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Alt 05.01.2013, 21:14   #3
Wimpernschlag
Gast
 
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AW: Manchmal lernt man im Internet was fürs Leben

Zitat:
Zitat von fakefor.un.real Beitrag anzeigen
Herzlichen Glückwunsch, Chefkritiker!
Du hast es tatsächlich geschafft, dass ich mich hier schneller zurückmelde und neu registriere, als es mir eigentlich lieb ist.
Aber deine vollkommen realitätsfremde Antwort kann ich einfach nicht im Raum stehen lassen.
Man könnte fast meinen, dass du zum Kreise derjenigen gehörst, die sich den Bologna-Prozess ausgedacht haben.



Auf welchen Erfahrungen beruht diese Annahme? Hast du repräsentative Umfragen durchgeführt?



So ein Skandal! Die Schüler haben Freizeit! Die Schüler können tatsächlich ein Leben führen und sich ab und an mal erholen!
Was wünschst du dir? Nur Elite-Schüler, die einzig und alleine für ihre Bildung leben, vorbestimmte Berufe erlernen und denen sämtlicher Spaß aberkannt wird?
1984 nicht als kritisches Buch verstanden?



"Schlimm! Spielende, glückliche Kinder! Die Natur (oder Gott) gab den meisten von ihnen gesunde Hände, sollen die doch mit fünf Jahren schon in die Fabriken und was tun! In diesem Land kriegt keiner was geschenkt."
Genau so klingst du. Es kann doch nicht dein Ernst sein, den Schülern die Freizeit absprechen zu wollen.
Hast du eigene Kinder? Wie lange ist deine Schulzeit her? Schon mal was von Hausaufgaben gehört?
Ein großer Fan von Ganztagsschulen? Super Sache, warum sollte man auch Eltern die Erziehung ihrer Kinder überlassen, wenn das eine ausgebildete Lehrerin, die sich um 34 Schüler kümmern muss, so viel besser kann.



Genau, elendes Studentenpack!
Nach dem übernächsten Zitat werde ich dir mal ein paar Beispielrechnungen aufmachen, sowie eigene Erfahrungen aufzeichnen und zeigen, wie die Realität wirklich aussieht.
In der herrschen seit Bologna nämlich Zustände, die eine Generation voller vollkommen ausgebrannter Akademiker hervorbringen wird, mit denen man nichts mehr anfangen kann.

Achja, und bring den Punkt "Freizeitbudget bei Arbeitslosen" doch nochmal in einem Internetforum der Angestellten des Opel-Werks Bochum. Die werden dir dann schon zeigen, wie glücklich sie mit ihrer Freizeit sind.
Aber Hauptsache an den Klischees des faulen Arbeitslosen und des untätigen Studenten festhalten.



In einem Punkt stimme ich dir zu: Zu viel Theorie
Der Rest ist absoluter Humbug.

Wie viel Freizeit forderst du denn je Alter? Reichen ab dem 18. Lebensjahr zwei Stunden, in die man noch Schlaf, Nahrungsaufnahme und sonstige alltäglichen Dinge quetschen muss?



Und nun kommen wir zum echten Leben:

Ich studiere bekanntlich Politikwissenschaft. Die meisten Vorlesungen sind keine Pflichtveranstaltungen, erfordern aber, da jede von ihnen geprüft wird, Lernleistungen.
Da es sich bei mir um einen eher theoretischen Bereich handelt, muss man sich einiges merken. Heißt also, dass zu einer 90-minütigen Vorlesung pro Tag durchschnittlich nochmal 90 Minuten Pflicht-Lernphase (Pflicht deshalb, da die Creditpunkte, welche man bekommt, diese außeruniversitäre Leistung mit einschließen) kommen.
Macht, bei sechs Veranstaltungen im 3. Semester, 9 Stunden pro Tag. Mal ganz davon abgesehen, dass es ohne Drogen nicht möglich ist sich so viel in den Kopf zu schaufeln, muss man teilweise ja trotzdem noch in die Uni, da es noch mehrere Pflichtseminare (auch Samstags und Sonntags teilweise ganztägig) mit Anwesenheitspflicht (krankheitsbedingte Fehlzeiten - selbst bei Krankenhausaufenthalten - sind nicht möglich, da man bei Blockseminaren alle Termine besuchen muss) gibt.
Montags bin ich von 12:00 Uhr bis 18:00 Uhr in der Uni, dazu kommt noch die Hin- und Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die bei einigen Studenten auch schonmal jeweils zwei Stunden dauern kann.
Sagen wir mal, ich wäre gegen 19:00 Uhr wieder zu Hause. Dann wird gegessen und in die 9-Stunden-Phase eingestiegen. Sind wir mal gnädig und gehen davon aus, dass ich um 4:00 Uhr morgens fertig bin.
Da die reine Anwesenheit in Pflichtkursen nicht reicht, müsste ich mich jetzt noch an diverse Hausarbeiten und Vorträge setzen, leider heißt es aber schon um 8:00 Uhr aufstehen und gegen 10:00 Uhr wieder in der Uni sein.

