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Alt 10.11.2012, 12:45   #275
Squonk
Halte durch, Haltung!
 
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Squonk sorgt für eine eindrucksvolle AtmosphäreSquonk sorgt für eine eindrucksvolle AtmosphäreSquonk sorgt für eine eindrucksvolle Atmosphäre
Daumen hoch AW: Hugenotten-Halle Neu-Isenburg am 8. November 2012 live@letzte-version.de - Luxus ist das, was uns zusammenhält

So, ich versuche mal, meine Eindrücke von Donnerstag Abend zusammenzufassen.

Ich hatte es wirklich geschafft, wir die Setlist vorher nicht anzugucken; wurde allerdings auf Facebook gespoilert, weil dort die Top 10 der Abstimmung gepostet wurden. Zum Glück hab ich nur die ersten beiden Plätze gesehen und die waren jetzt ja wirklich keine Überraschung (Kinder An Die Macht und Ich Dreh Mich Um Dich). Ich dachte, dass auch der Rest eher populärere Titel sein würden...

Zur Setlist:
Als der Blick Zurück-Loop losging, wähnte ich mich schon bestätigt, weil ich auf Blick Zurück als Opener gesetzt hatte. Sehr cool fand ich die Lightshow und die im Takt aufleuchtenden Stehlampen. Als dann aber die Band kam und mit Fisch Im Netz loslegte, war aber hocherfreut! Der Sound war zwar nicht soo gut, aber die Spielfreude enorm und Herbert mit Tambourin war ich hochmotiviert. Stimmung war von Anfang an klasse! Wir standen in der dritten Reihe direkt vor Herbert - Perfekt

Auch Deine Liebe Klebt hatte ich mir für diesen Rahmen herbeigesehnt und es war geil! Stimmung nochmal besser - Haben alle lauthals mitbesungen - Das kann man doch auch im Stadion spielen! Dürfte durch das Live-Album ja auch relativ bekannt sein.

Ich Dreh Mich Um Dich hätte ich viel später erwartet, ist aber eines meiner absoluten Lieblingslieder und ich habe es noch nie live erleben können. Durch die Ansage vorher funktionierte der Stimmungswechsel gut und die dezente blaue Beleuchtung auf Herbert schuf eine würdige Atmosphäre für dieses "erste Mal". Die dargebotene Version war traumhaft. Weniger elektronisch und mit erfrischendem, dezenten Getrommel von Armin. Das haben sie wunderbar arrangiert, hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte im Vorhinein Bedenken, dass viele der zur Abstimmung stehenden Stücke ohne Streicher nicht so gut funktionieren würden. Ich war mir eigentlich auch sicher, dass Schmetterlinge Im Eis und Sie gespielt werden würden, die mit Keyboard-Streicher-Samples bei mir wohl einen etwas faden Nachgeschmack zurückgelassen hätten...
Ich Dreh Mich Um Dich war aber gut gelöst und wäre so wohl meine Lieblingsversion. Norbert hat uns immer wieder animiert, mitzusingen, und das haben wir natürlich fleißig getan. IDMUD war schon gleich das dritte Highlight des Abends

Und es ging genauso weiter: Bei der Ankündigung des Club-Tour dachte ich sofort an die Ö-DVD, auf der aus meiner Sicht das zentrale Stück Komet ist. Dementsprechend war Komet mein Wunsch oberster Priorität... und es war sooo toll! "Verwegen in mein Leben gestartet..." einer der Grönemeyer-Momente für mich überhaupt. Aich rhythmisch ist Komet total spannend und der Text ist auch phantastisch... Die Version von Donnerstag stand der der Ö-DVD in keinsterweise nach; aber leider waren im mehrstimmigen Outro die Backing Vocals für meinen Geschmack zu laut.

