Thema: Album: MENSCH
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Alt 02.09.2002, 20:39   #46
Matthias
Gast
 
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Hallo zusammen!
Welch unglaubliches Meisterwerk!
Wenn es je ein autobiographisch geprägtes Album von Herbert gab, dann dieses. Es offenbart eine Tiefe und Persönlichkeit, die mich wahrhaft überwältigt hat. Was hier anklingt, ist eine geballte Ladung an Gelelebtem und Gefühltem, an Trauer und Trost, an Sorge und Selbstermutigung, an Verzweiflung und Vision, die bislang beispiellos in der deutschen Musikszene ist. Herbert gewährt uns nicht nur einen flüchtigen Blick in seine Seele! Er lässt uns miterleben, was er in den letzten 4 Jahren durchmachen musste, in den Liedern "Unbewohnt" und "Dort und hier". Und mehr noch: "Der Weg" scheint auch zahlreiche Liebhaber seiner Musik zu Tränen gerührt haben - ich nehme mich nicht aus. Dieser Nachruf an seine verstorbene Frau ist so unglaublich melancholisch, dass man weit zurückschauen muss, um etwas Ähnliches auf früheren Alben zu finden, und ist dazu noch authentisch! Man fühlt sich an das "Anna" aus "Total egal" erinnert, doch welch tragische Wendung ins Geniale! Da hilft Selbstironie und ein Quäntchen Humor, wie es im "Lache, wenn es nicht zum weinen reicht" zu hören ist. Der Ratschlag, den man aus dem Song entnehmen kann, konnte er zunächst sich selbst geben und reicht die Erfahrung mit einem Augenzwinkern weiter. Welche Tiefen er hinter sich hat, das vermittelt "Unbewohnt". Hier wird ihm sogar musikalisch der Boden unter den Füßen weggezogen, wenn beim Refrain völlig unvermittelt Drums, Bass und Gitarren, eigentlich alle Instrumente wegfallen, bis auf die seufzenden Streicher und kurz vor Schluss nur noch ein beängstigend-beklemmend vibrierender Synthisound. Das Lied endet mit der hohlen Quinte - kalt, da kann einem nur der Schauer über den Rücken laufen. Ein seltsames Wiegenlied dann im Anschluss das "Dort und hier": Herberts Stimme verzerrt, wie entrückt. Man könnte meinen, er kann nur über ein "Telefon"-ähnliches Gerät mit Anna kommunizieren. Alles ist typisch für ein Schlaflied, die einfache Harmonik, die Eingängigkeit, die innere Ruhe, die Sanftheit, und doch ... ist es so anders. Schwingt da Resignation mit? Oder nur die Bewusstheit, dass ein gewöhnliches Schlaflied nicht "ankommen" kann? Und was für eine Hoffnung am Ende! Die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Eine erstaunliche Gelöstheit, ja Heiterkeit - ein ganz neuer Ton auf der CD! Erstmals seit "Schmetterlinge im Eis" ist wieder ein Klavier dabei. "... Ich brauch dich zurück zum Überleben...". Herbert hat die Gewissheit: er WIRD sie wiederfinden - am "Letzten Tag".

Lieber Herbert!
Ich möchte Dir ganz herzlich danken! Was du mit uns teilst, ist nicht selbstverständlich, aber es ist ein großes Geschenk an alle deine Fans. Ich wünsche dir alles Gute für die kommende Tournee. Es wird ein schwerer Schritt: zum ersten Mal wieder auf der Bühne, und du weißt, auch "wenn die Massen zu Füßen liegen", sie wartet nicht zu Hause. Und dazu in über der Hälfte der Songs ein direkter Bezug zu Anna! Oder sind diese Lieder dann doch zu intim für ein Konzert? Ich bin schon jetzt gespannt auf das Live-Erlebnis!
Viele Grüße aus dem Süden der Republik.
Matthias
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