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Alt 08.10.2015, 22:26   #18
JJ
Darum öffnet Eure Pforten
 
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JJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer Anblick
AW: Herbert bei Günther Jauch am 4.10. (2015)

Nach dem, was derzeit an Mutmaßungen, Spekulationen und Wettstatistiken kursiert, scheint es nicht völlig ausgeschlossen, dass Frau Merkel morgen als diesjährige Friedensnobelpreisträgerin verkündet wird.

Wennfalls es tatsächlich dazu kommt (was in Anbetracht ihrer Parteizugehörigkeit und des Beinahe-Lobes von Herrn Grönemeyer, der nicht gänzlich anderer Ansicht als die Kanzlerin ist, was ihre Flüchtlingspolitik angeht, bestenfalls die zweithöchste politische Anerkennung in dieser Woche darstellen würde), dürfte Seehofer hoffentlich vorerst der Wind aus den Segeln genommen sein - aber wie lang und was lässt er sich als nächstes einfallen?

Es würde mich nicht wundern, wenn er es wirklich auf ein Platzen der Regierung ankommen ließe, dass im unspektakulärsten Fall in Neuwahlen münden würde (bei denen eine Rückkehr der FDP und ein Neueinstieg der AfD nicht ganz ausgeschlossen werden können), im halbwegs krachenden Platzfall würde (sofern das überhaupt möglich ist; begrüßenswert wäre es allemal) die CSU die Regierung verlassen und CDU und SPD müssten sich allein arrangieren, was zahlenmäßig nicht das größte Problem sein dürfte - dieses bestünde in einer wahrhaft querulanten Oppositionspartei. Die 3. Option, die mir in den Sinn kommt, würde die Abspaltung der CSU von der CDU direkt überspringen und nach dem Vorbild von Schottland und Katalanien Bayern in die Unabhängigkeit katapultieren (doof, dass meine grob geschätzte Lebenserwartung das kaum zulässt, aber ich bin mir sicher, allerspätestens zur nächsten Jahrhundertwende wird sich Bayern abgespalten haben, möglicherweise unter einem noch schlimmeren Landesvater als Strauß, Stoiber und Seehofer zusammen, der erst noch geboren werden muss und wird). Über Nacht geht so was gemeinhin nicht (zumindest nicht hierzulande), aber wenns für die Kanzlerin morgen nichts mit dem Nobelpreis wird, fehlt ihr vorerst ein Trumpf gegen Seehofer.

So ganz unmöglich zu bewerkstelligen scheint mir der Riesenandrang nicht, das mag sicherlich ein Stück weit daran liegen, dass ich mir als kleiner einfach denkender Mensch keinen Kopf um teilweise absurde Vorschriften machen muss; Herr Grönemeyer muss das als etwas größerer nicht immer allzu kompliziert denkender Mensch auch nicht.

Schon vor etwa 2 Jahren, als Praktiker gerade pleite gegangen war, kam mir beim Vorbeifahren an einem ebenso geschlossenen Max Bahr-Markt der Gedanke, was wohl aus den nicht gerade wenigen Gebäuden, die seitdem leerstehen werden würde (ich malte mir auch aus, wie wunderbar sich daraus Konzerthallen machen ließen, und damit sie nicht ausschließlich zu Veranstaltungen genutzt werden, könnte man einen Teil abtrennen, um dauerhaft Obdachlosen Zuflucht und Beschäftigungsmöglichkeiten bieten zu können, sinnvollerweise ließe sich nach dem Vorbild von Frank Zander dann auch mehr als einmal im Jahr ein großes Festessen organisieren), vorgeschlagen hab ichs nirgends, weil mir sowieso niemand zuhört und mir zudem erst recht sämtliche Mittel fehlen, um wenigstens den Versuch zu unternehmen, die Idee einmalig umzusetzen - jetzt erst scheint der Trend einzusetzen, leerstehende Industriegebäude kurzfristig zu Flüchtlingsunterkünften umzufunktionieren. Mir sind keine Zahlen bekannt, wie viele seit Ewigkeiten nicht mehr genutzte Gebäude zur Verfügung stünden und auch den Anforderungen entsprächen, aber unmöglich scheint mir das Unterfangen nicht.