Lache, Wenn Es Nicht Zum Weinen Reicht hätte ich persönlich Neuland vorgezogen, aber das mal live zu erleben war auch toll. Klasse Text und mit ordentlich Druck dahinter hat das mir sehr viel Spaß gemacht. Publikum war abermals textsicher, hat mir sehr gut gefallen und Herbert war auch sichtlich angetan. Die Spielfreude war aber, wie immer bei dieser Band, enorm.

Danach zitierte Herbert eine hr-Journalistin, die sagte, das nächste Stück hätte wohl den traurigsten Text überhaupt. Ich hatte gehofft, dass die Stimmen aus dem Forum reichen würden, damit Letzte Version gespielt werden würde - und von da an wusste ich, dass im weiteren Verlauf alles möglich ist Die ersten Reihen waren natürlich absolut im Glückstaumel und die Band wirkte auch so, als sei ihnen bewusst, was sie da einigen für ein Geschenk machen...

Nach einer ausführlich Ansage von Herbert, die jäh von einer Zuschauerin, die Herbert Sieglinde nannte und die Herber die Pointe vorwegnahm, unterbrochen wurde, folgte mit dem Akustikbock zurückblickend der Teil der Show, auf den ich hätte verzichten können. Die ganz alten Stücke finde ich zwar größtenteils witzig, brauche ich aber nicht in einem Livekonzert. Mit Total egal hatte ich gerechnet, weil es wohl das bekannteste dieser ganz alten Nummern war (war ja auch auf der Was Muss Muss-Best Of enthalten) und vom Text her ja autobiographisch wunderbar in den Kontext der Club-Tour passt. Ein sehr nettes Gimmick waren die tennsiballgroßen Stofftiertomaten, die einige LetzteVersion.de-Forumler auf die Bühne warfen, die dann im Laufe des gesamten Stückes auch zwischen Herbert und der Band hin- und herflogen. Kaufen finde ich gerade heutzutage wieder mal wunderbar zynisch-aktuell, aber wenn man sich überlegt, welche Stücke dafür auf der Strecke blieben, finde ich es verzichtbar. Die unplugged-Versionen waren aber allesamt frisch und haben Spaß gemacht. Auch wenn sich hier viele über Diamant freuen, überzeugt mich das Stück einfach nicht, da bleibt nichts hängen. Ich hätte lieber Angst oder so gehört, aber das ist Meckern auf hohem Niveau und nicht angebracht hinsichtlich dessen, was an dem Abend noch alles so passiert ist. Zum Glück kam der Akustikblock so früh im Konzert...

Moccaaugen habe ich schon live mit Band erleben können auf Schalke 2011, finde ich aber lyrisch extrem gelungen und musikalisch in der Studio- bzw. Band-Version auch sehr cool mit diesem unkonventionellen "Weißer Hai kommt"-Sound
Diese Solo-Version hat dann aber doch sehr viel Spaß gemacht.

Mit einer Ausnahme sollte der Rest des Konzertes aber die pure Wahnsinn werden.
Der Stimmungwechsel zurück zum seriösen Teil gelang mit Kein Verlust, bei dem ich Grönemeyer wieder so erleben konnte, wie er mir am liebsten ist: aufrichtig, authentisch und emotional. Bist du taub? ist für mich neben Komet die zweite Schlüsselnummer auf der Ö-DVD und ich hatte gehoft, sie würden diese wunderschöne Ballade schon für die Schiffsverkehr-Tour wiederbeleben. Die gesamte Hugenottenhalle schien den Text auswendig zu können, was enorm beeindruckend war. Tolle Stimmung!

Jetzt jagte ein Highlight das andere: Morgenrot war neben Komet mein zweiter absoluter Wunschsong für diese Tour gewesen und wird hier in der ultimativen Version gespielt. Während die Studioversion von Beginn an mit lauten Gitarren und wuchtigen Drums auftrumpft, waren frühere Liveversionen dezenter, aber doch mächtig. Die Version der Clubtour ist ja quasi eine Mischung aus der unplugged-Version und früheren Liveversionen. Es hat mich sehr gefreut, dass sie erst wie die unplugged-Version nur mit Klavier und dezenten Percussions beginnt, dann aber nach und nach die ganze Band dazukommt und so auf noch das tolle Gitarrensolo einen Platz findet. Perfekt! Danke!

