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Alt 17.07.2012, 20:03   #88
JJ
Darum öffnet Eure Pforten
 
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JJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer Anblick
AW: (Zwischen-) Fazit der Tour

Zitat:
Zitat von Currywurst71
Herbert hatte gleich zu Beginn des Konzerts Pommes für alle geordert – aber bitte aus den guten norddeutschen Kartoffeln (wie heißen die noch gleich).
Er hatte sogar einen Namen dafür im Hinterkopf, der aber falsch war, sinngemäß klang es etwa so:

HG: "...aber bitte aus den guten norddeutschen Kartoffeln...wie heißen die noch gleich...Erika?"

Ein großer Teil des wissenden Publikums: "LINDA!"

Vor ein paar Jahren ist sogar ein riesiger Wirbel entfacht worden, weil sie abgeschafft, bzw. umbenannt werden sollte, irgendwie konnte sie aber gerettet werden (die Sorte, bzw. der Name, keine einzelne Kartoffel) - für gewisse Dinge können manche Schleswig-Holsteiner sich also doch engagieren.

Ich fange jetzt nicht an, meine komplette Tour durchzugehen, weil ich höchstens 2 Stunden Zeit habe heute, aber es war schon eine sehr gelungene Auswahl und Aneinanderreihung, denke ich (und das schreibe ich als einer, der nicht auf der Loreley dabei war).

Die Tour begann für mich mit einem sehr bizarren Konzert in Uelzen, bei dem gar nichts so war wie man es kennt (Proben kurz vorm Einlass, Currywurst an einer völlig unerwarteten Stelle auf Wunsch und am Ende so was ähnliches wie eine Abstimmung, die zu Leb in meiner Welt führte), dann gings nach Magdeburg, von dem mir als erstes in Erinnerung kommt, dass der Sprint in die 1. Reihe mich so sehr geschlaucht und zum Röcheln gebracht hat, dass ich ernsthaft überlegte, mich einem Sanitäter zu ergeben (was ich natürlich nicht gemacht habe); das Konzert in Bochum war dann das 1. ganz große Highlight der Tour (zumindest dachte ich es an dem Tag, es konnte ja niemand ahnen, was noch folgen sollte), aus Bremen fällt mir als erstes ein, dass Armin mir einen Eiswürfel zugeworfen hat (apropos, in Magdeburg und Bochum gab es bereits vorm Einlass Eis zum Lutschen, Einreiben, wozu auch immer, aber nicht von Armin, sondern von einem ohnehin sehr würfelaffinen Konzertgänger, diese ebenso einfache wie hilfreiche Idee sollte noch mal erwähnt werden), nach einem Tag Verschnaufpause ging es dann nach Mannheim, wo zum 1. Mal nach über 7 Jahren wieder ein Sprünge-Lied innerhalb des Konzerts und nicht nur davor gespielt wurde, und ich muss sagen, so mich meine Erinnerung nicht trügt, in Mannheim wurde die meiner Meinung nach allerschönste Version, die ich jemals gehört habe (ältere Aufnahmen inbegriffen) gesungen und vor allem auch gespielt, es kam mir dort deutlich länger vor als in Rendsburg und Montreux, wobei das vielleicht auch nur die verzerrte Wahrnehmung macht, die daher rührt, dass es nach einer so extrem langen Stilllegung beim 1. Mal Wiederhören einen deutlich intensiver erschlägt als es das ohnehin schon tut (was für ein blöder Satz, aber ich ordne ihn jetzt nicht). Damit war der 1. Tour-Abschnitt für mich vorbei und ich hatte fast eine Woche Pause.

Es ging weiter in Berlin, rückblickend betrachtet hätte ich es nicht unbedingt gebraucht, aber es brachte 2 einzigartige Besonderheiten mit sich: Ein Treffen mit Stephan Zobeley und im Vorvorprogramm Boy, beides hat dem Konzert das gewisse Etwas gegeben, der Regen irgendwie auch, aber dem Konzert selbst, insbesondere der Sonderzugabe des Abends konnte ich nicht so viel abgewinnen. Das sollte sich einen Tag später in Beverungen ändern, als ich als allererster am Einlass war, sogar noch bevor der Einlass selbst dort war, wo er sein sollte. In Beverungen hat irgendwie nahezu alles gestimmt, es war ein angenehmer Tag, ein sehr überschaubarer Ort mit einem überschaubaren Konzert und einer überschaubaren Besucherschar (nicht immer die gleichen langweiligen Gesichter wie überall, stattdessen eine nette neue Bekanntschaft, deren Kofferraum ich nutzen durfte (weil es in Beverungen keine Schließfächer am Bahnhof gibt) und die an dem Abend noch ganz utopisch schwelgte: "Eigentlich müsste man mal so verrückt sein und nach Montreux fahren", die Überlegung hat zu einem nicht sehr überraschenden Ergebnis geführt), irgendwie war das das beste Konzert der gesamten Tour - dachte ich zumindest, während es lief und auch danach noch, aber das hatte ich in Uelzen, Bochum und Mannheim auch schon gedacht.

