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Alt 23.01.2015, 12:28   #4
Wimpernschlag
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AW: Herbert 26.01.2015 Dresden - Neumarkt (2015)

Zitat:
Zitat von Unterwegs Beitrag anzeigen
Na also sowas hab ich nun in diesem Land noch nie gehört oder gesehen. "Sterbende Menschen in Reihen abgelegt in einer Notaufnahme." Tut mir leid aber hier überziehst du sicher. Kinder muss man bei uns auch nicht "durchbringen" wenn man seinen Job verliert. Man hat wirklich viele Möglichkeiten, seine kinder ordentlich und gut gebildet durch so eine Zeit zu leiten. Ich muss jetzt mal davon ausgehen, dass du Opfer von sehr vielen Zufällen geworden bist. So sch... ist dieses Land nicht.
Pfffff.... kann ich dazu nur sagen. Das ist das Problem in diesem Land. Jemand schreibt etwas was er selbst erlebt hat (Krankenhaus, nicht Jobverlust) und schon kommt ein Kluger daher und weiß wie es war.

Ich rate dir einfach, geh ins Krankenhaus Neukölln in die erste Hilfe. Ich saß dort zweimal 4 Stunden in den letzten Tagen und ich habe gesagt, sollte ich alt werden...dann geb ich mir lieber ne Kugel in den Kopf als nen Krankenwagen zu rufen. Mir geht es gut, mir ging es eigentlich immer gut...ich habe Glück im Leben gehabt kann ich behaupten. Dennoch verschließe ich die Augen nicht (ok, als ich 20 oder bis kurz vor 30 habe ich auch noch an einiges geglaubt). Wenn ich in manchen Foren lese dann bin ich nicht so arrogant und sage, da überzieht wohl einer, nur weil ich die Situation vielleicht noch nicht selbst erlebt hab. Sondern dann gehe ich erst mal davon aus.

Meine Tochter ist in der Schule. Die Schule ist alt, die Toiletten funktionieren nicht und die Tische werden im Flur aufgestellt. Es herrscht chronische Unterbesetzung...in der Schule und im Krankenhaus. Gefühlsmäßig verstehe ich wenn jemand sagt, wir brauchen erstmal vernünftige Situationen im eigenen Land.

Wenn man irgendwo im idyllischen Bayern oder BW lebt, die Welt in Ordnung ist dann sollte man sich freuen. Aber nicht anderen sagen, sie überziehen oder das sei alles ganz anders. Da geht mir der Hut hoch und da kann ich Leute verstehen, die auf irgendwelchen Seiten ihrem Unmut Luft machen.

In der Notaufnahme wird man so wie man abgeholt wurde (viele haben gar nichts an) auf die Trage gelegt und in einer Reihe aufgestellt. Es gibt so etwas wie Schutz der Persönlichkeit o.ä. nicht. Man liegt dicht an dicht... Es sind die unterschiedlichsten Fälle...Verdacht Schlaganfall, Herzinfarkt (die nette Dame neben mir wartete 5 Stunden...mit Verdacht auf Herzinfarkt). Einer lag dreieinhalb Stunden mit Bruch der Hüftpfanne ehe jemand sich um ihn kümmerte. Der schrie vor Schmerzen. Andere jammerten nur und manche sahen aus als wären sie schon tot. Angehörige, die riefen.."Schwester" bekamen die Antwort "jetzt nicht". Also was willst du mir sagen?? Dass ich übertreibe? Geh hin, sieh es dir an. Meine Mutter wartete im Urban Krankenhaus in Kreuzberg mit extremen Schmerzen 10 (!!!!) Stunden. Sie wollte schon selbst wieder gehen...hätte sie laufen können. Einfach mal gucken und nicht anderen erzählen, sie würden sicher übertreiben nur weil man die Realität nicht erträgt.

PS: und da man hier nur schreibt und sich nicht kennt noch für das Protokoll: selbstverständlich finde ich die Entwicklungen erschreckend und unterstütz in keiner Weise irgendwas was im Zusammenhang mit Pegida passiert. Aber man sollte die Augen nicht davor verschließen, dass ein Großteil dieser Bewegung einfach Menschen sind, denen im Leben wahrscheinlich auch viel Mist widerfahren ist..und die einfach eine allgemeine Unzufriedenheit und wirre Ängste haben. Denen sollte man versuchen ihre Ängste zu nehmen...und vielleicht mal Gehör schenken.. Ob es soviel bringt, wenn Multimillionäre auf ner Bühne singen? Ich weiss nicht ob es nicht noch mehr spaltet... Grundsätzlich finde ich gut, dass was getan wird...und was schlaueres als das was da in Dresden als Gegenbewegung ins Leben gerufen wird, fällt mir auch nicht ein. Ich hoffe, dass es mehr als ein Gratiskonzert ist..über das sich gefreut wird.
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