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Alt 20.09.2023, 11:56   #8
Squonk
Halte durch, Haltung!
 
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AW: Herbert beim Klimastreik in Hamburg (2023)

Auf dem offiziellen Instagram-Account wurden im Nachklang der Demo von Freitag einige Passagen der Rede als Sharepics gepostet. Ich habe die Rede mal in Gänze transkribieren lassen, wen(n)s's interessiert:


Zitat:
Worum geht es hier heute? Es geht endlich wieder um eine Generation, die sich traut, die sich wütend und besorgt aufmacht, Mächten, der Politik, unser aller Behäbigkeit, der Trickserei und all den Ausweichmanövern eine Ansage zu machen. Mit dem Ziel, eine fundamentale Änderung herbeizuführen zum Schutz der Erde, zum Wohle der Allgemeinheit, zur Rettung unser aller Lebensgrundlagen. Es geht um dramatische Klimakatastrophen, Gletscherschmelze, Hochwasserfluten, Wirbelstürme, überbordende Dürren und daraus resultierende lebensbedrohliche wie soziale Szenarien und Auswirkungen. Die Erde steht vor dem Infarkt, ihr Immunsystem ist dramatisch am Anschlag! Endlich, endlich steht ihr als Generation massiv auf, um euren zersetzenden Ängsten stellvertretend für so viele von uns Ausdruck zu verleihen. Und an jeder Ecke wird versucht, euch mundtot zu machen. Ihr werdet diffamiert, ihr werdet lächerlich gemacht, ihr werdet kleingeredet. All das adelt euch und beweist: Ihr seid genau, und mehr, richtig.


Richtig auch, älteren Generationen - wie der meinen -, die aus dem Tiefschlaf zu zwingen, unsere Überheblichkeit, unseren Vormachts- und Allwissenheitsanspruch zu beenden und klarzustellen: Ihr habt die zeitgemäße Sicht auf die Dinge und ihr übernehmt wieder Verantwortung, auch für alle die, die nach euch kommen. Das haben die euch Vorausgegangenen in vielen Bereichen egoistisch, geldnüsternd und radikal neoliberal irgendwann im Rausch vergessen, mit dem Kümmern aufgehört und nicht mehr für nötig gehalten, auf Ressourcen zu achten, sie pfleglich zu behandeln und sie zu schützen. Das Ergebnis sehen wir jetzt - und das ist hochdramatisch und gemein.



Es geht um einen neuen Gemeinschaftsvertrag, ein gemeinsames Ziel. Demokratie bedeutet, sich zusammen zu tun, die Dinge zu verändern und in Bewegung zu setzen und für alle die Aussichten neu zu richten und zu verbessern. Und da befinden wir uns gerade am Scheidepunkt. Populisten wollen Realitäten zerreden, wichtige Ziele und Veränderungen aufweichen und diese kritisch erneuernde Gemeinschaft zerschlagen. Wir alle zusammen im Verbund sind aber unschlagbar. Wir sind mehr. Und auch in den nächsten 50 Jahren unverrückbar. Und wir bleiben, sind uns über unseren Demokratieauftrag im Glasklaren und stabil werden wir immer weiterwachsen. Ihr macht jetzt heute bereits Hoffnung - und zu was ihr in der Lage seid, in Gang zu setzen, das ist beeindruckend. Doch man braucht einen endlosen Atem, dauernd frische Ideen und Unterstützung aus allen Ecken, um ausdauernd zu nerven, zu provozieren, aufzuscheuchen, zu überraschen und anzuprangern. Wieder und wieder. Und wieder. Und nochmal. Nur so treibt man die Politik, Lobbies und Interessenverbände an und vor sich her und ballert den Rest der Gesellschaft aus der wohligen, lebensgefährlichen Lethargie und Vereinzelung.



Es geht nicht um Zukunft. Es geht nicht um die Zukunft, es geht um die Gegenwart. Corona hat die Perspektiv- und Antriebslosigkeit und existentielle und soziale Ängste nur noch verstärkt. Die Gegenwart liegt mit ihrer lebensbedrohlichen Klimainfraktion auf der Intensivstation und die Bedrohung steht wie eine Steilwand vor uns. Und nur im Zusammenschluss so vieler steckt mitreißend der Weg aus dieser Taubheit. In einem Tag wie heute steckt die Kraft, die in Menschen Mut schürt, sie weiter hoffen lässt und ihr das Gefühl gibt, wieder Luft und eine Stimme zu bekommen, vertreten zu werden und nicht allein gelassen zu werden in ihrer Sorge.


Liebe Politiker_innen und Handlungsträger_innen, vergesst euren Amtserhalt, kommt aus der Lähmung, aus eurer bewussten Kurzsichtigkeit, aus eurer Eitelkeit und redet nicht, sondern bringt endlich Dinge in Gang. Nicht in der Zukunft. Das ist zu spät. Jetzt, und radikal: jetzt. Die Erde steht hart am Abgrund und Zukunftsängste bestimmen das Denken so vieler. Nehmt das endlich ernst. Es geht ums Umdenken, Einschränken und einen Neuanfang. Zurück auf Null. Und jeder einzelne raus aus der Komfortzone, bis wir es endlich gemeinsam geschafft haben. Lassen wir uns nicht in die Irre führen von Hass und Hetzern, lassen wir uns nicht vereinzeln, verstummen und gängeln. Heute wieder sehen wir: Zusammen nehmen wir kraftvoll unser Schicksal in die Hände und kämpfen gemeinsam. Die Demokratie braucht für ihr Überleben und für ihre Weiterentwicklung, für ihre Existenz, den strotzenden, lebendig unbequemen und schnörkellosen zivilen Ungehorsam. Das ist ihr Lebenselixier. Das sind wir und ihr, heute hier, Schulter an Schulter, Schluss an Schluss. Das macht Mut. Das tut es verdammt gut. Vielen Dank für euren so grandiosen Einsatz im Klimakampf! Ihr werdet gelingen. Glück auf!
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