Das Thema ist Beziehung auf Entfernung. Ob Herbert eine menschliche Fernbeziehung besingt oder eine höhere Macht besingt, will ich nicht beurteilen. Ob Herbert Christ ist, also Gott meinen könnte, weiß ich nicht, wobei er, denke ich, evangelisch ist. Wenn man nix weiß, bleibt nur die Auslegung, also die Interpretation:
Das kann man irgendwie auch zusammen behandeln. Religiöse Botschaft und Grunderfahrung des Menschen sind kaum trennbar.
- Geborgenheit (Du hältst mich auf Kurs)
- Sicherheit (Hab keine Angst vor'm Untergehn)
- Begleitung (Geleite mich heim)
- Sorge (Die Gewalten gegen mich)
- Treue (Laß mich nicht mehr los)
- Sinnfrage (Und ist's auch sinnlos)
etc. pp.
Das splitte mal selber. Nur ein paar Gedanken:
- Jona: Das ist der Mensch, der auf der Flucht vor Gott mit Schiff über alle Meere, schließlich Gott findet (Buch Jona im Alten Testament)
- Elemente duellieren sich, Himmel, See, Gewalten: Das ist alles klar angelehnt an die Schöpfungsgeschichte. Die Elemente Wasser und die Trennung in Himmel und Meer (1. Buch Mose/Genesis)
- Bring mich zum Ende, laß mich nicht mehr los: Ewiges Leben, Auferstehung
- Faß mich ganz fest an: Hab ich die Assoziation vor Augen: Gott hält die ganze Welt in seiner Hand.
- Allgemein ist das Schiff ein Symbol für Gemeinde, man spricht ja auch von Kirchenschiffen (Lied: Das Schiff, das sich Gemeinde nennt).
Ich habe gerade keine Zeit für mehr, aber spontan fällt mir das Zitat von
Margot Käßmann ein, das sie im November 2009 bei der Trauerandacht für Robert Enke und bei Ihrem Rücktritt im Februar 2010 sagte (Land-unter-Stichwort: bei allem Sturm, bei aller Gischt, bei allen Gewalten gegen dich): "Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand."
Dieser Satz ist hoch modern, denn er ist ein zeitgenössisches Glaubenszeugnis. Überhaupt ist Glaube immer da modern, wo er Bezug auf die Gegenwart nimmt. Glaube ist altmodisch und konservativ, wo er Glaubenszeugnisse mit ihren Konsequenzen, die u.U. 2000 Jahre alt sind, unreflektiert/uninterpretiert auf die Gegenwart übertragen will. Letzteres gibt's freilich viel zu oft quer durch die Weltreligionen.