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Alt 04.03.2004, 09:56   #127
junimond
scatterbrain
 
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junimond ist ein Lichtblickjunimond ist ein Lichtblickjunimond ist ein Lichtblickjunimond ist ein Lichtblickjunimond ist ein Lichtblick
Zitat:
und mittlerweile blättere ich auch mal wieder in süskinds geschichte von herrn sommer herum und les die ein oder andere episode noch mal nach..-
und was das erst für eine freude macht, das ganze LAUT zu lesen..-damit habe ich die zurückliegende nacht verbracht und mich herrlich amüsiert dabei ..-

und weil ich ja grad nichts besseres zu tun hab:

"wahrscheinlich hätte ich das radfahren überhaupt nicht gelernt, wenn es nicht unbedingt nötig gewesen wäre. unbedingt nötig aber wurde es, weil ich klavierstunden bekommen sollte.
[...]
mein bruder war fünf jahre älter als ich und besaß ein fahrrad mit rennlenker und dreigangkettenschaltung. ich hingegen radelte im stehen auf dem viel zu großen fahrrad meiner mutter. selbst wenn man den sattel ganz herunterschraubte, konnte ich nicht gleichzeitig sitzen und in die pedale treten, sondern nur entweder treten oder sitzen, was zu einer äußerst ineffizienten, ermüdenden und, wie mir bewusst war, auch durchaus lächerlich anzusehenden fahrweise zwang:

im stehen strammelnd musste ich das rad auf touren bringen, mich bei voller fahrt in den sattel wuchten, dort auf schwankendem sitz mit weit abgespreizten oder hochgezogenen beinen verharren, bis das rad fast ausgerollt war, um dann wieder in die noch rotierenden pedale zu steigen und erneut schwung zu holen. mit dieser schubweisen technik schaffte ich den weg von unserem haus, den see entlang, durch obernsee hindurch bis zur villa von frau funkel in knapp zwanzig minuten, wenn - ja, wenn nichts dazwischenkam! und zwischenfälle gab es viele.
es verhielt sich nämlich so, dass ich zwar fahren, lenken, bremsen, auf- und absteigen usw. konnte, nicht aber in der lage war zu überholen, mich überholen zu lassen oder jemandem zu begegnen. sobald nur das leiseste motorengeräusch eines sich von vorn oder hinten nähernden autos zu hören war, bremste ich sofort, stieg ab und wartete so lange, bis der wagen passiert war. sobald andere radfahrer vor mir auftauchten, hielt ich an und wartete, bis sie vorübergefahren waren. beim überholen eines fußgängers stieg ich kurz hinter ihm ab, rannte, das fahrrad schiebend, an ihm vorbei, und radelte erst weiter, nachdem ich ihn weiter hinter mir gelassen hatte. ich musste eine vollkommen freie strecke vor und hinter mir haben, um zu radeln, und es durfte mich möglichst niemand dabei beobachten."

ach, ich find das so herrlich - man hat die wunderbaren zeichnungen, hört sich selbst das ganze vorlesen (und sieht es vor sich..-dieses sich-in-den-sattel-wuchten .. ) und schmunzeln muss man mindestens dabei..-ich hab gestern manchmal schallend gelacht für mich !!..-los! buch besorgen und einen vorleseabend veranstalten !!
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fairy tales are more than true:
not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.
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