Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 12.12.2014, 00:26   #66
JJ
Darum öffnet Eure Pforten
 
Benutzerbild von JJ
 
Registriert seit: 16.07.2002
Ort: Geht keinen was an
Beiträge: 1.162
JJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer Anblick
AW: Album: DAUERND JETZT

Im Gegensatz zu Konzertberichten, die nach Möglichkeit verfasst werden sollten, so lange sie noch warm sind, macht es bei Albumbeurteilungen mitunter Sinn, sie ein wenig reifen zu lassen. Nun ist Dauernd jetzt fast 3 Wochen auf dem Markt, mittlerweile kann ich einzelne Lieder mitsingen, während sie laufen, und im Großen und Ganzen habe ich festgestellt, dass mein 1. Eindruck vom Album und einzelnen Stücken sich nicht wesentlich geändert hat (was bei den letzten Alben nicht selten der Fall war und auch bei diesem mit der Zeit noch geschehen kann.

Morgen habe ich erst in der Woche nach seiner Radiopremiere zufällig hören dürfen, weil ich dummerweise am 19.9. zu einer Veranstaltung musste (müssen ist relativ, aber da ich aus nicht wenigen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte gelernt habe, dass gewisse Verwandte äußerst nachtragend sind und ihren Gram über Skandale im Allgemeinen nicht an deren Urhebern auslassen, hielt ich es für entgegenkommend, der Hochzeit meiner Schwester beizuwohnen (nicht aber dem Brimborium hinterher), damit die sich das nicht ewig anhören muss). Bis zu seiner Single-Veröffentlichung habe ich es ca. 4 mal anhören können, die Single habe ich nicht erworben (die 2 Wochen fand ich auch noch aushaltbar, genau so wie ich das Timing bescheuert fand, das im Gegensatz zur Veröffentlichung von Schiffsverkehr (da war kam die Single zwar über einen Monat vorm Album in den Handel, aber erst 1 Tag nach Radiopremiere) zur Abwechslung ins andere Extrem umschlug). Als Vorabauskopplung finde ich es annehmbar, aber das Rad neu erfunden hat er damit sicherlich nicht und in Anbetracht des gesamten Albums hätte sich manches andere Stück vielleicht noch besser geeignet, wenn es denn nicht nach dem ginge, was in der gemeinen Vorstellung als Grönemeyer-Auskopplung erwartet wird. Irgendwo stand mal, dass Herr Grönemeyer von Schiffsverkehr gerne Kreuz meinen Weg zuerst veröffentlicht hätte, dies der Plattenfirma aber zu düster (und zu wenig erfolgsversprechend?) geraten war und so wurde es dann Schiffsverkehr, von dem ich nicht unbedingt annehmen würde, dass die Plattenfirma in den höchsten Tönen angetan war (nebenbei sei bemerkt, dass mir der komplette Wechsel zu Universal nicht unbedingt zusagt, allerdings will ich mich auch nicht zu laut beschweren in Anbetracht dessen, dass ein Konzert wie zuletzt in Hamburg von der Emi noch nicht veranstaltet worden war (oder ich hab was verpasst?).

Entweder hab ichs überlesen oder noch nirgendwo stehts: Es gibt eine neue Trilogie. Sowohl auf 12 als auch auf Schiffsverkehr als jetzt auch auf Dauernd jetzt gibt es ein mehr oder weniger egozentrisch angehauchtes Cowboylied, bei dem Herr Grönemeyer textlich Unterstützung erhielt, die von ALbum zu Album exklusiver wurde, und bei dem er darüber hinaus stilecht dazu passend selbst Gitarre spielt. Während Spur noch deutlich beeinflusst vom 12schen Programmierwahn (aber verschont vom noch fanatischeren Streicherwahn) außer der überspitzt und aufTeufelkommraus harten Westernmucke außer der Liveinszenierung so gar nichts zu bieten hatte (und ich habe dieses Lied während der 12-Tour geliebt, daran und an manch anderem zeigt sich, wie schwach sie war) und So wie ich sich countrymäßig auf Augenhöhe mit Gunter Gabriel und Truck Stop bewegen kann, ist Wunderbare Leere so völlig anders und nimmt einen auf der Ladefläche eines Pickups zwischen Canyons mit sich auf die Reise (vor allem durch "Tanz mit der Naturgewalt" fühle ich mich irgendwo im Nirgendwo zwischen den Highways aufgegabelt). Dazu kommt noch, dass es erstmals überhaupt einen indirekten Titelsong gibt, ich halte es durchaus für möglich, dass es noch als spätere Single ausgekoppelt wird, wenn sich selbst die Universal nicht traut, etwa Uniform oder Feuerlicht mitzutragen. Nach anfänglicher Skepsis fühle ich mich seit Hamburg jetzt auch überzeugt, dass Wunderbare Leere nicht nur auf dem Album der Position 2 gerecht wirdund freue mich schon jetzt wahnsinnig, es sicherlich auch nächstes Jahr zu hören, wenngleich es schade ist, dass es dann gleich zu Beginn abgehakt ist.