Nach einem langen Keyboard-Orgel-Synthi-Intro von Alfred folgte dann Für Dich Da von Bochum, dass ich mir insgeheim gewünscht hatte, weil ich der Meinung war, dass das live wohl richtig abgehen würde... das tat es auch! Richtig toll, hat irre Spaß gemacht! Das können sie gerne auch im Stadion spielen - dürfte ziemlich bekannt sein, ist sehr eingängig und auf den Punkt komponiert. Ein perfekter Poprock-Song! Klasse.

"Ein Lied zur Wiedervereinigung": Luxus. Habe ich auch nie live gesehen und ist daher für Spätgeborene wie mich unumgänglich! Tolle Version, hat auch Spaß gemacht, große Spielfreude bei den instrumentalen Passagen und nach wie vor ein Grönemeyer in Hochform. Das Stück wurde abgebrochen und neubegonnen, weil wir ihm als Publikum bei "Passagiere schlürfen einfrig: AUSTERN!" nicht laut genug waren... Lockere Stimmung auf und vor der Bühne. "Hat wahnsinig Laune gemacht", würde Herbert sagen.

Ich hatte persönlich für fast alle Stücke auf Luxus abgestimmt und hätte mich irre über Video gefreut, weil auch das in diesem Rahmen sicherlich richtig gerockt hätte. Sie vermisse ich im Nachhinein in der Setlist, aber das wird er bestimmt noch mal live spielen (mit Orchester das nächste Mal vielleicht) und somit war Haarscharf sicherlich die bessere Wahl. Ich hätte zwar Hartgeld bevorzugt, aber mit Haarscharf kann ich auch gut leben

Den Abschluss des Hauptsets bildete der wohl am penetrantesten artikulierte Wunsch auf der Schiffsverkehr-Tour, der auf jedem der Konzerte, die ich 2011/12 gesehen habe, in irgendeiner Form seinen Weg auf die Bühne gefunden hat. Kinder An Die Macht brachte die Halle endgültig zum Beben, hatte einen rhythmisch verändeten Mittelteil und eine geglückte Gummibärchen-Einlage, aber auch viele Textdreher. Nicht weiter schlimm, aber da fällt mir doch ein, dass Herbert in Bochum dieses Jahr etwas beleidigt sagte "Ich kenne den Text zu Kinder An Die Macht", als ein Fan ihm den Text auf die Bühne warf...

Nach zwei Minuten Applaus und Zugabe-Rufen kam die Band zurück und spielte mein meistgehasstes Grönemeyer-Stück. Beim ersten Mal, Frankfurt 2007, fand ich das ja noch irgendwie lustig in einem großen Stadion, aber in diesem Rahmen... Zum Glück wurde es nicht exzessiv ausgespielt und war schnell vorüber - Trotzdem frage ich mich, wie man dafür Abstimmen kann. Ich bin eh kein Freund von direkter Demokratie, aber seit Donnerstag weiß ich wieder, warum.

Jetzt Oder Nie von Bochum machte das aber wieder gut. Tolle Lightshow, mächtig Druck dahinter und natürlich stimmung klasse. Und es wurde noch besser...

Nach einer kleinen ryhtmischen Einleitung war Bloß Geliebt zu erkennen. Wenn ich das richtig sehe, war das wohl die Tourpremiere und wechselt sich mit Unterwegs hab, das eigentlich auch für gesetzt hielt, aber nachdem ich das schon in Mannheim dieses Jahr erleben konnte, war ich mit Bloß Geliebt sehr zufrieden. Toll gesungen und sehr groovig gespielt!

