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Alt 12.03.2009, 20:44   #91
matze-chef
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matze-chef ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt
AW: Herbert am 11. März bei "Leipzig liest"! (2009)

ich muss noch ergänzen: das hätte man nicht besser schreiben können:

Zitat FAZ:

"....Zufällig anwesende Hals-Nasen-Ohren-Ärzte hatten wahrscheinlich noch das tiefste Verständnis für die mitunter schmerzhaften Körpergeräusche, die Blonk und Moss hervorbrachten. „Poesie hart an der Realität“ nannte Lentz das. Das Publikum hatte inzwischen wohl auch genügend Grenzerfahrungen gemacht, so dass schon Ankündigungen genügten, um Gelächter ausbrechen zu lassen. Etwa die, jetzt folge „Singstimme in Sellerie“ (Domascyna) oder ein „Solo für Backensyntheziser“ (Blonk), das so klang, als würde Donald Duck die Furzorgien aus Heinz Strunks „Fleckenteufel“ imitieren.

Kluge Selbstbeschränkung

So hob sich Grönemeyer am Ende weniger durch Lesekunst als durch kluge Selbstbeschränkung und Bescheidenheit ab; er hatte wohl geahnt, dass er im Feld der Mund- und Rachenraumvirtuosen nicht mit Ausdruckskraft würde punkten können. „Nicht dass sie glauben, ich würde den ganzen Tag Gedichte lesen“, sagte er und wies daraufhin, dass er die Texte natürlich zusammen mit Michael Lentz ausgewählt habe. (Der hatte mit Christa Reinig und Helga M. Novak dann auch geschickt zwei seiner Lieblingsdichterinnen eingeschmuggelt.)

Den Abschluss bildeten Mascha Kaléko und Friederike Mayröcker, in deren Trauer um den Lebensgefährten Ernst Jandl Grönemeyer eigene Erfahrungen wiedererkennen mochte. Hier wirkte er dann ganz authentisch und anrührend. Als vorweggenommene Zugabe las er „Erklär mir Liebe“ der Bachmann, übertönt und überdröhnt von den versammelten Lautsprechern wie ein Chor wildgewordener Mänaden um einen immer leiser werdenden Orpheus. Was die menschliche Stimme vermag, ist unvorstellbar. Die Stille danach aber hat auch ihren Sinn."
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