber danach immer irgendwie sprachlos.
Ich probiers aber trotzdem mit einer Reaktion:

...Das Gedicht ist irgendwie gleichzeitig optimistisch und traurig. Es zeigt das Schöne im Leben, die Gefühle, die die Menschen so sehr bewegen. Dann ist es aber auch ziemlich melancholisch, weil es aufmerksam macht, auf all dem, was uns Menschen auseinander hält, und daß diese Harmonie just außer Reichweite steht. Was wäre es für eine Welt, wenn alle eine solche Liebe kennen könnten? Das gibt Hoffnung während es klar macht, wie fortschrittlich wir und unsere Menschenzivilization NICHT sind. Wir sind nicht einmal in der Lage, uns gegenseitig Frieden, Liebe oder sogar ausreichend Nährung schenken.

hmmmmm, noch einmal, hast du mir was zum nachdenken gegeben..... ....äähhmm, geschenkt.
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Alt 22.07.2003, 22:29   #20
~selbstbefreit~
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Zitat:
Zitat von bonne_ami
Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.
- Bertolt Brecht, "Dreigroschenfilm", 1930
(Heimat: 'Die im Dunkeln sind, werden übersehen')
:\
.. Ja, das war mir auch gleich aufgefallen (da ich auch sehr gerne Brecht lese...)

Aber sonst... Wie habt ihr nur die vielen Gedichtstellen usw. parat, ich komm mir richtig ungebildet vor
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