[Famla]

Ich gehöre ja zu den gemäßigten Fans und daher ist es für mich eher die Ausnahme nach 3 Wochen erneut ein Grönemeyer-Konzert zu besuchen. Nach Hannover nun Braunschweig, dafür aber unter ganz anderen Rahmenbedingungen. Nicht nur Open Air, sondern auch mit unserer Tochter für die es mit ihren 12 Jahren das erste Konzerterlebnis sein sollte.

Daher entscheiden wir uns für Sitzplätze und trafen gegen 18 Uhr am Stadioneingang ein, wo es ganz entspannt zuging. Das Umfeld vom Stadion empfand ich hingegen als chaotisch. Zum Glück hatten wir unser Auto schon rechtzeitig in der Nähe geparkt. Selbst Herbert begründete den späteren Start vom Konzert damit, das noch auf Besucher gewartet wurde die nicht rechtzeitig kommen konnten. Auf den Zufahrtsstraßen hatte es sich wohl mächtig gestaut.

Nachdem wir unsere Plätze gefunden hatten, schauten wir aus reiner Neugier in den Innenraum. Ich hatte erwartet das man uns dort gar nicht reinlassen würde, da wir ja Sitzplatzkarten hatten. Es gab aber keine Kontrollen und wir entschieden uns zumindest Balbina von hier unten anzuhören.

Beim ersten Konzert fand ich Balbina "gewöhnungsbedürftig". Meine Tochter, der ich die Lieder im Vorfeld mal vorgespielt hatte, hingegen war sofort begeistert. Und auch ich muss sagen, je öfter ich der Frau zuhöre, desto mehr kann ich den Liedern etwas abgewinnen. Sie wirkte auch deutlich lockerer und entspannter als noch vor 3 Wochen.

Da der Innenraum nicht ausverkauft war und meine Tochter trotz ihrer Große einen guten Blick auf die Bühne hatte, entschieden wir uns zumindest die ersten Lieder von Herbert noch im Innenraum anzuhören. Zu "Fang mich an“ suchten wir dann unsere Plätze auf und erlebten den Schock: während im Innenraum der Bär steppte, herrschte in unserem Block eine auffällig Zurückhaltung.

Wir saßen in Reihe 10 und sowohl unter uns als auch um uns waren nur sehr vereinzelt Leute am mitsingen oder mitklatschen. Vor uns saß eine andere Familie, aber die Kinder schienen sich zu langweilen. Der Mann neben mir war ständig mit seinem Handy beschäftigt und wurde auch von seiner Frau in die Seite gestupst als Herbert fragte wie viele Leute zum Konzertbesuch "mitgeschleppt" wurden.

Zu "Bochum" haben wir es nicht mehr ausgehalten und sind erstmalig aufgesprungen, damit wenigstens wir etwas abfeiern konnten. Das brachte uns natürlich böse Blicke ein. Aber nach und nach kam dann doch zumindest etwas Bewegung in die Reihen um uns. Leider brach dann die Stimmung bei anderen Liedern wieder total ein. "Fisch im Netz" oder "Bleibt alles anders" schien in unserm Umfeld niemand zu kennen.

Erstaunlich das weiter oben in den Rängen die Stimmung deutlich besser war. Eine Freundin saß 10 Reihen weiter oben und berichtete von einer durchgängig guten Stimmung. Ich frage mich warum in einigen Sitzblöcke so gute Stimmung ist und in anderen man meint man ist auf einer Beerdigung.

Dafür hatten wir von den Sitzplätzen natürlich einen schönen Blick auf die Bühne und das Publikum. Toll fand ich das ein Pärchen im Innenraum klassisch getanzt hat. Das fand ich irgendwie rührend. Aus der Bühne hätte man natürlich noch etwas mehr machen können. In den Hallen wirkte das alles viel beeindruckender. Dafür hat ein Open Air Konzert, welches bei Tageslicht beginnt und dann in der Dunkelheit endet auch seinen Charme.

Herbert wirkte im Vergleich zu Hannover vor 3 Wochen viel lockerer und entspannter. Ich hatte das Gefühl er redete mehr.Dafür wirkt es nicht ganz so agil. Ich hätte mir gewünscht er hätte noch etwas mehr das Publikum im Sitzbereich angesprochen.

Nach dem Hauptblock entschieden wir uns wieder in den Innenbereich zu gehen. Wir hatten dann natürlich nicht mehr den tollen Blick auf die Bühne, aber meine Tochter konnte trotzdem etwas sehen, da es genügend Lücken gab. Dafür hatten wir wieder super Stimmung und dieses "mittendrin" Gefühl was sie auch sichtlich genoss. Vom Sitzplatz hat sie nur auf diese Menge im Innenraum geschaut, jetzt was sie selber ein Teil davon.

Dort wo wir dann standen waren auch noch mehr Kinder. Bei einem Künstler der so lange im Geschäft ist finde ich das auch nicht verwunderlich das die älteren Fans ihre Kinder mitnehmen. Und sowohl meine Tochter als auch die anderen Kinder hatten sichtlich Spaß an dem Konzert.

Gänsehaut-Moment war dann wirklich als wir zu "Halt mich" als Familie Arm in Arm dort standen. Die (Handy-)Lichter empfand ich als sehr Stimmungsvoll und auch Herbert schienen die ja gefallen zu haben. Obwohl ich seine Bemerkung zu den Lichtern nach „Morgen“ nicht ganz glauben konnte.
Die Besucher in den anderen Städten sind doch sicher auch auf die Idee gekommen Handys anzuschalten, oder?

Wir haben also den Besuch in keiner Weise bereut. Auch nicht das wir unsere Tochter mitgenommen haben. Ganz im Gegenteil. Es war ein tolles Erlebnis gerade für Marie als ihr erstes Konzert. Das wir während des Konzerts mehrfach die Plätze getauscht haben empfanden wir als Bereicherung. Das war sicher aber nur möglich weil der Innenraum nicht ausverkauft war.

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit und viel Spaß auf Eurem nächsten Konzert.

Stefan