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Alt 04.03.2007, 00:21   #17
neue.welt
Querulant
 
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neue.welt ist jedem bekanntneue.welt ist jedem bekanntneue.welt ist jedem bekanntneue.welt ist jedem bekanntneue.welt ist jedem bekanntneue.welt ist jedem bekannt
AW: Neuer Song: OHNE DICH aus dem Album: 12

Tja, für mich ist das der ganz klare Favorit aus dem Album...

Ich hatte ja nach Erscheinen der Single Lied 1 ernsthafte Bedenken, ob das Album was wird, denn Lied 1 war jetzt nicht so mein Fall. Ohne Dich war das erste Lied, das ich aus dem Album gehört hatte, morgens um kurz nach acht, der Plattenladen meiner Wahl hatte noch nicht offen - und es hat mich umgehauen, direkt beim ersten Hören...

Nun erwartet man bei einer Nummer, die "ohne Dich" heißt, ja gewisse Dinge. Man denkt an todtraurige Musik um eine Verflossene, die man ja ach so sehr vermisst oder an harte Klänge, die der Verflossenen sagen, dass man sie dahin wünscht, wo der Pfeffer wächst... und dann kommt da ein leichtfüßiges, Piano-Intro daher, dessen Stimmung zwar irgendwie doch gemischte Gefühle ausdrückt, aber auch ein Wohlgefühl und der noch ahnungslose Hörer kratzt sich am Kopf.

Der eigentliche Song beginnt dann sehr rhythmisch und basslastig, was ich persönlich sehr mag. Gitarre, Streicher und Piano sind vorhanden, spielen auch nette Melodien, allerdings spielen sie mehr seicht. Der Gesang dazu ist tief und die Stimme klingt recht nüchtern. Das Ganze klingt zwar nicht wirklich fröhlich, aber irgendwie doch leichtfüßig. Die Ideen, die man zum Titel hatte, werden nur durch den Text bedient. Es wirkt, wie eine beinahe teilnahmslose Bestandsaufnahme, die im Gegensatz zur Musik steht und die Betonung des Gesangs lässt doch das eine oder andere Mal ein interessiertes Fragezeichen über dem Kopf aufleuchten.

Das Ganze endet dann vorerst in einem Gitarrenstück, das mein Ohr als Bridge gewertet hat, wo ich dachte, na, jetzt geht’s los... jetzt wird’s hart, jetzt kriegt die Verflossene was zu hören... Aber nein. Die Bridge ist in Wirklichkeit der Refrain. Im Refrain findet eine Umkehrung statt. Melodisch klingt er tief traurig, ist leise und schwer, ganz im Gegensatz zu den verwendeten Worten, die doch eine Erleichterung beschreiben. Man fragt sich ernsthaft, ob das Ich, das da singt so erleichtert ist, wie es das behauptet.

Im zweiten Vers kommt das Wort "ansonsten" vor. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bisher je ein anderer Sänger verwendet hat. Dieses Füllwort ist kaum reimtauglich und für einen Songtext, so denke ich, kaum verwertbar, aber hier passt es und hat diese interessante Betonung, die ich schon ansprach.

Zur Mitte des Liedes geht der Gesang dann deutlich in die Höhe und die Streicher treten mehr in den Vordergrund. Die Melodie klingt, wie Wohlbefinden pur und stimmt damit zum ersten Mal im Song mit der textlichen Aussage überein.

Es folgt dann später ein Solo, das eher ruhig ist und auf seltsame Weise dabei irgendwie in die Hüfte geht, eine zögerliche Beschwingtheit ausdrückt und dann in einen Vers übergeht, der in hoher Tonlage wie ein Triumphzug klingt.

Das Lied endet dann mit einer Abwandlung des Refrains, in der die Melodie deutlich freundlicher klingt. Das "es ist so gut" wird so extrem betont und wiederholt, dass es beinahe ironisch klingt, während die Streicher nach und nach ungekannte Tonhöhen erklimmen, die Töne immer länger werden und leicht verträumt klingen. Ist man am Ende wirklich noch überzeugt, dass alles, was gesungen wird auch so gemeint ist? Das Ende, ein großes Fragezeichen.

Es waren immer gute Lieder, die Herbert über das böse, nicht das traurige, das böse Ende schrieb. Sei es "Haarscharf", "Ich geb nichts mehr", "Nach mir", "Was soll das" oder "Kein Pokal", aber dies hier ist in der Sparte das absolut Beste mit einer Grundstimmung, die wir bestimmt alle schon einmal erlebt haben oder zumindest nachvollziehen können. Einfach nur gelungen und mit Ohrwurmcharakter.

Ich weiß, Herbert wird nicht gerne textlich oder musikalisch seziert, aber ich finde, grade bei diesem Lied ist das besonders interessant. Gebt ihm also bitte nicht meine Adresse, falls er fragen sollte, wer dieser "neue.welt" ist und auch nicht denen, die sagen "ui, der hat aber jetzt mehr, wie drei Zeilen geschrieben..."

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Bin nur für DICH geblieben - für nichts und wieder DICH


Ich bin keine Schönheit
und total verbaut
aber grade das macht mich aus



Keiner liebt mich
keiner liebt mich so, wie ich!


Geändert von neue.welt (04.03.2007 um 00:26 Uhr). Grund: Tippfehlerbeseitigung
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