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Alt 02.05.2017, 23:01   #28
JJ
Darum öffnet Eure Pforten
 
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JJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer Anblick
AW: Herbert (verlegt vom 4. März) am 29. April 2017 im Musikforum Ruhr (2016)

Ein paar Zeilen möchte ich auch noch zum Sonntag mittag schreiben.

Durch eine glückliche Fügung stand schon zu Jahresbeginn fest, dass ich das letzte April-Wochenende in einer Stadt im Ruhrgebiet verbringen würde, die nicht direkt an Bochum grenzt, aber auf kurzem Wege schnell dort hin führt. So nutzte ich, nachdem ich viel zu spät vom für Samstag geplanten Ereignis erfahren hatte, die Gelegenheit, wenigstens am Sonntag dabei zu sein, ergatterte eine einzelne Karte am Rand einer der vorderen Reihen und begab mch am Sonntag morgen mit nicht allzu überbordenden Erwartungen nach Bochum (ich erwarte generell im Leben nicht allzuviel, um Enttäuschungen vorzubeugen, aber speziell angesichts der Dauernd jetzt-Tour schien es mir in Grönemeyer-Dingen geradezu fahrlässig, auch nur allergeringste Erwartungen zu stellen).

Ich kam also an der U-Bahn-Station "Bermuda3eck / Musikforum" an, wo mir grob der Weg erklärt wurde von anderen Besuchern, versteckte 2 sperrige Gegenstände, die ich während der Fahrt gefunden hatte, aber nicht mit ins Konzerthaus nehmen wollte, auf einem Fahrkartenautomaten (wo sie später noch lagen, in Wanne-Eickel hatte es an einem anderen geheimen Ort auch geklappt), was angesichts der horrenden Garderobengebühr in Höhe von 1 € sich auch als sehr vorausschauend herausstellen sollte und begab mich in meiner trotz der [so ein Mist, ich habe versehentlich die Tastatur auf englisch umgestellt, wie mir scheint, und keine Ahnung, wie es r[ckg'ngig gemacht wird, ich versuche, damit umyugehen, immerhin eckige Klammern habe ich gefunden!] angekuendigten sommerlichen Temperaturen angelegten schicken Aufmachung (lange Hose und stylische Schuhe) in den Konzertsaal, wo mir auf dem Flur jemand vom Personal ein Programmheft in die Hand drueckte. Dankbar fuer jede Ueberbrueckung, bis es losgeht, schlug ich es auf, in dem Irrglauben, es wuerde das Programm der naechsten Monate bekanntgegeben, stattdessen stand dort die gesamte Setlist, wie sie geplant war. Vinto hat es wohl genau so oder aehnlich erlebt und bereits geschildert, dass die Stand der Dinge-Ouverture sehr unerwartet ins Programm aufgenommen wurde und generell dazu imstande ist, Gaensehaut und dramatischeres hervorzurufen. Elektrisiert war ich, als die Erinnerung an mein allererstes Konzert am 7.6.2000 in Hannover geweckt wurde und die Ouverture in meinem Kopf zu spielen begann (korrekterweise sehe ich Nach mir als mein erstes live erlebtes Groenemeyer-Lied, aber ganz genau genommen habe ich die Ouverture als allererstes live gehoert, und so etwas setzt sich fest, erst recht, wenn es als Live/Album erscheint!), das wurde dann beim tats'chlichen Spielen in dem Masse nicht mehr erreicht, aber geruehrt war ich nichtsdestoweniger.

Allein schon der Einmarsch des Orchesters aus 4 verschiedenen Richtungen hatte etwas ergreifendes, dann der ernste und wuerdevolle Auftritt von Steven Sloane (trotz krauser Frisur und Buckel), der Haendedruck mit dem 1. Geiger, das schlagartige Erstummen des Applauses mit Einsetzen der Ouverture, wie enthusiastisch Mr Sloane das Orchester aus Bochum Flugzeuge im Bauch werden laesst sowie die Erkenntnis bei mir, dass es offenbar nicht ueblich ist, zwischen den Stuecken Ansagen zu taetigen oder gar Applaus abzuernten, stattdessen wird ohne Punkt und Komma eins nach dem anderen weggekloppt...und das erste nach der Ouverture war in gewisser Weise Erzaehl mir von morgen. Ich weiss, dass es Teil des Soundtracks von The American ist, welchen ich leider nie gesehen habe (A Most Wanted Man ebenso wenig), aber da ich diesen nicht kenne, spielte das Orchester in meiner Wahrnehmung zwischen Ouverture und Finale neben vielen gaenzlich unbekannten Stuecken Erzaehl mir von morgen, die Schiffsverkehr-Intro ohne Operngesang und ein Stueck, das verdaechtig an den Anfang von Morgen erinnert.

