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Alt 28.03.2004, 22:52   #3
uschko
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Zitat:
Zitat von grenzwertig
ist jemand der - evtl aus mitleid, freundschaft, verbundenheit, gerechtigkeitsgefühl, etc. -"uneigennützig" jemandem sehr / über lange zeit "hilft" einfach nur blöd (in dem sinne dass er sich, wenn nicht dankbarkeit dann eine gewisse loyalität erwartet) ?
oder wenn nicht dumm, dann "krank" ? ist er vielleicht unnatürlich / ja sogar unmenschlich weil er dem "gehofenen" den status des "schwachen" gibt ? oder tut er das eh nur weil er sich - unbewusst - eine gegenleistung erwartet ?
gibts meinungen dazu ?
Also das ist schwierig zu beantworten. Ich habe lange Zeit einer depressiven Freundin immer wieder geholfen, Hausputz, einkaufen, Papiere sortieren, aufs Kind aufgepasst, war immer wieder zu jeder tages- und nachtzeit Ansprechpartner, die Wochenenden hab ich immer bei ihr und dann meist für sie verbracht. Ich habe all die Zeit keine Gegenleistung erwartet, nein, bei vielen Aktionen, wenn ich z.B. angefangen hab zu putzen, dann hat sie irgendwann dann auch mitgemacht und dann machte es auch Spass und sie kam mal runter vom Sofa und raus aus ihren Gedanken, die sich nur kreisten. In meinem Umfeld haben mich alle für Verrückt gehalten, weil ich immer nur für die bestimmte Freundin alles mögliche gemacht habe. Tja, ich hab mir all die Zeit gewünscht, dass sie doch endlich die Depression hinter sich lässt und wieder die "Alte" wird. Irgendwann habe ich aber festgestellt, nein, so geht es nicht. Ich konnte nicht mehr, weil ich mich überhaupt nicht mehr um mich gekümmert habe und nur immer für sie da war. Ich denke schon, dass ich da eine ganze Weile einfach vor meinen eigenen Problemen geflohen bin und mich so nicht um mein eigenes Leben kümmern musste (ich sach nur Helfersyndrom").

Ich denke jemandem zu helfen ist in Ordnung, so lange man sich selbst nicht vergißt und die Hilfe die man anderen gibt, nicht zu seinen eigenen Problemen werden. Also irgendwie so dass man sein Leben nur danach ausrichtet, jemandem zu helfen.

Ich hab da wirklich ziemlich tief drin gesteckt und dann kam irgendwann dann der große Knall und ich war eine ganze Weile so ein richtiges Ekel, hab überhaupt niemandem mehr geholfen und hab mich aus allem rausgehalten (rausgehalten ist gut). Da fand ich mich aber selbst ziemlich ungenießbar und das war dann auch nicht gut. Mittlerweile hab ich da ein gutes Auge und Gespür für und erkenne, wann a) meine Hilfe nötig ist und b) wann ich das auch leisten kann. Aber es ist manchmal auch schlimm, es auszuhalten, nicht zu helfen, weil man dem anderen nicht immer hilft, wenn man eben hilft. Hört sich kompliziert an, aber solche Situationen kennt sicherlich jeder.

Ich bin gespannt, ob sonst noch Ansichten zu diesem Thema kommen.

Gruß

Uschko
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