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Alt 24.11.2009, 01:39   #82
JJ
Darum öffnet Eure Pforten
 
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JJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer Anblick
AW: Mark Essien touches LV.de - Live@Mannheim 21.11.09!

Auf besonderen Wunsch nach einem "ausführlichen Konzertbericht mit allem Drum und Dran" versuche ich mal ein paar Sätze zu schreiben, nachdem es insgesamt ein bisschen zurückhaltend damit ist.

Zum einen stelle ich mal fest, dass Mannheim mir irgendwie als Stadt sympathisch ist, die Leute sind da viel freunlicher als hierzulande, hat es den Anschein. Das fängt damit an, dass ich es hier noch nie erlebt habe, dass ich im Obstladen einen Apfel bezahlen möchte und die Verkäuferin sagt "Ist geschenkt!", das geht dann damit weiter, dass einem freundlich der Weg erklärt wird, wenn man danach fragt und man nicht nur dumm aus der Wäsche angestarrt wird, und das hört dann damit auf, dass nachts nicht an jeder Ecke Obdachlose in den Häusereingängen liegen, wo man denkt, sie seien nahe am Erfrieren, zumindest nicht dort, wo ich langkam, und der einzige, den ich sah, hat sich sehr gefreut, als ich ihm meine Decke samt schwarzer Fleece-Jacke angeboten habe, so hatten alle was davon, er hat nun noch mehr zum anziehen und ich hatte eine Tasche weniger Gepäck mit mir rumzuschleppen, ein bekannter, der es mit Sprichwörtern nicht so hat, und der ein Schienenfahrzeug mit Handbetrieb "Glaidine" nennt, sagt zu solchen kleinen Aufmerksamkeiten immer, dass ich mich wie der "warmherzige Bernhardiner" verhalte.

Ach ja, ich wollte ja über den Abend bei Mark schreiben. Wen ich im Laufe des vorangegangenen Mittags bis Nachmittags zufällig so getroffen habe, ist völlig egal, deshalb widme ich mich nun dem Abend im Kino. Zunächst ist mir aufgefallen, dass es mit dem Einlass ein bisschen einfacher war als bei "echten" großen Konzerten. Dann als zweites ist mir aufgefallen, als ich gerade vom Klo kam, wo mir dummerweise die letzten 3 Pillen von meinem Muntermachermedikament (kein XTC oder so, falls das jemand denkt oder lieber gleich behaupten will, aber ein X kommt drin vor) runtergefallen sind und mein nicht im Bahnhofsschließfach gesicherter Notvorrat somit unvorteilhafterweise verloren gegangen war und das dummerweise auch noch vor so einer Massenveranstaltung in einem so engen Raum, dass mir dort ein finster dreinblickender kräftig gebauter schwarzer Mann entgegen kam, von dem ich dachte, er wäre vielleicht ein Bodyguard, später sollte sich herausstellen, dass es sich um einen leibhaftigen Pastor handelte.

Das ist eine gute Überleitung, denn so kann ich gleich zur Veranstaltung kommen. Ein bisschen komisch war das schon, wieder im Kino zu sein, das letzte Mal, ach ich weiß es auch nicht mehr, das war aber noch zu DM-Zeiten, und das letzte Mal in einer Kirche war ich am 26. April 1998 zur Konfirmation zufällig exakt 12 Jahre nach der Tschernobyl-Katastrophe und genau 4 Jahre vor der Erfurt-Katastrophe. Naja, wie dem auch sei, am vergangenen Samstag hatte ich die Gelegenheit, beides wieder aufzufrischen, dazu will ich mich mal nicht weiter äußern, weil jeder selbst wissen sollte, woran er glaubt und woran nicht, aber irgendwann ging es dann auch los und Mark betrat in einem goldenen Glitzeranzug den Saal, um zunächst ein kleines Solo auf seinen 12-Congas zu spielen und dann interviewt zu werden. Dann wurde noch die Welturaufführung seines Videoclips vorgeführt und anschließend ging er kurz raus um schließlich in einem weißen Anzug mit roten Schuhen und roter Krawatte zurückzukehren, nachdem seine Band, von der außer Armin Rühl und ganz vielleicht noch Stephan Ullmann bestimmt kaum jemand größere Bekanntheit genießt, schon einige Minuten vorgespielt hatte. So wurden dann 3 Lieder, glaube ich, gespielt, zu deren Titeln und Texten ich mich mal nicht weiter äußere, und dann als 4. (oder doch schon als 3.?) Lied gab es als besondere Überraschung für jeden im Publikum ein Instrument ausgeliehen vom großzügigen Sponsor Roland-Meinl, der es bestimmt auch nicht weiter schlimm findet, hier erwähnt zu werden.