So viel zu laschen Anforderungen. Und hierbei handelt es sich wirklich um einen hamlosen Fachbereich. Wir Powis sind da vergleichsweise faul.
Wenn ich da an meine Freundin denke, die sich Angewandte Informatik antut. Um das Zeug zu verstehen, muss man wirklich jede Veranstaltung besuchen, egal wie gut man ist. Die Dozenten verstehen ihre Sachen ja teilweise selbst nicht.
Zur Vertiefung noch Hausaufgaben und Übungen. Diese sind zwar freiwillig, aber unerlässlich fürs Verständnis des Stoffes.
Würde ich sie nicht bremsen, wäre sie 24h am Tag, 7 Tage die Woche damit beschäftigen. Kommilitonen von ihr müssen nebenbei noch arbeiten, da sie nicht so viel Glück haben wie wir.
Frag da mal nach der körperlichen und geistigen Gesundheit.

Natürlich kann man das ganze noch auf die "Ferien" ausweiten, dann möchte ich allerdings mal die Selbstmordrate sehen.
Teilweise ziehen sich übrigens Projektarbeiten und Praktika in die freie Zeit hinein bzw. beschränken sich nur auf diese.

Ich bin übrigens gut mit einer meiner alten Lehrerinnen befreundet, daher kann ich dir versichern, dass es bei anderen Studenten nicht anders aussieht und wir keine Ausnahmen bilden.

Selbstverständlich weiß ich, dass es kaum Studenten gibt, die wirklich das geforderte Pensum an Semesterwochenstunden erfüllen, allerdings ist das, wie oben beschrieben, auch einfach nicht möglich.
Nicht umsonst spricht man seit der Bologna-Reform auch vom "verschulten Studium".

Also setze dich erst einmal mit der Realität auseinander und benehm dich nicht wie ein übergewichtiger Fan im Fußballstadion, der seine Mannschaft als unfähig bezeichnet.

Hmmm...also so ganz kann ich den Ausbruch nicht verstehen?!
Eins vorweg: ich habe Abitur, ne Ausbildung, studiert und stehe nun im Berufsleben...ein Kind hab ich auch und mich schon mit der ein oder anderen Schulfrage auseinander gesetzt (obwohl wir noch nicht so weit sind). Ich hoffe, ich habe die Erlaubnis zu antworten ( Insider)

Ich sehe es im übrigen wie chefkritiker (ist mir schon peinlich.. man könnte manchmal meinen wir sind eine Person ) In der Familie gibt es Lehrer, auch meine Mutter arbeitet an einer Schule...und ich kann sagen, dass die Anforderungen an alle tatsächlich gestiegen sind. Lehrer müssen mehr machen (manche sagen endlich) und Schüler auch. Zu der Frage 12 oder 13 Jahre kann man stehen wie man möchte, denn es herrschen nun mal nicht überall die gleichen Voraussetzungen. Es gibt die Schulen, da bekommt man das Abi quasi geschenkt, es gibt Schulen, da ist die Quote wo man das Probehalbjahr trotz allgemeinem Schülerzahlendruck nicht besteht hoch. Je nach Einstellung wählen Eltern die eine oder eben die andere Schule. Wie in allem was mit Erziehung zu tun hat liegt es wohl in erster Linie an den Eltern. Und soll ich dir was verraten? Meine Tochter wird auf eine Ganztagsschule gehen. Nicht weil ich keinen Bock auf Erziehung habe (wie du es ja unterstellst) sondern weil es einfach notwendig ist, wenn man keine Oma hat, die sich um das Kind kümmert während man arbeitet.

Im Osten hat man das Abitur schon nach 12 Jahren gemacht, im Westen nach 13. Wer nun besser ausgebildet war lasse ich bewusst offen. Wie bei allen Dingen fällt es denen, die was ändern müssen immer schwerer, insbesondere wenn es mit Aufwand verbunden ist...


