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Alt 01.07.2008, 16:45   #42
Jolanda
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Beitrag AW: ARD besucht Deutschlands Künstler

Nah dran an Grönemeyer - Im ARD-Porträt spricht der Musiker ungewohnt offen über sein Leben und lässt sich mit Kindern und Freundin filmen / Christina Denz
Quelle: ddp Nachrichtenagentur, 01.07.2008

Mit «Deutschland, deine Künstler» startet die ARD am Mittwoch (2. Juli, 23.30 Uhr) eine neue Porträt-Reihe. Die ersten sechs Beiträge über zeitgenössische Musiker, Autoren und Maler wollen laut Sender Kunst und Kultur «auch für Publikumsschichten zugänglich machen, die sich dafür normalerweise nur bedingt begeistern können». Nun erzählen die Filme ausgerechnet von Stars, die just jene Massen ansprechen - fast alle kommen sie aus dem Unterhaltungsbereich: Schauspieler Armin Mueller-Stahl, Musiker Herbert Grönemeyer, die Bestsellerautorin Cornelia Funke, Bariton Thomas Quasthoff, Liedermacher Reinhard Mey und der Aktionskünstler Jonathan Meese. Die Filme gewähren einen ungewöhnlichen Blick auf die Arbeit der Künstler und ihr Selbstverständnis. Eindrucksvoll belegt dies das Porträt über Grönemeyer, das am Donnerstag (3. Juli, 22.45 Uhr) läuft.

Ungewöhnlich offen berichtet der ansonsten in der Öffentlichkeit zurückhaltende Sänger, Schauspieler und Komponist in dem TV-Porträt von Ulrich Stein von den Stationen seines Lebens: Spricht über seine Heimat Bochum, seine Theaterarbeit, erzählt von der Begegnung mit seiner späteren Frau Anna, von jenem Herbst 1998, als seine Frau und sein Bruder Wilhelm im Abstand von drei Tage starben, berichtet von dem Jahr danach und seiner musikalischen wie privaten Rückkehr ins Leben, seinem Engagement für die Initiative «Deine Stimme gegen Armut» und seinem Verständnis von politischem Pop.

Dazu liefert Filmemacher Ulrich Stein Bilder, die selbst im Kino Bestand hätten. Mit aus dem klassischen Konzertfilm bekannten Aufnahme- und Schnittsequenzen und mit einem ausgeprägtem Gespür für die großen Momente in der Musik legt er einen überaus intensiven Musikfilm vor. Nicht nur mit seinen Fragen, auch mit der Kamera ist Stein dicht dran an dem Mann, der mit seiner harten, drängenden Stimme Stadien füllt und bereits in der Royal Albert Hall gastierte, dicht dran auch an den Emotionen, die Grönemeyer mit seinen Songs bei den Fans auslöst.

Stein und Grönemeyer kennen sich aus den 70er Jahren in Hamburg, als Grönemeyer unter Regisseur Peter Zadek spielte und sang. Im vergangenen Jahr drehte Stein dann die DVD zur «12 Live»-Tour, sprach da schon mit Grönemeyers langjährigen Musikern und seinem Produzenten Alex Silva.

Im Porträt zur neuen ARD-Reihe zielt Steins Interesse nun darauf, dem «Phänomen Grönemeyer» auf die Schliche zu kommen. «Ich denke, Grönemeyer spiegelt etwas von der sogenannten deutschen Mentalität», sagt Stein. Nicht nur stünden Grönemeyers Songs in der klassischen europäischen Musiktradition. Mit «Bochum» habe er 1984 auch einen Song produziert, der sich in der deutschsprachigen Rockmusik überhaupt erst mit dem Thema Heimat auseinandersetzte. «Ich singe sehr viel von Heimat», sagt Grönemeyer denn auch im Film. Und das gilt bis heute: «Sobald ich nach Bochum komme und die Leute sprechen mit mir, da reißt mir das Herz auf.»

Dass Stein damit den Kern von Grönemeyers künstlerischem Selbstverständnis berührt, zeigt allein der Umstand, dass ihm der Künstler großes Vertrauen entgegenbringt. Erstmals ließ sich der Musiker mit seinen Kindern und seiner neuen Lebensgefährtin filmen, bislang ein absolutes Tabu. Und er gewährt Einblick in seine überaus ungewöhnliche Kompositionstechnik, erklärt, wie Songs entstanden und entstehen, und lässt sich sogar dabei filmen.

Selbst eingefleischten Grönemeyer-Fans, die vielleicht doch schon alles wussten, bietet Stein noch etwas Besonderes: Eröffnet wird der Film von einem bislang unveröffentlichten Song auf Englisch: «Where the Story Goes» heißt der Titel, in dem Grönemeyer selbst noch auf Englisch wie Grönemeyer klingt. Wohin die Reise geht: Diese Antwort kann der Film freilich nicht geben.
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