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Alt 26.04.2003, 11:41   #32
Stine
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Ich habe folgenden Artikel heute im Archiv der WAZ gefunden:

Grönemeyer vertont Büchner-Stück fürs Theater
19.04.2003 / KULTUR / MANTEL

Grönemeyer vertont Büchner-Stück fürs Theater
"Leonce und Lena" am Berliner Ensemble

Berlin.
Herbert Grönemeyer geht es blendend. "Mit
soviel Künstlern im Team zusammenzuarbeiten,
das füttert das Gehirn", sagt er begeistert.
Grönemeyer kehrt mit einem künstlerischen
Seitensprung zu seinen Wurzeln zurück, als
Musiker ans Theater.

Vom Bochumer Schauspielhaus aus, wo er Mitte
der 70er Jahre mit ersten Kompositionen
startete, ans Berliner Ensemble. Der König des
deutschen Rock-Pop aus dem Ruhrgebiet und
Europas Theater-Magier, der Amerikaner Robert
Wilson, bringen gemeinsam Georg Büchners
"Leonce und Lena" im einstigen Brecht-Tempel
auf die Bühne. Die Premiere am Berliner
Ensemble findet am 1. Mai statt.

Wilson und Grönemeyer, das ist nur auf den
ersten Blick ein kurioses künstlerisches Duo.
Wilsons Erfolg beruht auch darauf, dass er
sich exzellent-exzentrische Musiker für seine
Stücke holte, etwa Phil Glass ("Einstein on
the Beach"), Tom Waits ("Black Rider") oder
Lou Reed ("Time Rocker").

Im vorigen Sommer grübelte Wilson darüber
nach, wer für "Leonce und Lena" kongeniale
Klänge machen könnte: Eine deutsche Bühne, ein
deutscher Dichter, also warum nicht
Deutschlands bester Sänger?

Kennengelernt hat Grönemeyer Wilson schon in
den frühen 80ern, als seine inzwischen
verstorbene Frau, die Schauspielerin Anna
Henkel, bei Wilsons "CIVIL WarS"-Projekt
mitarbeitete. "Seitdem habe ich viele seiner
Stücke gesehen. Seine Herangehensweise, seine
Stücke sind anders als alles, was ich sonst am
Theater sehe, sehr faszinierend! Er arbeitet
nicht aus dem Kopf, sondern ganz entspannt aus
dem Bauch heraus, das ist sehr undeutsch. Er
ist kein Intellektueller, sondern ein Rocker",
sagt Grönemeyer. Wilson vollendet mit "Leonce
und Lena" seine Büchner-Trilogie am Berliner
Ensemble.

Wird es nun ein Stück mit Musik, ein Musical?
Grönemeyer komponiert nicht nur, sondern
schreibt auch die Texte für die Songs, die
unter anderem von Nina Hoss (Lena), Markus
Meyer (Leonce) und Stefan Kurt gesungen werden.

"Es war ein Schock, als ich erfuhr, dass ich
auch die Texte schreiben sollte", bekennt
Grönemeyer. Sie sind nicht von Büchner, aber
auf der Basis des Stückes und der Charaktere.

Das Sieben-Mann-Orchester, das auf der Bühne
sitzen wird, hat Grönemeyer reich
instrumentiert: Klavier, Trompete und
Hawaiigitarre, Cello, Violine, Banjo,
Klarinette, Akkordeon und Schlagzeug.

Auf jeden Fall, verspricht Grönemeyer, klinge
alles anders als sonst bei ihm: "Es ist nicht
der typische Grönemeyer-Sound". Wilson
ergänzt: "Das ist ein Teil seiner Größe: Er
läßt den Sängern ihre Art, ihre Stimme, die
müssen nicht Grönemeyer kopieren!" Probleme,
diesmal nicht auf, sondern hinter der Bühne zu
sein, hat Grönemeyer nicht: "Das kenne ich aus
meiner Theater-Vergangenheit. Auf der Bühne
bin ich ein wildes Pferd, dahinter nicht!" (dpa)
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Killing me softly with his songs!
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