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Alt 08.01.2013, 21:16   #12
Chefkritiker
Kreuzt deinen Weg
 
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Chefkritiker wird schon bald berühmt werdenChefkritiker wird schon bald berühmt werden
AW: Manchmal lernt man im Internet was fürs Leben

@ beenie: Dann werde ich nun nochmal auf den ein oder anderen Deiner Aspekte eingehen.

Zitat:
Zunächst ist mir durchaus klar, dass die Zeit des Studiums die Flexibelste ist. Aber so wie du es immer wieder ausdrückst, klingt das einfach danach, als wären Studenten absolut faule Schweine - Entschuldigung für diesen Ausdruck - die vor lauter Zeit nichts mit sich anzufangen wissen. Bei aller Liebe, dass es nach dem Studium anders aussieht, dürfte wohl auch jedem klar sein. Ein Arbeitnehmer hat nunmal dann und dann da zu sein, dann seine Familie oder was auch immer und weniger Zeit, die er flexibel nutzen kann.
"Absolut faule Schweine" hast Du jetzt gesagt!
Wieso sollte ich Euch in Eurer Gesamtheit so betiteln? Die Motive zur Wahl eines Studiums sind ebenso verschieden wie die Einstellungen dazu.
Es ging doch hier ursprünglich um die Verkürzung des Abiturs auf 12 Jahre und die damit verbundenen Zeitstraffungen. Daraufhin habe ich auch Bezug auf die Folgezeit des Abiturs genommen (Studium), und habe dabei die Meinung vertreten, dass die "Jammerei" überzogen ist. Es geht um die Struktur des Bildungs- und Entwicklungsprogramms "Studium" und nicht um Individuen, die den Weg wählen.
Ich muss aber auch gestehen: Ich kenne junge Leute, die das Studium mit der Argumentation beginnen, "nochmal ein paar Jahre chillen zu können".
Da muss hinterfragt werden, ob ein Ausbildungsgang, der primär die gebildeteren Menschen (also die Bildungselite) anspricht, solche Motive befriedigen können sollte, oder?! Und nach meinen Erfahrungen bin ich sehr sicher: Das kann er!

Jetzt stelle ich mal zwei Zitate von Dir gegenüber:

Zitat:
Das bezieht sich ja eindeutig auf mich und meinen Post. Erstens habe ich das so überhaupt nicht geschrieben, sondern gesagt, dass das Studium nun mal nicht primäre berufsvorbereitende Funktionen innehat und für mich nicht innehaben sollte, weil eine Universität nun mal eine Bildungsanstalt ist und keine Berufsschule.
Mit dem rot markierten Teil sprichst Du Dich doch für eine wissenschaftliche Grundausrichtung aus. Nichts anderes besagt die Redewendung "für etwas werben". Du "wirbst dafür". Dass Du mit dieser Ansicht keine TV-Werbespots oder Zeitungsanzeigen schaltest, ist mir schon klar!

Wir beide werden vermutlich niemals einen gemeinsamen Nenner finden, weil wir grundverschiedene Dinge vor Augen haben.

Deinen Aussagen entnehme ich, dass Du die Wissenschaft auch beruflich weiter verfolgen/voranbringen möchtest. In diesem Fall erübrigt sich ja die Diskussion der Berufsvorbereitung, da Du in dem Genre bleibst, in das Dich die Uni einführt, die Wissenschaft.

Aber beenie...wie viele Studenten wählen diesen Weg??? Hierbei müsste jetzt sicherlich nach Studienfächern unterschieden werden.

Bei Naturwissenschaftlern ist die Quote der späteren Wissenschaftler sicherlich recht hoch.

Aber das war's doch dann auch schon!!!

All die anderen, die sich dann in einem nicht-wissenschaftlichen Beruf etablieren wollen, werden dafür mangelhaft vorbereitet!

