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Alt 12.06.2003, 14:11   #55
nicojana
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GRÖNEMEYER-OPEN-AIR / Was sich rund ums Konzert-Spektakel so getan hat

Flugzeuge im Bauch, Autos auf der Wiese

Blech und Chrom blitzt und blinkt, als die Sonne durch eine dicke schwarze Wolkenbank blinzelt. Der Parkplatz der Gentner-"Westside" an der B 29 ist rappelvoll. Es ist kurz nach sechs. In zwei Stunden wird Herbert Grönemeyer die Bühne des Waldstadions betreten.


VON FRANK BÜHL

AALEN Es könnte ein ganz normaler Einkaufssamstag sein, wäre es nicht Pfingstsonntag und würden die Autos und ihre Insassen nicht aus ganz Deutschland kommen, aus Konstanz, Karlsruhe, Kassel und Kiel. Oder aus Esslingen, wie Ralf und seine Clique, die sich die Zeit noch mit Fußballspielen vertreiben. "Wir haben Zeit, die Karten haben wir ja schon", meint er mit einem Blick auf die Uhr. Andere schlendern gemächlich zum OVA-Park & Ride-Bus, der gerade von der B 29 hereinbiegt.
Anders als der Gentner-Parkplatz füllt sich die Westumgehung jetzt erst so richtig. Wie Wasser, das rasch höher steigt, parken die in einer langen Schlange heranfahrenden Autos den sanften Anstieg Richtung Affalterried zu. Der Feuerwehrmann, der sie abwechselnd rechts und links an den Straßenrand winkt, ist pausenlos beschäftigt.
Genau wie die Busfahrer, die die Konzertbesucher von den drei Sammelparkplätzen im Industriegebiet, beim Berufsschulzentrum und bei den Firmen RUD/Erlau in Stadionnähe bringen. Thomas Ziegler fährt seit 15.10 Uhr bereits seine "achte, neunte Tour" vom Industriegebiet nach Unterrombach und zurück. Beim Lidl-Markt steigt ein ganzer Schwung Leute ein, der Bus ist voll. Die Grönemeyer-Fans an den folgenden Haltestellen müssen aufs nächste Shuttle warten. "Beim Wagenblast ist die Hölle los, da sollte ein ziemlich leerer Bus vorbeikommen", gibt Ziegler per Funk durch. Als wir in Unterrombach auf der Brücke über die Westumgehung halten, richtet er per Bordlautsprecher noch ein "Wort zum Sonntag" an die aussteigenden Fans: "A überfüllter Bus fährt gar nirgends na, also bitte noch'm Konzert diszipliniert eisteiga!" Dafür gibt's zurückhaltenden Beifall.
Die Wolkendecke ist inzwischen ganz aufgerissen, die Sonne strahlt. "Der Grönemeyer hat immer Glück", meint Günther aus Karlsruhe, der hinter der Brücke am Straßenrand steht und noch eine Karte an den Mann bringen will. "Da hinten braucht jemand eine!", ruft ein Vorübergehender. "Ja, aber der will nur zehn Euro zahlen", gibt Günther zurück.
Auf dem Weg hoch zum Stadion dröhnt uns von einer Terrasse Grönemeyers Hit "Männer" entgegen. Hier wird die Party ab acht mit Originalbeschallung vom Meister gefeiert. Von der anderen Seite wälzt sich eine riesige Menschenmenge die Rombacher Straße herauf. Beim Stadion werden "Karte zu verkaufen"-Schilder hochgereckt. Es riecht nach Würstchen und Senf. Spaziergänger bleiben stehen und bestaunen den Trubel. Tour-Trucks rangieren vorsichtig zwischen den Leuten umher.
Im Wald unterhalb des Stadions säbelt ein Mann mit einem Taschenmesser einen liegenden Baumstamm zur glatten Sitzgelegenheit zurecht. Während die im Stadion "Herbert, Herbert" skandieren, versammeln sich die draußen schräg hinter der Westtribüne, um vielleicht durch die offenen Stadion-Ecken doch einen Blick auf den Star zu erhaschen. "Man sieht ja gut rein", freut sich Tina aus Wasseralfingen. Mit Bierkästen bewaffnete junge Leute ziehen vorbei. Volksfest-Atmosphäre. Ein Paar hat sich mit dem Rücken zum Stadion hingesetzt und genießt die letzten Sonnenstrahlen. "I kann nemme steha", klagt eine Frau. Das Publikum drinnen bringt sich mit "La Ola" in Schwung.
20.20 Uhr. Jetzt geht's los. "Leute, hier seht ihr doch gar nichts", versucht ein Mann noch eine Karte zu verkaufen. "15 Euro, halber Preis." Nichts zu machen.
Die Rombacher Straße bevölkern nur ein paar Spaziergänger und Radfahrer. Was für eine Idylle! In drei Stunden werden die Menschenmassen auf diesem Asphalt wieder zurück pilgern - nach Konstanz, Karlsruhe, Kassel und Kiel.
(Fotos: Volker Grahn)


Am Pfingstsonntag kurz vor halb acht: Tausende Konzertbesucher pilgern auf der Rombacher Straße hoch zum Waldstadion.


Kurz vor sechs: das Waldstadion füllt sich so langsam. Die riesige Bühne ist deutlich zu erkennen. Rechts das Parkhaus, rechts oben die Fachhochschule.


Direkt beim Waldstadion zu wohnen, kann auch seine Vorteile haben: Laura, Christine, Miriam, Tine und Karin (v. l.) feiern Grönemeyer-Party.
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Cheers Nico
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