Falls es, aus welchen Gründen auch immer, danach immer noch zu wenig Unterkünfte für zu viele Flüchtlinge geben sollte, wäre der nächstliegende Gedanke vielleicht, Ferienwohnungen in Saisonorten heranzuziehen. Ein Bekannter von mir betreut 2 Häuser mit je 4 Ferienwohnungen auf einer Nordseeinsel, liegt mir auch ständig in den Ohren, dass ich unbedingt mal dort hin muss; da hab ich kürzlich auch mal vorgeschlagen, ob er sich nicht ans Amt wenden und fragen könnte, ob gegen eine kleine Aufwandsentschädigung eine Flüchtlingsunterbringung während des Winters (der da etwa von Oktober bis April gerechnet wird) gewünscht wäre. Die Antwort: "Aber wenn dann doch jemand Urlaub machen will..." - "Dann stellt man halt nicht alle Wohnungen zur Verfügung, eine bis 3 würden doch schon reichen." - "Dann lohnt sich das ja gar nicht." - "Wenn nur ein Mensch untergebracht wird, der sonst keine Bleibe findet, lohnt es sich." - "Aber wenn das nach einem halben Jahr zerwohnt ist, will da ja auch keiner mehr rein..."

Vor nicht ganz 2 Jahren, einige Zeit, nachdem Praktiker festgestellt hatte, dass man nur mit Tiernahrung zum vollen Preis nicht ewig überlebt, stand im stern anlässlich Willy Brandts 100. Geburtstag ein interessanter Artikel darüber, was für Welten zwischen ihm (und seiner Politik) und Merkel liegen (mit dem Fazit am Ende, wenn sie in die Geschichte eingehen und politisch unsterblich werden will, muss sie "mehr Brandt wagen"). Mittlerweile regiert sie mehr als doppelt so lang wie Brandt und hat zwar schon zarte Spuren hinterlassen (z.B. Atomausstieg; Wehrpflichtabschaffung), bislang war sie aber noch weeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeit davon entfernt, für die Ewigkeit in die Geschichte einzugehen (nicht so weit wie Kiesinger, aber dennoch weeeeeeeeeit; apropos, ein kurzer Abschwiff: Dieses Jahr fiel mir auf, dass die Konzerthalle in Frankfurt in einer nach Ludwig Erhard benannten Straße liegt und die in Köln in einer nach Willy Brandt benannten (ebenso wie jene in Lübeck); daraufhin stellte ich mir die sinnvolle Frage, ob irgendeine winzige Gasse nach Kurt Georg Kiesinger benannt ist und hätte fündig werden können: Laut Google Maps gibs es mindestens Kiesinger-Straßen und -Alleen in Stuttgart und Bonn (naja) sowie in Weltstädten wie Schweinfurt, Balingen und Hofgeismar, aber sonst kaum irgendwo). Nun aber hat sich das Blatt gewendet und so wie Willy Brandt seine Ostpolitik hatte, Helmut Schmidt seinen Nato-Doppelbeschluss und Gerhard Schröder seine Agenda 2010, hat nun Merkel mit der Flüchtlingskrise (im übrigens ein etwas unpassender Begriff, weil die Krise m.E. vor allem in Flüchtlingsgegnern besteht) ihre Herausforderung, die sie in die Geschichtsbücher bringen kann (und hoffentlich auch wird) und für die sie eventuell sogar ihre Kanzlerschaft aufs Spiel wird setzen müssen (wie auch Schmidt und Schröder es getan haben; weder bei Adenauer noch bei Kohl fällt mir etwas vergleichbares ein; Brandt stolperte wohl letztendlich über eine unglückliche Verkettung von Depressionen, Liebschaften, Suff und einem Spion in den eigenen Reihen; und Erhard und Kiesinger sind über ihre Platzhalterrollen nie hinausgewachsen (ersterer wäre auch kaum in nennenswerter Erinnerung geblieben ohne seine Vergangenheit als Wirtschaftsminister)).

Meine Prognose der nahen politischen Zukunft etwa bis Jahresende geschätzt:

Merkel erhält morgen den Friedensnobelpreis vor allem für die derzeitige Flüchtlingspolitik, obwohl sie per se fürs Management der Krimkrise nominiert wurde; nutzt dies als Ansporn, aber auch Verpflichtung, um sich nicht von ihrem Kurs abbringen zu lassen; und Seehofer wird sein möglichstes tun, um die Regierung zum Platzen zu bringen - mit dem wünschenswerten Ergebnis, selber von der Bildfläche zu verschwinden; da das aber nicht in seinem Naturell liegt, wird er es eher auf den harten Konfrontationskurs ankommen lassen.

Um auch etwas zur Sendung von Günther Jauch zu schreiben (die ich bisher weder ansehen noch anhören konnte und daher nur sekundär von ihrem Inhalt weiß): Auch wenn sich ein gewisser Bauch, der schon mehr als ein leichter Ansatz ist, nicht verleugnen lässt, sieht Herr Grönemeyer neben Herrn Altmaier fast schon dünn aus.
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Auch wenn Du mich verklagst
und Du schwörst, dass Du mich magst,
ist mir alles so egal
.

Ob Du fauchst oder ob Du beißt,
mich verwirrt nennst oder unreif,
Rache schwörst zum jüngsten Tag.

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