Beispiele:

Ein Lehrer/eine Lehrerin steht nach vielen Jahren das erste mal verantwortlich vor einer Klasse. Merkt er dabei, dass ihm die Pädagogik und die nötige Autorität und all die anderen Attribute, die für die Praxis relevant sind, fehlen...tja, dann hat er/sie viele Jahre in den Sand gesteckt. Und dann spielt es nicht die geringste Rolle, wie die Noten in den theoretisch-wissenschaftlichen Klausuren zuvor waren.

Ein Pfarrer/eine Pfarrerin: Die nehmen die Bibel auseinander, dass es nur so kracht. Doch wer bereitet sie darauf vor, eine Art Führungskraft für viele Gemeindemitglieder zu sein? Wo sind die Berührungspunkte mit Trauer und dem Tod?

Ein Betriebswirt: Kein Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft wird später sein Glück finden, weil er weiß, wie er Investitionsobjekte in der Theorie quantifizieren und bewerten kann. Die Kenntnis über innerbetriebliche Abläufe und Hierarchien und die damit verbundene Herausbildung eines Gespührs für die Unternehmenspraxis und dessen "eigenen Gesetzen" sind oftmals mangelhaft. Ein "Networking" schon während des Studiums ist kaum möglich.

Das sind jetzt mal drei konkrete Beispiele, die mir ad hoc einfallen.

Du hast mich nach einem Konzept gefragt. Das kann ich abschließend gerne nochmal skizzieren, weil ich es auf den Beispielen aufbauen kann.

Und zwar: Verzahnung von Theorie und Praxis!

Ein Lehramtsstudent könnte in der vorlesungsfreien Zeit zum Beispiel einer Schule zugewiesen werden, wo der/diejenige sein Hausarbeitsthema (oder aus Zeitgründen einen Auszug daraus) nach der wissenschaftlich fundierten Herausarbeitung in einer Unterrichtseinheit Schülern zu vermitteln versucht. Das didaktische und methodische Rüstzeug müsste die Uni in einem Modul zu Beginn des Studiums vermitteln. Auf diese Weise erfahren sie früh den Kontakt zu den Schülern und können ein Gespühr entwickeln, ob sie in eine solche Rolle hineinwachsen können und wollen. Der "Mentor" an der Schule müsste natürlich ein Lehrer sein.
Dass die natürlich nicht alle sofort "hier" schreien um diese Mehrbelastung in ihren Berufsalltag zu integrieren, ist mir natürlich klar. Deren Aufgabenbereich müsste man demnach schlank halten.

Ein BWL'er könnte als Aufgabe erhalten, in seine wissenschaftliche Arbeit Transfers zur Unternehmenspraxis herzustellen. Die notwendige Kontaktaufnahme mit Unternehmen würde das Networking antreiben und ein erstes Gespühr für innerbetriebliche Abläufe liefern. Alleine schon die Erkenntnis, dass das jeweilige theoretische Thema in der Praxis schwer zu finden ist, wäre ein wichtiger Schritt zur Horizonterweiterung.

In manchen Branchen haben sich so genannte "duale Studiengänge" ja bereits etabliert, weil man die Vorzüge einer früheren Konfrontation und einer Verzahnung von Theorie und Praxis erkannt hat. Und ich könnte mir vorstellen, dass viele Betriebe gar nicht mal so abgeneigt wären, einen gewissen Austausch mit Universitäten und Studenten zu pflegen. Der demografische Wandel und der damit verbundene "war for talents" lässt grüßen.

Also dann...genieße Deine studentische Flexibilität!

Irgendwann weiß aber jeder Student: Das Leben ist kein Campus!
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Verramsch nicht Dein Etwas,
bleib fremd und stark,
im Zwielicht und Schatten,
entzieh Dich dem Markt.
Verteidige Deine Grenzen.
Du bist das, was keiner sieht.
Jeder braucht zum Überleben,
sein intimes Sperrgebiet.
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