Uniform spricht mich einerseits der Thematik wegen an, weil ich seit jeher ein Freund von politischen und/oder gesellschaftskritischen Stücken bin und nebenbei selbst seit bald 2 Jahren ausgewählte Medienhygiene pflege (kein eigener Computer, Internet nur einmal die Woche, kein Fernsehen (dummerweise kam der Brief der erneuerten GEZ gerade zu der Zeit, ich finde es schon unverschämt genug, jetzt jeden per Gesetz zu zwingen, fürn Rundfunk zu bezahlen, aber auf die Spitze getrieben sah ich die Unverschämtheit erst, als ich im Folgeschreiben in der Gemeinschaft willkommen geheißen wurde) und kein Handy, das mehr kann als telefonieren, SMS, Fotos und Kalender). Zur höchstauthentischen Untermauerung dieses Stücks hätte es nicht geschadet, wenn der Zugang zum Konzert in Hamburg nicht unter massiver Zuhilfenahme der angeprangerten Seite geschehen wäre. Oh, ich habe im 1. Satz ein einerseits angefangen ohne ein andererseits folgen zu lassen, dieses gilt der Musik. Zuerst fühlte ich mich an irgendwas zwischen Musical und Rockoper erinnert, dann ein bisschen an schmierige amerikanische Gangsterserien der 70er, beides nicht unbedingt meine favorisierten Musikrichtungen, aber zur Vervollständigung der künstlerischen Bandbreite doch äußerst hilfreich. Wäre der Text ein bisschen leichter verständlich (ohne Textheft hätte ich etwa nie "für ein bisschen Bewunderung nur" entziffert) und die Plattenfirma sowie nicht wenige Kanäle nicht so entsetzlich feige, auch mal einen Flop mit ner Single zu landen (oder sich wie nach Stück vom Himmel einer öffentlichung Bombardierung durch dahergelaufene selbsternannte Experten auszusetzen), hätte Uniform m.E. das Zeug zur Vorabsingle gehabt, vielleicht sogar als Doopel-A-Single mit Unser Land.

Fang mich an halte ich für das deutlich gelungenere Liebeslied auf Dauernd jetzt, ich könnte mir vorstellen, dass es auf der Tour der heimliche Hit wird, der vielleicht nicht unbedingt die mittelgroßen Hallen oder die unter freiem Himmel stattfindenden Konzerte zum Kochen bringt, das aber noch mehr Potential hat, als sich auf dem Album schon zwischen beiden Versionen aufbäumt. Wäre Frank Kirchner in Hamburg dabeigewesen, hätte zum Ende hin ein flehendes Saxophon die trancehaltig angereicherte Atmosphäre noch ein Stück mehr verzaubert, ich war sehr angetan, als es ein 2. Mal gespielt werden musste, schade fand ich nur, dass aus Zusammnschnittsgründen das Publikum gebeten wurde, sich wieder hinzusetzen (beim 2. Mal war es schon genügend vorgeglüht und manche hätten sich über alle Gruppenzwänge hinwegsetzend am liebsten gar nicht mehr niedergelassen). Mal sehen, was das nächstes Jahr ohne Teleprompter abgibt!

Roter Mond war das 1. Lied überhaupt, bei dem ich beim 1. Anhören nicht nur innehielt, sondern schluchzend in Tränen ausbrach, in 1. Linie war dies dem Umstand geschuldet, dass ich es so interpretiert habe wie die meisten anderen. Die Ankündigung in Hamburg brachte mich etwas zum Stutzen, hinterher macht es auch so Sinn, für mich bleibt es aber zum überwiegenden Teil die Forsetzung von Schmetterlinge im Eis, Der Weg und Zu Dir.

Wie auch schon auf Mensch nicht jedem besonders zusagte, dass auf Der Weg Viertel vor folgt, kann man auch an Roter Mond und Der Löw Anstoß nehmen. Im Vorfelf hab ich überlegt, wer sonst an realen Menschen im Grönemeyerschen Liedgut Erwähnung findet, per Vorname waren es bisher (ich überlege jetzt aus dem Gedächtnis, vielleicht fehlen einzelne) Anna (Henkel), Marie (Grönemeyer), Jesus (Christus) und Helmut (Kohl; nur in Live-Versionen von Tanzen und Angst), nur mit Nachnamen (Rosemarie) Nitribitt, (Helmut) Kohl, und (Adolf) Hitler und mit vollem Namen Jane Fonda und Johannes Rau, in diese illustre Reihe darf sich jetzt also auch Der Löw eingefügt wissen. Musikalisch vielleicht am ehesten der Versuch, etwas neues zu wagen, halte ich es ansonsten für weitestgehend verzichtbar, wenngleich ich es live äußert mitreißend umgesetzt sah (von manchem Backgroundsänger, der dazu seine Gitarre ablegt mal abgesehen) und es darüberhinaus das einzige neue Stück war, von dem gesichert anzunehmen ist, dass es komplett ohne Teleprompter beherrscht wird.

Dass Unter Tage kein neues Bochum wird, stand schon fast sicher fest, als die Titel bekannt gegeben wurden, aber das hat wohl auch niemand ernsthaft erwartet. Mich spricht es vor allem musikalisch an, weil es einen zwischen meditierend und dramatisch aufgebauten Grundtenor in sich trägt. Die allergrößten Chancen, in die Setlist zu kommen, räume ich ihm nicht ein (sofern nicht dementsprechend viel Altes rausfliegt), textlos als Intro wirds erst recht nicht fungieren.

Zu Verloren, Pilot, Neuer Tag und Annäherung schreibe ich nichts weiter, ich höre sie mir, wenn ich viel Zeit habe, an (übrigens nur noch per Zufallsgenerator), wenn aber nicht ganz so viel Zeit ist, überspringe ich meistens diese zuerst.

Zu Unser Land, Ich lieb mich durch, Eiverstanden und Feuerlicht wollte ich auch noch eine Kleinigkeit schreiben, ich will mich bemühen, es demnächst nachzuholen.
__________________
Auch wenn Du mich verklagst
und Du schwörst, dass Du mich magst,
ist mir alles so egal
.

Ob Du fauchst oder ob Du beißt,
mich verwirrt nennst oder unreif,
Rache schwörst zum jüngsten Tag.

JJ ist offline   Mit Zitat antworten