Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 06.04.2007, 21:23   #70
david
Benutzer
 
Registriert seit: 14.02.2003
Beiträge: 87
david befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
AW: Gedanken rund um Gott, Religion und "Stück vom Himmel"

Zitat:
Zitat von AlexDe Beitrag anzeigen
Ich behaupte deshalb, weil der Club, dem die toleranten Menschen angehören, also die Kirche, selbst intolerant ist!
Genau da liegt der Punkt, wo wir uns nicht grds. einig sind, weil ich meine, dass genau hier differenzieren muss. Es gibt tolerante und intolerante Haltungen von eher toleranten und eher intoleranten Amtsträgern und Mitgliedern. In der katholischen kenne ich mich zu wenig aus, in der evangelischen wird die Gemeinde von Pfarrer und Kirchenvorstand/Presbyterium gemeinsam geleitet - also nicht nur von Amtsträgern. Du kannst also nicht einfach sagen, die Kirchenmitglieder seien tolerant(sind viele leider auch nicht) und die organisierte Kirche sei es überhaupt nicht. Sonst würde Religionskritik auch keinen Sinn machen. Und die Kirche lehnt Feuerbach und Marx auch nicht vollständiig ab, weil sie sagt, dass die großen Religionskritiker des 19.Jahrhunderts in vielen Punkten recht hatten. Eine späte Einsicht, keine Frage, wenn man die Reaktionen der Zeit bedenkt. Aber du kannst heute nicht mit den selben Argumenten gegen die Kirche vorgehen wie im Mittelalter und der Kaiserzeit.

Zitat:
Zitat von AlexDe Beitrag anzeigen
[b]Mir fällt in der Diskussion nur immer auf, dass pro-Kirchler abstrakt mit eigenen Werten argumentieren, insbes. ihr persönliches Verständnis zur Grundlage der Diskussion machen, während ich als Kritiker mich einfach nur an die Fakten halte. Irgendwie hat es die Kirche also geschafft, den Verstand ihrer Anhänger zu manipulieren[/B
Wenn die Kirche so brutale, fundamentalistische und enge Wertevermittlung und Macht über ihre Mitglieder hätte, wie du sagst, dann würden "pro-Kirchler" doch gar nicht mit eigenen Werten - die teilweise ja auch aus kirchlicher Prägung kommen - argumentieren können. Think about it

Zitat:
Zitat von AlexDe Beitrag anzeigen
Versucht man aus den Evangelien ausschließlich Neues zu filtern, das nicht bereits in den vorchristlichen Kulten und Religionen Verwendung fand, so müssen wir nüchtern feststellen, dass nahezu alles übernommen wurde. Und dort, wo andere Kulte nicht als Vorlage dienten, bediente man sich dem Alten Testament, das bereits lange den Maschiach ankündigte. Danach gehöre der Maschiach dem Stamm Juda an (Genesis 49,10) und müsse ein direkter Nachkomme in männlicher Linie (Sohn nach Sohn) von König David (1. Chronik 17,11; Psalm 89,29-38; Jeremia 33,17; 2. Samuel 7,12-16) und König Salomon sein (1. Chronik 22,10; 2. Chronik 7,18 ). Dies entspricht der Auffassung des Judentums. Wie wir alle wissen, war Jesus Jude.
Es ist völlig richtig und weder evangelische noch katholische Kirche behaupten theologisch etwas gegenteiliges, dass sich die Evanglien wie alle biblischen Texte an zeitgenössischen Mythen und kulturellen Vorstellungen oder an der eigenen Prophezeiung bedienen. Und gerade weil die Evangelien sich nach alttestamentlichen Verheißungen ausrichten, sehen sie Jesus als Maschiach an, für Juden und - das ist das neue - für die ganze Welt. Weil die Kirchen das (endlich und viel zu spät) eingesehen haben, sind sie auch nicht mehr antisemitisch!
Aber wie schon erwähnt kann man nicht sagen, die Evangelien bringen nichts neues. Denn alten Stoff verwenden und rezipieren bedeutet nicht, das weiß, wer sich mit Literatur beschäftigt hat, dasselbe nochmal zu schreiben. Das neue an den Evangelien ist die revolutionäre Gottesvorstellung, das Gott für die Menschen und ihre Sünden stirbt, sich selbst entäußert, leidet und vergibt. Und das wird inzwischen sogar in Kirchen gepredigt, obwohl es Unterdrückung verbietet, da alle Menschen(auch die Christen nach ihrem eigenen Glauben) der Vergebung bedürfen. (Wenn ich das in der Kirche lerne kann sie nicht so weit weg von diesen Inhalten sein, oder?) Darum geht es an Ostern und das sollte man dann beim Thema Gottes Umgang mit Sünden nach christlichem Verständnis auch berücksichtigen.

In diesem Sinne wünsche ich auch allen frohe und gesegnete Festtage!
__________________
Werde, wer ich bin. Gute Fahrt
david ist offline   Mit Zitat antworten