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Alt 29.10.2012, 17:52   #297
Ju*Ni
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Ju*Ni ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt
AW: Roundhouse London - 28. Oktober 2012 - live@LV.de - All That I Need

Ok, ich bin auch ganz neu und wohne in London, hatte also keine lange Anreise.

Ich habe das Konzert vor sieben Jahren in der Royal Albert Hall sehr genossen, und habe daher etwas aehnliches erwartet. Natuerlich war mir klar, dass Herbert auch seine neuen englischen Lieder vorstellen wuerde, aber nirgends war das Konzert als rein englisches Konzert angekuendigt.

Mir gefallen manche seiner englischen Lieder und mein englischer Mann war recht angetan von seiner Stimme und seinen Versionen von ‚Light my fire‘ und ‚Marie‘ – zumindest einen neuen englischen Fan hat Herbert letzte Nacht gewonnen . Aber was Herbert ausmacht ist eben diese unverwechselbare Art, mit der deutschen Sprache umzugehen. „Wer weiss wohin es fuehrt, vielleicht nur hinters Licht“: das ist so klasse, das kann man nicht uebersetzen, das ist Herbert pur. Und das kommt einfach so in Englisch nicht rueber. Da hoere ich dann doch lieber Tim Minchin, der kann naemlich mit der englischen Sprache genauso clever umgehen wie Groenemeyer mit der deutschen.

Wie viele Deutsche, die im Ausland wohnen, kenne ich von Groenemeyer vor allem seine frueheren Lieder. Seine Lieder wecken viele Erinnerungen und haben viel mit Gefuehl zu tun. Auf seinem letzten Konzert hier in London hatte ich viele wunderbare Momente, in denen ich mich an vieles erinnert habe, und ich haette mir gestern ein paar mehr dieser Momente gewuenscht. Damit will ich das unverschaemte Verhalten mancher Zuschauer nicht entschuldigen: jegliche Buhrufe waren unangebracht, da alles, was geboten wurde, nur auf hoechstem Niveau war. So geht man nicht mit einem Menschen und Kuenstler um. Am schlimmsten fand ich die Zwischenrufe, als er ueber die Krankheit seiner Mutter sprach: da musste man sich wirklich frendschaemen.

Wenn ich das hier richtig verstehe, ist einer seiner Musiker gestern waehrend des Auftritts erkrankt. Wenn das der Grund fuer das abrupte Ende des Konzerts war, ist das verzeihlich. Es waere trotzdem nett gewesen, wenn jemand vom Management auf die Buehne gekommen ware und gesagt haette „Sorry, we can‘t explain why, but we have to cut it short“. Das haette doch eine ganz andere Stimmung erzeugt.

Ich finde es klasse, dass Groenemeyer sich mit den englischen songs einen Traum erfuellen will. Nur sollte er dann aber auch erstmal in kleinen Clubs anfangen, und das nicht so promoten, dass Leute angelockt werden, die etwas anderes erwarten. Wer in London lebt, hat wesentlich weniger Urlaub und Feiertage als Deutsche und das Leben ist so teuer, dass man froh ist, wenn man ein gutes Zuhause hat und einigermassen leben kann: da reist man nicht mal eben nach Deutschland, um sich ein Groenemeyerkonzert auf deutsch zu goennen. .

Ein Profi wie Groenemeyer haette gestern Abend spueren muessen, dass das Publikum mehr verlangte. Das Publikum ist ja durchaus mitgegangen und hat gegeben, da haette er auch etwas mehr geben koennen. Spaetestens nachdem der ganze Saal auf deutsch nach einer Zugabe verlangte,war klar, dass 95% im Raum Deutsche waren: da haette er als Zugaben ein paar deutsche Klassiker spielen koennen.

Ich hoffe, dass das Promotionteam den gestrigen Abend reflektiert und in Zukunft sicherstellt, dass Konzerte als groesstenteil Englisch bzw. Deutsch angekuendigt werden, damit man entscheiden kann, ob man das Konzert wirklich besuchen moechte.

Ich mag Herbert als Menschen – seine Echtheit und seine Staerke, die auch gestern Abend deutlich zu spueren waren – sehr und werde seine Musik weiterhin mit Hingabe hoeren. Ansonsten werde ich die wunderschoenen Momente, von denen es ja gestern Abend auch einige gab, in guter Erinnerung behalten.
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