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Alt 03.11.2013, 23:38   #7
Wimpernschlag
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AW: Grönemeyer at Live Music Week (2013)

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Zitat von sannolik Beitrag anzeigen
Verschüchterter Bisexueller? Was sind denn das für Vergleiche?
Ich betrachte es als ein Zeugnis von künstlerischer Eigenständigkeit sowie Freiheit, neue Wege und Horizonte auszuloten, die eben nicht bequem und geebnet vor der Haustür liegen (wobei mich seine Wahl USA nach wie vor befremdet). Dabei unberechenbar zu bleiben, der Musik und sich selbst zu dienen, den Erwartungen nicht zu entsprechen. Frei von Konventionen und letztlich zum Ursprung zurückzukehren. Ohne diese Triebkraft gäbe es wohl bald keine neuen Platten mehr.
Na ja, nicht jeder deutschsingende macht plötzlich englische Musik oder umgekehrt und es gibt trotzdem neue Platten..

Ich finde schon, dass es mehr ist als "künstlerische Eigenständigkeit" oder "der Musik zu dienen" wenn ein Musiker, der gerade wegen seiner deutschen Texte geliebt wird plötzlich englisch singt. Das Geschrei ist doch vielerorts groß, wie furchtbar das alles sei...das passe so überhaupt nicht und er solle doch "gefälligst" deutsch singen. Das ist es was man hier von ihm erwartet und was man hören will (am besten Currywurst und Männer gleich mit dabei). Der Witz ist aber, das hat man auch in USA erwartet als Deutscher... und teilweise auch eingefordert. Aber Herbert hat es geschickt geschafft dort zu überzeugen... auch mit englischer Musik..und das insbesondere dadurch, dass er eben diesem Wunsch nach deutschen Stücken teilweise nachgegeben hat...und die Leute dann dazwischen eben etwas wohlwollender auch das englische gehört haben, um dann festzustellen...ist ja alles gar nicht so schlimm

Auch bin ich sicher, dass er dort nur bestehen konnte, weil er als Deutscher bereits dort seinen Namen hatte und die Menschen ihn kannten.. wäre er dort unter nem Pseudonym aufgetreten, wäre sicher niemand gekommen. Und ehrlich gesagt denke ich, dass es gerade auch die Intimität der sehr kleinen Locations, der kleinen Band und der Nähe zu dem bekannten Herbert war, was die Leute begeistert hat und sie den englischen Herbert als Paket dazu genommen haben. Aber es gab halt auch die anderen, die hinterher gesagt haben, wow..das hätten sie nicht gedacht, der englische Herbert klingt doch toll...anders aber gut.

Der Vergleich zum bisexuellen passt meiner Meinung deshalb, weil ich das Gefühl habe, er singt hier nicht englisch...weil er denkt, das mag der gemeine Deutsche eh nicht (womit er ja auch recht hat) und er sich daher anpasst um keinen Stress zu haben, er also Auseinandersetzung und Konfrontation aus dem Weg geht. Warum auch sonst das konsequente Ablehnen von Interviewanfragen von deutschen Sendern oder Zeitungen. Und das ist es eigentlich was mich ärgert. Wenn es ihm so wichtig ist wie er sagt, wenn es tatsächlich um das englische geht und um das "wachsen" und die "neuen Wege", dann kann er doch auch hier dazu stehen...egal ob Hinz und Kunz von irgendwo rummosern, dass sie nix verstehen und er doch lieber wieder deutsch singen soll. Er ist immer noch Musiker und keine Musikproduziermaschine, die nun irgendwelche genialen Texte ausspucken muss, die jeder versteht. Und ehrlich gesagt finde ich, wäre es für ihn eine viel größere Herausforderung HIER sein Publikum vom Englischen zu überzeugen, als in USA wo der Konzertbesucher eben nicht mal schnell zu nem Konzert von Herbert gehen kann...und dieser dann die Karte kauft, weil er ihn von früher aus der Heimat kennt (und machen wir uns nichts vor...so war es doch...die Leute sind wegen des Namens, wegen der Nähe zur Heimat und weil sie ihn "von früher" kannten gekommen, nicht weil sie bereits das englische Album im Schrank hatten.) So ist es doch am Ende nur der einfachere Weg, den er geht...auch wenn er komplizierter aussieht!

Ich versteh es halt nicht, warum er den Deutschen von seiner Entwicklung und dieser Erfahrung ausschliesst und warum er lieber übern Teich fliegt...in ein Land, das er nach den ganzen Enthüllungen und unnützen Kriegserfahrungen eher mit nem kritischen Lied bedacht hätte..als dort Meet und Greets zu geben und sich nach den Konzerten mit irgendwelchen Lobbyvereinen zu nem Gläschen Prosecco zu treffen....

Ein Grund könnte eben sein, dass er seine Neigungen, die in Deutschland nicht so gern gesehen sind, eben woanders auslebt...wie halt jemand, der seine vermeintlich anormalen Neigungen ebenfalls irgendwo versteckt auslebt (nicht dass ich hier besondere Erfahrungen hätte )

Na ja, man merkt, es beschäftigt mich gedanklich ein wenig Ich werd es sicher nie erfahren...dennoch werde ich weiter hoffen, auch hier mal in den Genuss eines englischen Konzerts kommen zu können.
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