Es gibt Eltern, die meinen ihr Kind zurück stellen zu müssen, damit es noch ein Jahr länger "Kind" sein kann...und lassen erst mit 7 einschulen. Sie geben ihrem Spross quasi mit auf dem Weg...lernen ist anstrengend, lernen ist kein Spaß... Finde ich persönlich völlig daneben...und ich sehe an meiner Tochter wie gerne Kinder lernen (auch das wird sich wohl irgendwann ändern ..vorübergehend hoffe ich). Sie macht seit sie 3 ist Englisch und es "bekommt" ihr.

Ich bin eine Generation, die am Rande noch Samstagsunterricht genießen durfte...ich kannte es nicht anders, war halt so...und es hat mir nicht geschadet. Als es abgeschafft wurde hab ich mich natürlich gefreut. Und ich weiss noch, dass es auch da damals Aufruhr gab, denn die Wochenstundenzahlen wurden jetzt natürlich erhöht. Es haben alle überlebt und ich denke die Änderung war gut. Für Familien ist es definitiv besser.

Ich denke auch, dass es besser ist, dass Kinder und vor allem auch Jugendliche l länger in der Schule sind am Tag...als dass sie vor UBahnhöfen oder sonstigen Einrichtungen abgammeln. Ja auch das ist Realität. Heut gehen Schüler teilweise mit Abi ab und sind nicht in der Lage vernünftig zu schreiben oder sich zu konzentrieren.

Uni...jaaaaaaaa das war schon eine tolle Zeit... Und ja es gibt sie, die fleissigen Studenten. Die Beschreibung von fakeforwhatever klingt ja wahnsinnig...ich jedenfalls kenne allerdings nicht soviele von diesen Leuten (ja, vielleicht hänge ich mit den falschen ab). Studium (Jura im übrigen) war anstrengend aber ich hab mich nicht tot gemacht (und ja doch, ich habe nebenbei --- abends und am Wochenende gearbeitet). Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich gerne in Bibliotheken "abgehangen" habe und mir das besser gefallen hat als irgendwo rum zu stehen um blödes Zeug zu palavern. Da ich auch in der Freizeit gern gelesen hab hab ich das alles gar nicht als wirkliche "Beschränkung" gesehen. Natürlich musste man in der vorlesungsfreien Zeit in die Bücherei (hat dort oft nen ganzen Tag verbracht) um die Hausarbeiten zu schreiben und den Schein, den man braucht zu bekommen. Aber, und das war das Tolle: ich konnte mir alles selbst und frei einteilen. Ein echter Luxus. Heute wird alles was mit Lernen zu tun halt als unglaublich anstrengend empfunden. Es ist ein Privileg studieren und lernen zu können. Vielleicht sollte man sich einfach mal von dieser Ansicht verabschieden: lernen kontra Freude...lernen kontra leben..! Übrigens: wenn man später einen akademischen Beruf hat kann man sich getrost von der 40 Stunden Woche verabschieden gedanklich...die gibt es in der Regel nicht!!

Was ich festgestellt habe war, dass ich nach dem Abitur als ich meine Ausbildung bei einer Bank begonnen hatte, nicht vorbereitet war auf das was mich im real life erwartet: Nämlich eine 40 Stunden Woche!! Mit Verantwortung! Daher dann auch irgendwann das Studium...irgendwie war ich noch nicht soweit, ich geb es zu

Ich finde die Idee für die 12 Jahre Schule richtig, denn gerade wenn man ins Ausland möchte oder vielleicht auch mal ne Ehrenrunde dreht...ist man eben noch jünger. Gerade als Frau, die studieren möchte und die erstmal einen Platz im Berufsleben braucht bevor sie Familie gründet ist das wichtig...denn die biologische Uhr tickt Ich denke auch, dass gerade in den jüngeren Jahren das Lernen leichter fällt....

In der Praxis wird es jedoch so sein, dass die Qualität der Schulausbildung weiter abnimmt... Jugendliche hocken vor der Wii oder playstation oder gammeln vor Bahnsteigen... Leistung ist irgendwie abartig geworden..Man verkommt zur Konsum-Unterhaltungs-Gesellschaft... von daher wären die 13 Jahre vielleicht noch das kleinere Übel.

Wenn du tatsächlich so wie beschrieben studierst...Hut ab.. (und respekt, dass du die ganzen Konzerte da noch unterbekommen hast..die ich in irgendeiner Liste gesehen hab). Dann sollte man aber auch in der Lage sein mal über seinen Rand hinaus zu schauen und ins Land zu gucken.. das ist jedenfalls nicht die ganze Wahrheit. Wie immer wird sie irgendwo dazwischen liegen