Ich hatte sehr gehofft und wurde nicht enttäuscht: Marie (in einer viel besseren Version als 200 als Zugabe! Klasse! Ich liebe das Stück... wunderschöner Text, toller Refrain und auch musikalisch sehr ansprechend mit den unaufdringlichen Gitarren und groovigen HiHat-Öffnungen... Alle haben mitgesungen... Totale Euphorie! Danke

Auf das anschließende, vorletzte Stück hatte ich auch gehofft: Tanzen besticht durch Alfreds Akkordeonspiel und seinen sehr politischen und gesellschaftskritischen Text. Musikalisch finde ich das sonst eher unterdurchschnittlich, hat aber Spaß gemacht und ist auch sehr beliebt.

Den Abschluss nach gut zweieinviertel Stunden bildete, und auch darauf hatte ich sehr gehofft, Heimat. Ein weiterer ganz, ganz starker Text und Herbert keine 5 Meter direkt vor mir alleine am Klavier, mit leichter Streichervstärkung durch Alfred am Keyboard. Ein ganz großer Moment für mich und der ideale Abschluss eines traumhaften Konzertes...!

Unter'm Strich war das Konzert kürzer als erwartet (nach Hamburg, Schalke und Bochum mit jeweils 30 Stücken glaube ich, waren 23 vergleichsweise kurz), aber ich war trotzdem völlig bedient. Wir hatten nur eine Stunde vor der Halle angestanden, konnten für nur 2€ auf einem der schätzungsweise 70 Parkplätze im Parkhaus unter der Halle parken und waren eine halbe Stunde später zuhause bzw. im heimischen Pub.
Die Setlist war etwas anders als erwartet: Diamant, Moccaaugen, Haarscharf, Letzte Version, Fisch Im Netz und Lache, Wenn Es Nicht Zum Weinen Reicht hätte ich keinen so starken Rückhalt zugemutet; dafür hätte ich Unterwegs, Schmetterlinge Im Eis, Sie, Blick Zurück und Erzähl Mir Von Morgen erwartet. Um letzteres ist es etwas schade, weil ich nciht glaube, dass er das nochmal live probiert. Ansonsten bin ich voll auf meine Kosten gekommen, weil ich etliche meiner absoluten Favoriten in bestechlichen Versionen live erleben durfte: Komet, Morgenrot, Ich Dreh Mich Um Dich, Marie und Bist Du Taub.

Die Band und Grönemeyer selbst haben mich ein weiteres Mal auf voller Linie überzeugt. Musikalisch und menschlich ist das die beste Band, die ich kenne. Alle sind locker drauf und haben absolute, sichtbare Freude an der Musik und an den Auftritten - die Band hat teilweise (z. B. Luxus) komplett mitgesungen, ohne, dass sie ein Mikro hatten - und peitschen sich gegenseitig zu Höchstform an. Herbert Grönemeyer besticht nach wie vor durch seine Nähe zum Publikum. Ausführliche Ansagen, ständige Interaktion durch Eingehen auf Zurufe, Kommentieren von "Wurfgeschenken" und Blickkontakt/ Gesten zu einzelnen Fans während der Lieder zeugen davon, dass er nichts im Leben lieber macht, als auf der Bühne zu stehen. Ich habe bei allen Konzerten, die ich von ihm und der Band in den letzten Jahren erlebte habe, das Gefühl, dass sie sich über jeden einzenen Zuschauer irre freuen und das beste geben wollen. Auch ist zu erwähnen, dass Herbert sehr darauf auchtet, was im Publikum passiert. Wie schon in Bochum dieses Jahr ist wohl jemand umgekippt und er hat es vor den Securities und Sanitätern bemerkt und die Situation selbst geregelt und erst weitergespielt, nachdem der/diejenigen ihm persönlich zu Verstehen gab, dass alles wieder okay sei.

Ich freue mich wahnsinnig auf Hamburg und auch viele weitere Konzerte - ist ja erst "Halbzeit"

Geändert von Squonk (10.11.2012 um 13:20 Uhr).
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