Ich bin geflasht
Es ist immer schwer zu sagen, welches das beste Konzert war. Das heute in Bochum reiht sich in der Liste jedoch weit, weit oben ein!
Astreiner Sound - das ist immer schon die halbe Miete. Gut, ein zwei Störungen waren wohl der Feuchtigkeit geschuldet.
Was man heute deutlich gemerkt hat, war die Spielfreude. Und vor Allem - das hat die Blick zurück Tour gezeigt und die Tatsache, dass es Fisch im Netz zurück aus der Versenkung gefunden hatte - es scheint auch durchaus viel Freude an den Alten Liedern zu geben.
Die Extraeinlagen, da erinnere ich mich vor Allem an Amerika und Jetzt oder nie, wirkten irgendwie, wie anstrengend für die Band. Das kam nicht gerade aus dem Rückenmark, aber es schien Spaß zu machen. Dagegen schien der Kadett sogar relativ gut einstudiert. Leute, jetzt habe ich alles gesehen! Was soll da noch kommen?
Ich fand es schade, dass zumindest hinten bei mir besonders der eindeutige Kadett mit Widmung die Leute doch relativ kalt ließ. Aber gut, was will man erwarten? Als Demo lief, sagte einer von denen allen Ernstes: "Dat Lied hab ich noch nie jeört!"
Amerika und den Kadett live, wer das zu Anfang des Jahrtausends für 2015 vorhergesagt hätte, den hätte man wohl einweisen lassen...
Das Steigerlied? Gut, es hatte keinen Überraschungseffekt. Man konnte sich denken, was da kommen würde, als der Chor noch während Uniform einlief. Dennoch: Anrührend.
Oh wie ist das schön? Ich habe es heute erstmals auf der Tour nicht als Teil des Plans empfunden, sondern als ungeplanten Teil! Die Strophen dazwischen, mich würde echt interessieren, wie spontan die wohl wirklich waren. Allgemein passierte einiges, was recht spontan war und was Herbert hin und wieder auch ein Lachen abnötigte.
Das Publikum um mich herum - ich stand hinter dem Wellenbrecher, ich mußte nunmal vorher arbeiten und kam erst gegen18:45 an - war seltsam. Es waren einige Opelaner dabei. Das bekam ich aus den Gesprächen mit, in die ich als allein dort herumstehend offenherzig eingebunden wurde. Die Leute waren seltsam - nicht im negativen Sinne, sondern sie waren recht genau das, wie man Ruhrgebietler beschreibt. Für einen Oberberger recht ungewohnte Gesellschaft. Und das hat sich auch im Verhalten der Masse gezeigt. Herbert kündigte an, dass er zweimal Bochum spielt. Entsprechende Totenstille herrschte, als er erstmals von der Bühne ging. Einer von den Leuten um mich herum sagte noch auf Ruhrgebiet-Platt "Der hat jesacht, er spielt Bochum zweimal... Merkste den Fehler?!?"
Totale Erwartungshaltung des bis dahin lebhaften Publikums. Als er wieder kam, wurde er wieder gefeiert und geherzt.
Wer mich kennt, weiß, ich tanze nicht, bewege mich allenfalls etwas, ich singe nicht mit. Auf Konzerten bin ich wie eine Kamera: Den Blick nach vorne, als müsse ich jeden Moment aufzeichnen. Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, von den vermeindlichen Bochumer Kumpanen, dass ich mich mal umsehen solle, als Morgen lief. Das ganze Stadion, ein einziges Meer von Handy-Spotlights. Das sieht man ja immer mal, aber so habe ich das noch nicht gesehen! Es war, als hätte jeder sein Handy in der Luft gehabt.
Überwältigend! Ist das überall so gewesen? Es ist mir heute erstmals aufgefallen, in dieser Ausprägung und auch für Herbert schien das mehr als überraschend und man merkte, dass das noch mal einen Kick gab.
Bochum2 - zu 85% mindestens vom Publikum gesungen. Nein, das ist keine Kapazitätenverschwendung. In Bochum muss man Bochum zweimal spielen, das habe ich heute gelernt!
Ein rundum genialer Abend, den man in seinen Einzelheiten gar nicht angemessen beschreiben kann, dessen Besonderheiten man gar nicht alle wiedergeben kann.
Ein Glück, dass ich da morgen noch einmal hin darf!
Ich habe wieder Lust drauf! Es ist an der Zeit, die Karten für 2016 zu kaufen. Das habe ich bisher noch nicht getan.