Eigentlich sollte es das dann auch schon fast gewesen sein, weil in meiner Planung zu dem Stand (die ursprünglich nur aus Uelzen und Rendsburg bestand und sich erst Schritt für Schritt ergänzte) nur noch Rendsburg dabei war. Aus irgendeiner Eingebung heraus entschied ich mich dann aber am Wochenende davor spontan, doch nach Salzburg zu fahren, aus Preisgründen nur mit Regionalzügen und ohne eine Eintrittskarte im Gepäck - es hat sich mehr als gelohnt und wenn mich solch eine Idee ein weiteres Mal überkommen sollte, ich würde sie bestimmt wieder umsetzen. Ein weiteres Mal sollte ich denken: "Boah, was war das für ein Konzert, das wird unmöglich, dass da noch eins nach kommt, welches das übertrifft."

Dieser Gedanke hielt dieses Mal sogar ziemlich lange an, fast einen ganzen Monat, aber dann fand das Konzert in Rendsburg statt. Ich weiß nicht genau, was oder wie und warum es war, aber irgendwie war es einfach nur toll. 2 Tage davor hatte ich ein sehr unangenehmes Gespräch führen müssen (bzw. das Gespräch selbst war nicht unangenehm, aber sein Inhalt), in dem es u.a. um die Tour im letzten Jahr ging: "WAS?! Sie besuchen 14 Konzerte in 3 Wochen? Immer wieder das gleiche!?" Über die diesjährige Tour habe ich gar kein Wort verloren. Naja, nach diesem verbalen Einlauf jedenfalls war der Montag für mich irgendwie im Arsch und der Dienstag eigentlich auch, und so richtig in Konzertstimmung fühlte ich mich auch nicht - das änderte sich aber schlagartig, als ich freundlicherweise mitgenommen wurde und ein bisschen was über die Loreley erzählt bekam (inkl. der Frage: "Wieso warst Du eigentlich nicht dabei?"). Und endlich konnte ich auch eine seit Monaten vorbereitete kleine Überraschung unterbringen, in der 1. Tourwoche hatte ich zu viel zu schleppen und bei den Konzerten dazwischen schien es mir unpassend, aber in Rendsburg war sie dann dran und kam auch "genau zur richtigen passenden Zeit": Eine ungekühlte Flasche hochwertigen Spitzenchampagners (den ich übrigens nicht meines Geburtstags wegen ausgegeben habe, der etwas zurückliegt, bzw. noch bevorsteht, sondern einfach so, weil ich der Meinung war, er würde ins Gesamtbild passen). Nach über einem halben Jahr habe auch ich mich wieder imzugedessen dazu hinreißen lassen, Alkohol zu mir zu nehmen, und so habe ich zum einen im beschwipsten Zustand die Stadt erkundet auf der Suche nach einem Kartenabnehmer, dabei wäre ich auch fast die hohe Rolltreppe runtergestolpert, zum Konzert hin hatte sich meine Volltrunkenheit (ich vertrage wirklich nicht viel, im Dezember habe ich zuletzt 3 Gläser Rotwein getrunken und hatte noch am übernächsten Tag einen schweren Schädel, ich denke, nun ist die nächste Abstinenz-Phase überfällig) etwas verflüchtigt und ich konnte es voll und ganz auskosten, vergaß sogar das Gespräch vom Vorvortag (sowie gewisse andere Kleinig- und Großigkeiten). Und zu alledem habe ich das 1. Mal Unterwegs unter freiem Himmel und in der 1. Reihe live erleben dürfen, in sämtlichen Hallen, wo es gespielt wurde, stand ich leider nicht ganz vorn. So ging dann auch das vielleicht einzige Konzert aller Zeiten in meiner Heimatregion vorbei und ich war überzeugt: "Das wird ganz schwer zu überbieten sein!"