Nachdem dann der Filmmusik-Block mit dem Finale (das mir nebenbei weit weniger zusagt als die Ouverture) geendet hatte, wurden die ersten Geigen einen halben Meter abgerueckt, ein Pult neben das Dirigenten/Podest gestellt, ein paar Blaeser verliessen das Orchester und Steven Sloane kehrte zurueck mit Herbert Groenemeyer, der den grossen Ernst schlagartig schwinden liess und fuer sicherlich einen nicht unerheblichen Anteil im Publikum der einzige Anlass war, sich das Ganze anzutun. Als dann die Rollen verlesen wurden mit den dazugehoerigen Melodien, wurde mir endlich klar, welche Musik mir Zeit meines Lebens als Fruehling von Vivaldi verkauft worden war (oder alternativ als Sommer, wenn ich zur Entkraeftung den Fruehling summte) und leider setyte auch eine Erinnerung aus der Grundschule ein, die mich schon die Wochen davor umtrieb. Ich haette in der 3. Klasse oder so die Moeglichkeit gehabt, Peter und der Wolf im Musikunterricht von Kassette vorgespielt zu bekommen, aber es scheiterte an der Verbohrtheit einzelner Subjekte, die die Lehrerin zum Stoppen der Kassette noetigten, weil sie nicht einsehen wollten, wie eine Figur und eine Melodie unter einen Hut zu kriegen sein sollen (ueber den Vogelund die Querfloete haette manch einer vielleicht ja noch mit sich reden lassen, aber dass der Grossvater mit irgendeinem tiefen Gebrumme einhergeht, das war nun wahrlich zu viel Diplomatie, die abverlangt wurde und daher habe ich bis einschliesslich vorvorgestern die Geschichte nie [ber die Vorstellung des Grossvaters hinaus gehoert. Auch wenn es nichts zur Sache beitraegt, seien hier noch 2 Grundschulanekdoten dieses Kalibers untergebracht, an die ich mich nicht gerade selten erinnert fuehle, wenn ich heute gezwungen bin, mich inmitten gewisser Gestalten wiederzufinden. Ein anderes Mal im Musikunterricht sollten und 1-, 2-, 3- und 4-Viertel-Takt anhand von Tiernamen naehergebracht werden, die geklatscht werden sollten. Hund, Kat-ze, E-le-fant und Was-ser-laeu-fer (fuer Hund, Katze und Elefant uebernehme ich keine Gewaehr, dass mein Gedaechtnis sie richtig erinnert, aber beim Was-ser-laeu-fer bin ich mir felsenfest sicher) und im Rahmen eines Erkennungsspiels, sollte mir ein Subjekt ein Tier vorklatschen, nicht aber im Dreivierteltakt, und ich sollte es dann erkennen und benennen (welchem Sinn und Zweck das ganze dienen sollte, ist mir bis heute schleierhaft, aber es wuerde mich auch nicht wundern, wenn einzelne mitlesende hier schon ins Schwitzen geraten), und die Aufgabe, die mir gestellt wurde, war Klatsch-Klatsch-Klatsch, ich antwortete, dies sei der Elefant, den wir aber nicht nehmen sollten und musste mich dafuer von der Lehrerin zusammenfalten lassen, warum ich mich dafuer entscheide, wenn er doch tabu ist.

Oje, ich hab wieder mal die Zeit aus den Augen verloren und den Konzertbericht erst angeschnitten. Dennoch ende ich fuer heute mit noch einer Anekdote aus der Grundschule, dieses Mal Religion. Es stand die Frage im Raum, welcher Tag der erste der Woche sei. Alle Haende gingen hoch, die Lehrerin nahm jemand dran, er/sie/es sagte Montag, die Lehrerin sagte falsch, aber offenbar bewog es nur mich, die Hand runterzunehmen. Alle anderen versuchten auch ihr Glueck. Montag. Montag. MONTAG! Montag. Montag. Der einzige Anhaltspunkt, den ich fuer eine alternative Antwort hatte, war die Fernsehzeitschrift, die mit Samstag beginnt, behielt den aber fuer mich und das traurige Fazit ist, dass ausser mir jeder einmal dran kam, und von den 23 drangenommenen 22 es mit Montag versuchten, bis der einzige Hardcore-Neuapostolische ganz am Ende behauptete, es sei der Sonntag.

Demnaechst mehr zum Konzert am letzten Sonntag, hier nur noch die Bitte, es unter Einzelne Konzerte zu listen mit der Setlist, die einzig aus Bochum besteht (Vorschlag fuer Samstag analog).
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Auch wenn Du mich verklagst
und Du schwörst, dass Du mich magst,
ist mir alles so egal
.

Ob Du fauchst oder ob Du beißt,
mich verwirrt nennst oder unreif,
Rache schwörst zum jüngsten Tag.

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