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Alt 10.04.2007, 13:42   #84
david
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david befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
AW: Gedanken rund um Gott, Religion und "Stück vom Himmel"

Das "absolut haltlos" bezog sich auf deine Akzentuierung, die Kirche ignoriere und tue überhaupt nichts gegen Armut, Krankheit und soziale Ungerechtigkeit. Denn das tut sie sehr wohl(Um Schlagworte zu nennen: Brot für die Welt, KinderNotHilfe, Caritas, Diakonie, uvm) Dennoch musst du auch einräumen, dass die Kirche nach wie vor eine religiöse, also geistliche Einrichtung ist und ihre Einrichtungen dementsprechend gestalten will/muss. Dass es da wesentliche Unterschiede(Katholiken, Lutheraner, Reformierter) gibt, ist beaknnt, sogar Herbert(der ja hier göttlich Autorität hat, nicht wahr sassi ) hat bei Beckmann darüber gerdet. Wichtig und biblisch ist auch, dass Amtsträger der Kirche(die zunehmend auf Ehrenamtliche angewiesen ist, weil schlicht nicht genug Geld da ist, viele Pfarrstellen abgebaut werden müsen etc.) von ihrer Arbeit Leben können müssen. Ich kenne jedenfalls keinen Pfarrer, der es sich leisten kann, in Saus und Braus zu leben. Eine Aussage wie die des Pfarrers, den du zitierst, halte ich für haltlos, da jemand erst aus der Kirche austritt, wenn er sie nicht braucht/mit ihr nichts zu tun haben will. Das ist deutlich mehr als eine finanzielle Frage. Vielleicht hättest du dich hinterher bei ihm beschweren sollen^^

In Sachen Hans Küng(von dem gibt es auch viel über interreligiösen Dialog) teile ich deine Ansichten. Ich schließe mich dem guten Mann(aus dem genannten Buch habe ich nur einen Auszug in den "Philosophischen Denkanstößen 2007" gelesen)aucch darin an, dass Glaube und Wissenschaft keine sich ausschließenden Weltbilder voraussetzen. Deswegen ist es auch nichts unaufgeklärtes, zu glauben(weiter unten mehr dazu).

In Sachen Evangelien kann ich nur nochmal darauf hinweisen, dass das Christentum die Religion ist, die glaubt, dass Jesus der Christus ist und sich somit auf dementsprechende Texte wie die 3 synoptischen und das Johannes-Evangelium bezieht und diese als verbindlich ansieht. Dass tun übrigens alle Christen, egal ob orthodox, katholisch, lutherisch, reformiert, freikirchlich, baptistisch, methodistisch, mennonitisch undundund.
Keins der Evangelien - und an und für sich kein Bibeltext ist aber verfasst worden, um in einer absolut stimmigen Schrift zu erscheinen. Deswegen kann man nicht sagen, die Autoren hätten unkoordiniert im fehlerhaften Sinne gearbeitet. Sie hatten nicht die Absicht vier gleiche Evangelien zu produzieren und dementsprechend gibt es viele Unterschiede. Dennoch können sie im Glauben(im Falle des NT an Jesus als den Christus) geschrieben haben, weshalb die Texte eine geistliche Inspiration haben. Das ist etwas anderes als Verbalinspiration. Die Meinungen er verschiedenen Kirchen und Freikirchen hierüber ist in der Tat einer der Hauptgründe für Spaltung. Die Zweiquellentheorie ist in der aktuellen Bibelwissenschaft nach meinem Kenntnisstand nach wie vor das Modell, dass am meisten erklärt, aber wie das mit wissenschaftlichen Theorien so ist, unterliegen sie der ständigen Prüfung weiterentwicklung und notfalls kommt es zum Paradigmenwechsel.
Deine Haltung, der aufgeklärte Mensch müsste den Glauben an so etwas wie unterschiedliche Evangelien generell ablehnen, teile ich nicht. Als aufgeklärter Mensch bin ich mir auch darüber im Klaren, nicht alles verstehen zu können, aber meine Lebensführung und -haltung mit meinem Verstand begründen zu können. Das ist übrigens auch schon wieder biblisch(1.Petrus 3,15). Ein aufgeklärter Mensch wird die Existenz und das Sein Gottes oder eines anderen höheren Wesens weder beweisen noch ausschließen können, außer für sich persönlich. Ergo Aufklärung fordert religiöse Toleranz. Den Begriff der selbstverantwortlichen Religionsfreiheit findest du aber schon im AT vom Schöpfungsbericht an. Sowohl hier als auch im Sinne von Aufklärung und z.B unserem Grundgesetz ist Religionsfreiheit etwas anderes als Freiheit von Religion. Zu Religions- und Meinungsfreiheit gehört dann auch die Versammlungsfreiheit und es gibt kaum Religonen, die man ohne Gemeinschaft praktizieren kann. Wieder ist es die Vermischung mit Macht, welche zu den Grausamkeiten der abendländischen Geschichte nach 380 führt.
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