Nun müsste konsequenterweise noch etwas zu Montreux folgen, aber das habe ich gestern erst versucht in Worte zu fassen, dennoch will ich die Essenz des Samstags noch einmal hervorheben: Frank Kirchner. Seit fast 3 Jahren kannte ich nun fast die ganze Band, nur 2 davon, die habe ich einfach nie angetroffen, es waren Stephan und Frank. Und dieses Jahr habe ich genau die beiden jeweils das 1. Mal kennen lernen dürfen, Stephan im Regen in der Waldbühne vor dem (m.E.) mauesten Konzert der Tournee (ebenso den Drittkeyboarder und einen von den Orsons, besonders doll ist das nicht) und Frank dann wenige Stunden vor DEM Konzert aller Konzerte - ein bisschen Symptomatik klingt da unterschwellig schon durch. Wie dem auch sei, das Konzert in Montreux ist nun über jeden Zweifel erhaben für einige Zeit das aus meiner Sicht beste, vollkommenste, wahrhaftigste, intensivste, emotionalste, rührendste, perfekteste Konzert aller Zeiten, nicht umsonst habe ich meine Konzertzahl so zurechtgelegt, dass es mein insgesamt 24. Schiffsverkehr-Konzert werden würde (das 15. war übrigens Uelzen und das 21. Beverungen, damit haben meine Lieblingszahlen relativ gut gepasst) und dadurch, dass es am Samstag abend begann und am Sonntag morgen endete, kann ich sogar für beide Tage Highlights benennen: Am Samstag war liedermäßig definitiv Erzähl mir von morgen mein Favorit (weil ich es doch noch hören durfte, nachdem vieles dagegen sprach, das allererste Mal auf dem letzten Konzert, so ähnlich wie in der O2-World mit Komet), insgesamt betrachtet aber war das für mich wichtigste und einprägsamste Erlebnis des (Sams)Tages eindeutig die Begegnung mit Frank Kirchner. Es war sowieso schon so ein schöner angenehmer sonniger Tag, ich konnte zum 1. Mal richtig französisch sprechen und es hat einfach alles gestimmt, aber dann noch vor dieser Kulisse in dieser Stadt an diesem Tag den "saxiest man alive" zu treffen, das hat alle Erwartungen an den Samstag übertroffen. Was den Sonntag betrifft, da gibt es liedermäßig nur ein ein einziges, das komplett am Sonntag gespielt wurde und damit dann zum alleinigen Highlight wird, überkonzertual betrachtet aber hat mich am meisten die große allgemeine Ergriffenheit beeindruckt. Aus dem Fernsehen kennt man große weinende schlotternde Menschenmengen oft nur in Verbindung mit schlimmen Geschehnissen, aber dass solch ein doch eigentlich schönes Erlebnis sogar jemanden, der es sich im Laufe seines Lebens abgewöhnt hat, in Gegenwart anderer zu weinen (das geht tatsächlich, ich würde es aber niemandem empfehlen, weil es ab da kein weiter Weg mehr zur völligen Verbitterung ist), dazu bringt, einzelne Tränchen nicht zurückhalten zu können oder drücken wir es anders aus für einen kurzen Schwall mal richtig draufloszuheulen, nein, das hatte ich im Vorfeld so nicht erwartet. Ich würde jetzt nicht die kollektive Tränenvergießerei als die Sternstunde des Sonntagmorgens betrachten (diese werde ich jetzt aber auch nicht näher benennen), aber das Phänomen selbst, das z.B. weder in Amsterdam 2007 noch in der Waldbühne oder O2-World 2008 und auch nicht unbedingt letztes Jahr in Konstanz so in dem Maße sich eingestellt hat, das zeigt doch, dass irgendwas vor sich geht, was sich direkt nicht ohne weiteres erfassen lässt. Zu meinen Glaubensüberlegungen lasse ich mich heute nicht noch mal aus, aber ich denke, irgendwie hat schon so was wie ein Umdenkprozess oder so eingesetzt und die nicht selten geäußerte grönemeyersche These: "Dieses Jahrhundert wird ein Jahrhundert der Menschlichkeit", die macht sich zwar nicht ständig überall bemerkbar, aber am Sonntagmorgen, da konnte man sie förmlich spüren, es lag sehr viel Menschlichkeit im Raum, die sich sonst so nur sehr selten erfassen lässt (und ich glaube nicht mal, dass das nur am geschlossenen Raum lag).

Dies war nun mein persönliches Zwischen-Fazit (ohne Klammern, denn ich will mal optimistsich sein und hoffen, dass die Tour weiter geht (mir wurde inzwischen mitgeteilt, dass dies angeblich schon lange kein Geheimnis mehr sein soll; wenn dem so ist, kann es ja auch gerne mal irgendwo einer breiteren Masse bekannt gegeben werden, ich jedenfalls habe es erst am letzten Samstag erfahren und halte mich nachwievor an mein Versprechen, es nicht breitzutreten) und ich im besten Fall auch noch etwas davon haben werde), dadurch habe ich es nun zwar versäumt, 2 andere nicht ganz unwichtige Emails zu schreiben, aber manchmal muss man halt Prioritäten setzen, so wie ich es auch im Falle von Salzburg und Montreux gemacht habe - ob die Entscheidung letztendlich in jeder Hinsicht sinnvoll ist, stellt sich im Einzelfall meistens erst hinterher heraus, aber ich bin mir sicher, ich hätte mich mehr drüber geärgert, "nur" in Uelzen und Rendsburg dabei gewesen zu sein als darüber, dass ich nun zusehen muss, wie die 24 € im Portemonnaie und die 38 € aufm Konto bis zum Monatsende ausreichen (wäre ich nicht aus verschiedenen Gründen gezwungen gewesen, in der Schweiz Geld auszugeben, wäre noch deutlich mehr übrig).

Eine Überlegung zum Schluss, um zum Anfang zurückzufinden: Ist es eigentlich politisch korrekt und vertretbar, dass die allermeisten Kartoffelsorten Frauennamen tragen?
__________________
Auch wenn Du mich verklagst
und Du schwörst, dass Du mich magst,
ist mir alles so egal
.

Ob Du fauchst oder ob Du beißt,
mich verwirrt nennst oder unreif,
Rache schwörst zum jüngsten Tag.

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