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Alt 04.06.2008, 23:40   #350
DeeKay
Double-Dingenskirchen
 
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AW: Rügen 03.06.2008 Live@LV.de – auf dem Weg zum Meer

Hallo zusammen,

nachdem ich grad wieder zuhause bin wollte ich direkt mal einen Konzertbericht aus Rügen posten, vielleicht interessiert es ja den Einen oder Anderen.

Der Einlass gestaltete sich aus meiner völlig subjektiven Sicht (zunächst) relativ unkompliziert. Wir waren bereits am Vortag da und hatten bereits die Lokalitäten angeschaut, die Einlass-Schleusen waren einigermaßen zeitig aufgebaut und konnten aufgrund der hohen Anzahl auch gut von den bereits wartenden Leuten besetzt werden.

Einige Kritikpunkte gab es trotzdem, und zumindest was die Security angeht sollten sie sich auch häufen. Rund um das Gelände der Naturbühne waren zwar reichlich Dixi-Klos aufgestellt, allerdings konnte / durfte man sie vor Konzertbeginn nicht benutzen. Obwohl am Vortag noch alle Dixis offen und problemlos erreichbar waren, hatte man am Tag des Konzertes zunächst alle Dixis mit Bauzäuen zugesperrt, weiß der Himmel warum. Des einen Freud, des anderen Leid: Der Betreiber der (einzigen) öffentlichen Toilette in Ralswieck konnte somit seine Monopolstellung ausnutzen und dürfte dank der jeweils fälligen 50 Cent Nutzungsgebühr das Geschäft seines Lebens gemacht haben.

"Der Bürger begehrt Einlass..."

Richtig voll wurde es ab 15:30 Uhr, die Sonne knallte auf den Einlass und die Temparaturen stiegen auf gefühlte 28-30 Grad. Mittlerweile tummelten sich ca. 1.000 Personen vor den Schleusen. Das bereits zuvor geschilderte Problem mit den Ordnern und Sanitätern kann ich bestätigen ("Wir brauchen hier einen Arzt!"), wobei ich aus meiner Position nicht genau mitbekam was da genau los war.
Um kurz nach 16 Uhr kam die Hiobsbotschaft der Security: Es durften keinerlei Speisen oder Getränke mitgenommen werden. Erlaubt waren nur Sonnencreme und Deos. Begründung: Die Speisen und Getränke (Caprisonne, Tetrapak, Plastikflaschen - alles egal) könnte man als Wurfgeschosse misbrauchen. (Deoflaschen natürlich nicht, ist doch klar... Finanzielle Gründe hatte das sicher nicht.... ) Somit wanderten kiloweise Lebensmittel und Getränke in die an den Schleusen aufgestellten Mülleimer. Selbst mitgebrachte Brotstullen mussten entsorgt und sogar Picknickkörbe mit Mandarinen ausgepackt werden.
An das Sicherheitsrisiko wegen Flüssigkeitsmangel bei 30 Grad dachte die Security auch hier nicht, sondern bediente sich unter aller Augen munter der eigens für sie bereitgestellten Wasser- und Getränkekisten, während wir dabei zuschauen durften.
Um kurz vor halb 5 gab es aus der wartenden Meute die ersten Unmutsbekundungen. Ein Herr mittleren Alters startete Sprechchöre wie "Wir wollen rein!" und ließ sich zu lautstarken Pöbeleien hinreißen ("Sagt dem Herbert mal das hier schon fünfzehntausend Mann auf den Einlass warten!? Wie lange soll dieser Scheiß hier noch dauern ?"), bevor er vom Schichtleiter der Security im Einzelgespräch ruhiggestellt wurde.
Gelegentliche Windböen machten ebenfalls Probleme, denn diese trugen den Sand aus der Naturbühne direkt in die Menschenmasse und sorgten damit für eine herrliche "Pannade" auf der sonnengecremten Haut.

Für Aufmerksamkeit sorgte nun allerdings eher das 3 Mann starke Fernseh- und Tonteam von NDR1, das eine geniale Idee hatte: Sie postierten sich direkt hinter den Kartenabreißern und wollten nicht nur den Einlass filmen, sondern auch mit einigen Leuten direkt nach dem Einlass Interviews machen. Wer jemals bei einem Konzert frühzeitig angereist ist weiß, dass ein Journalist der beim Einlass im Weg steht nicht unbedingt für Entspannung sorgt...
Wir harrten noch bis ca. 17:15 aus, dann gabs den Startschuss und der Einlass begann.