Das ist das schöne an rhythmischen Instrumenten, dass die ausnahmslos jeder irgendwie bedienen kann, wenn ich da an manche Instrumente denke, wo man schon einen Kurs belegen muss, wie man allein einen Ton entlockt, da ist doch eine Trommel oder eine Rassel oder was sich da sonst noch so anbot viel leichter bedienbar. Vielleicht kennen das manche noch von früher aus der Schule, da sitzt dann die Lehrerin am Klavier, und irgendein Wunderkind bekommt eine Geige in die Hand, ein anderes eine Gitarre, dann können noch 2 Blockflöte spielen und der ganze dumme Rest bekommt Klanghölzer in die Hand gedrückt oder eine Triangel oder, wenn es ganz hoch kommt, ein Glockenspiel, wo man genau erklärt bekommt, welche 2 Plättchen man mit dem fledderigen Klöppel abwechselnd berühren darf und welche nicht. Und wenn dann mal jemand daneben hieb oder, noch schlimmer, wenn bei jemandem die #F- oder die B-Platte eingesetzt war, und jemand die C-Dur-Harmonie zerstörte, dann war es meistens aus.

Zum Glück war es am Samstag nicht ganz so arg, da hatte jeder ein recht einfaches Instrument zur Verfügung und -zumindest soweit ich das mitbekommen habe- niemand wurde rausgeschickt, weil er aus dem Takt geraten ist. Das meiner Meinung nach mit Abstand coolste Instrument spielte übrigens Armin und zwar eine Krawatte aus Stahl, die einer geschrumpften Snackwelle nicht ganz unähnlich wie ein Waschbrett gespielt wird.

Nach einer kurzen Abwesenheit ließ sich Mark noch zu einer Zugabe zurücklocken und dann war auch schnell alles vorbei und es ging ans Abbauen, da traf ich dann noch Armin, der sogar meinen Namen wusste und mir noch einen eigens dafür mitgebrachten Drum-Stick in Schönschrift signierte. Vorhin wurde schon der Percussion-Sponsor namentlich genannt, daher wäre es ungerecht, unerwähnt zu lassen, dass es sich bei diesem Drumstick um einen vom Hersteller ICE-Stix handelt, die Armin besonders widerstandsfähig findet. Daraufhin ging ich kurz, um von Mark auch noch etwas zu erhaschen, das erwies sich allerdings als etwas schwieriger, weil der diensthabende Wachmann es nicht verstand, Verantwortungsbewusstsein, Lässigkeit und Kulanz und darüber hinaus das Übergehen von m.E. höchst sinnlosen Vorschriften, von denen man mit ein bisschen gesundem Menschenverstand auch weiß, dass sie sinnlos und unbegründet sind, unter einen Hut zu bringen, wie es sich für jemanden aus der Sicherheitsbranche, der seinen Job liebt (also für jemanden wie mich) geziehmt. Schließlich durfte ich dann doch zu Mark, den ich sogar meinen Stick habe zweitsignieren lassen, was wohl das zeitliche Limit der Audienz zu sprengen drohte, aber so viel Zeit für die kleinen Dinge des Lebens muss sein, und wenn nicht, dann nimmt man sie sich. Als ich wieder zurück ging, um mich von Armin zu verabschieden, holte dieser meinen Stift aus der Tasche und sagte: "Hier, Jürgen, Dein Stift. Den hast Du vorhin vergessen!" Das war ein packender Moment, denn so wurde an dem Abend gleich das zweite Trauma aus der Schule gebrochen, das einen mitunter ein Leben lang verfolgt, erst das Klanghölzer-Glockenspiel-Trauma und dann auch noch das Verleih-einen-Stift-und-Du-siehst-ihn-nie-wieder-Trauma, wobei von freiwilligem verleihen eigentlich gar keine Rede sein kann, weil irgendwelche unvorbereiteten es stillschweigend vorausgesetzt haben, dass Armin ihre CDs und was weiß ich nicht alles beschriftet, naja, er hätte sonst dumm da gestanden, und weil er sich dafür bedankt hat, erwarte ich auch nicht, dass irgendjemand von den Mitprofitanten, die hier (ich hoffe, jetzt wird's korrekt) mittelbaren Nießbrauch aus meinem schwarzen Edding gezogen haben (der übrigens jetzt in mein kleines Museum gewandert ist, so wie alles, was ich irgendwie von Herbert oder der Band habe) das irgendwie zu würdigen weiß.

Dafür möchte ich aber kurz Danke sagen, und zwar nicht irgendwie speziell, damit sich dann diejenigen beschweren können, die unerwähnt bleiben, daher danke ich nun hiermit allen, die sich darüber freuen, wenn ich ihnen danke und die der Meinung sind, dass ich ihnen danken sollte! In einem Wort abgekürzt: Danke!

Mmh, ein Konzertbericht mit allem Schickimicki ist das jetzt nicht, aber wenigstens war ich eine halbe Stunde mehr oder weniger sinnvoll beschäftigt.
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Auch wenn Du mich verklagst
und Du schwörst, dass Du mich magst,
ist mir alles so egal
.

Ob Du fauchst oder ob Du beißt,
mich verwirrt nennst oder unreif,
Rache schwörst zum jüngsten Tag.

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