Nach Erreichen des Innenraums bot sich ein seltsames Bild: Der Innenraum füllte sich langsamer als die Rangplätze, die meisten Leute entschieden sich für einen Tribünenplatz. Im Vorfeld des Einlasses waren einige der Meinung, der Innenraum wäre aufgrund der Bühnenhöhe an diesem Tag kein idealer Ort. Hierzu lässt sich sagen, dass die Bühne wohl nicht höher war als sonst (etwa 2,50 Meter), aber der Innenraum war etwas näher dran an der Bühnenkante, da sonst schlicht und ergreifend ein zu kleiner Innenraum entstanden wäre um allen Fans Platz zu bieten. Der "Graben" zwischen Bühnenkante und Innenraumschleuse war nur etwa zwei Meter breit. Auf einen Steg im Innenraum wurde komplett verzichtet, dazu war einfach zu wenig Platz da. Die Gesamtfläche von der Bühnenkante zum Anfang des Parketts betrug nur ca. 20 Meter.
Obwohl wir zunächst auch über einen Platz auf der Tribüne nachgedacht hatten, entschieden wir uns nach kurzem "Blicktest" jedenfalls doch spontan für einen Verbleib in der ersten Reihe des Innenraumes.
Vom Meer konnte man allerdings nichts mehr sehen, das war durch den Bühnenaufbau leider komplett verdeckt. Es blieb aber die stimmungsvolle Bühnenkulisse der Burg, die zu den Störtebeker-Festspielen gehört.

"Ich sing nicht gut, aber ich tu´s laut !"

Nun begann nach einiger Wartezeit dass, was alle Tourbesucher kennen und was ich hier mal nicht im Detail schildern möchte. Dendemann hatte seinen Auftritt, und ich denke der Begriff "Stilles Leiden" beschreibt die Stimmung im Innenraum ganz gut (Danke Steffi.)
Die Palette der Gesichtsausdrücke nach Dendemanns Erscheinen reichte von Fassungslosigkeit und Lethargie bis hin zu Entsetzen und höflicher Ignoranz, wobei es offenbar einigen wenigen auch zu gefallen schien. Dendemanns Bassist jedenfalls amüsierte sich königlich über die Interessenlosigkeit des Publikums und konnte sich gelegentlich ein Grinsen nicht verkneifen. Bereits hier konnte man jedoch ahnen, dass das Publikum bereit war das Beste zu geben: Jedes Songende würde höflich beklatscht und es gab sogar etwas "Lärm", weil alle "Bock auf Herbert" hatten. Die Welle klappte auch problemlos und schwappte bereits nach ein- bis zwei Versuchen durch die komplette Naturbühne.

"Gelöst, versöhnt, bestärkt" - am Meer

Um kurz nach halb acht war es dann soweit: Herbert betrat die Bühne und wurde direkt frenetisch empfangen. Der Funke brauchte eigentlich garnicht überzuspringen, da das Publikum bereits helle Begeisterung entfacht hatte. Somit war auch die (auch von mir) oft gescholtene Setlist kein Problem, die Stimmung und Sangesfreudigkeit war von Beginn an Super. Ein Blick auf die Tribühne offenbarte allerdings, das bei der Organisation wohl nicht alles so geklappt hatte wie es soll: Die Rettungs- und Laufwege zwischen den Sitzplatzblöcken waren komplett mit Leuten zugestellt, sodass es für Sanitäter oder andere Leute auf den Sitzplätzen qasi kaum Möglichkeiten gab den Platz wieder zu verlassen. Aus dem Innenraum heraus betrachtet wirkte das Ganze jedenfalls wie eine einzige mit Menschen gefüllte Fläche. Am Tag nach dem Konzert wurde mir berichtet, dass einige Leute das Konzert aus dem Imbiss-Bereich heraus hören mussten weil in der Naturbühne selbst (sowohl im Innenraum als auch auf den Tribünen) kein Platz mehr war.

Herbert schäkerte und hangelte sich souverän durch den Abend, wirkte gelöst und schien durchaus zu Späßen aufgelegt zu sein. Setlist-mäßig gab es zunächst gewohnte Kost, Bochum verglich er nicht mit Ralswieck, sondern mit Binz; auch bei Mensch galt der übliche Kanon der Insel Rügen und nicht dem Austragungsort Ralswieck.

In besonderer Erinnerung bleibt mir persönlich ein sehr sehr intensives "Land unter", das vom Publikum lauthals mitgesungen wurde. Außerdem gab es als besonderes "Bonbon" diesmal "Marie", wobei das Publikum Herbert stimmgewaltig über die üblichen Textaussetzer hinweghalf und ihn schließlich mit einer Begeisterung verabschiedete die ich beispielsweise in Bielefeld so nicht empfunden habe. Stimmungsmäßig war es fast nicht besser hinzukriegen, sodass ich es etwas schade fand das Herbert das Konzert bereits nach der üblichen Lied-Anzahl beendete. Trotzdem bin ich mir sicher, dass niemand enttäuscht nach Hause gegangen ist.

Nach Konzertende folgten nette Gespräche mit Forumsmitgliedern in einer örtlichen Lokalität, die andauerten bis wir von der Bedienung freundlich aber bestimmt zu einem Verlassen der Räumlichkeiten gedrängt wurden. Danke an alle die dabei waren, mir persönlich hat es viel Spass gemacht.

Das wars mal von mir zum Thema Rügen, so mehr oder weniger kurz.

Machts gut.
Cheers,
dk

Geändert von DeeKay (05.06.2008 um 01:13 Uhr).
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