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Alt 07.06.2009, 20:52   #288
JJ
Darum öffnet Eure Pforten
 
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JJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer AnblickJJ ist ein wunderbarer Anblick
AW: Bochum 06.06.09 Live@LV.de - Du hast 'n Pulsschlag aus Stahl!

Eigentlich hatte ich heute nacht schon vorgehabt, meine Eindrücke aufzuschreiben, weil sie da noch am frischesten waren, aber weil der Betreiber vom "Internetkaffee" in 20 Minuten zumachen wollte, habe ich mir das für jetzt aufgespart...zum Drumherum schreibe ich mal nichts weiter, zum Beispiel habe ich heute auf den Tag genau vor 9 Jahren mein erstes Herbert-Konzert besucht, und wen das schon nicht interessiert, der könnte dann gleich aufhören zu lesen, also berichte ich mal direkt von dem Zeitraum, als ich vor auf meinem Konzertplatz stand, also etwa ab viertel nach 5:

Ich habe fast die ganze Zeit über den Regenschirm aufgehabt, weil ich mir dachte, durchnässt werden kann ich auch noch beim Konzert, aber kalt genug war mir so schon, zum Erfrieren hat es aber nicht ganz gereicht...und ich habe über die Prophezeiung meines kompetenten Anprechpartners gedacht, dass "Sie" eventuell rausgekickt werden soll, da habe ich mir Gedanken drüber gemacht, was wohl stattdessen gespielt werden könnte oder ob es ersatzlos gestrichen werden soll - die Auflösung sollte um ein Vielfaches komplexer sein!

Dann irgendwann kurz nach 8 begann ganz unerwartet für mich plötzlich die 12-Intro, die man sonst nur vom Band kennt, die aber gestern offenbar live gespielt wurde, währenddessen wandelten auch Lichterpunkte von der Bühne aus über den silbrigen Vorhang (auf dem nicht ZWLF stand) und sie ließen 4 kräftig gebaute Schatten in ihrer ganzen Pracht erscheinen...und als dann plötzlich hinter dem Vorhang ein schwarz gekleideter Mann mit einer ebenso schwarzen Kappe hervorkam, dachte vielleicht mancher, das wäre ein Bühnenarbeiter, aber der noch größere Applaus als für die Klavierheber (+ eine -heberin) und die Stegwischer (hier muss das 2. s an der richtigen Stelle stehen, sonst kann es grobe Missverständnisse geben) sprach für sich, und so trat Herbert ans bis vor kurzem noch in Folie gewickelte Klavier, setzte sich, ließ den Moment auf sich wirken, und begann nicht, wie ich nun vermutet hätte, Live again, sondern mit:

Leb in meiner Welt. Und wie zuletzt in der O2-World wurde auch hier der Vorhang fallen gelassen an der Stelle "Druck, Erröten, ...", da war die allgemeine Begeisterung dann gar nicht mehr zu bremsen!

Kopf hoch, tanzen wirkte irgendwie seltsam, weil das Orchester sitzen blieb und dazu klatschte, bei 8 trainierten G-Strings sieht das harmonisch und pussierllich aus, bei einem was-weiß-ich-wie-viel-köpfigen Orchester sieht es ziemlich wirr und unkoordiniert aus...hoffentlich verwechsel ich da nichts mit Vollmond, da war es auf jeden Fall so!

Stück vom Himmel war wie bei allen 12-Konzerten das dritte Lied im Bunde und damit war das 12-Programm für den Abend auch schon fast erledigt.

Musik nur, wenn sie laut ist hätte ich jetzt vorher nicht gedacht, dass es gespielt wird, aber es wird Herbert und der Band wohl so sehr gefallen in seiner mittlerweile eingesessenen Anfangsrolle, dass sie es nicht weglassen wollten! Ich glaube aber, bei der nächsten Tour wird es wieder eine Ab-und-zu-Sonderzugabe sein!

Halt mich hatte eine Seltenheit zu bieten, und zwar hat Alfred nicht in seiner Keyboardecke gestanden, sondern Akkordeon gespielt...falls es jemand noch nicht weiß, in einem Interview hat er mal gesagt, dass es für sein Leben ein Segen war, Klavier zu lernen, weil er erst dadurch vom Akkordeon weggekommen ist, das ihm sein Vater beigebracht hat zu spielen - heute freut man sich, wenn er es umhängt!

Bochum. Das Lied spricht für sich, vor allem in dieser Stadt. Als ich am Freitag nachmittag ankam und aus dem Zug stieg, habe ich spontan, ohne dass es wohl jemand mitbekommen hat "Glückauf" gesagt, das würde ich nicht in jeder Stadt machen, wenn ich das erste Mal dort bin. Und endlich hatte Herbert, dem Orchester sei Dank, die Möglichkeit, nach dem Steigerlied das Mikrophon auszuhängen und souverän auf den Laufsteg zu schreiten, so souverän, dass er ein ihm entgegengehaltenes Geschenk ausschlagen oder übersehen konnte!

Alkohol: Zur Zeit seines großen Durchbruchs ist Herberts Geste bekannt geworden, am Mikrophon zu stehen, und abwechselnd den linken und den rechten Zeigefinger empor zu reißen, das hat er heute nicht mehr nötig. Tatsächlich ist aber Alkohol eines der wenigen Lieder, die Herbert in unterschiedlicher Art musikalisch begleitet, früher gar nicht, dann irgendwann hat es sich eingebürgert, dass er beim Saxophonsolo dazu ein wenig klimpert und bei den Unplugged-Konzerten 2007 hat er das nicht auf dem Keyboard, sondern auf einem Xylophon gemacht...seit gestern aber konnte er, wenn auch nicht besonders lang, sein Talent auf einer lilanen G-Gitarre, die eine freundliche Spende aus dem Publikum war, zum besten geben, es war aber nur ein schwacher Trost dafür, dass Spur nicht gespielt wurde...ach ja, Alkohol war das letzte Lied der herkömmlichen 12-Setlist, ab jetzt wird es ein bisschen spannend!

Ich dreh mich um Dich wurde nämlich gespielt, aber nicht in seiner Clubtour-Variante, sondern in der ursprünglichen Version, naja, mir hat es trotzdem gefallen, und Herbert hat gezeigt, dass er es, wenn er sich nur bemüht, ganz auswendig und fehlerlos (ob nun erst kasteit und dann zerrissen wird oder umgekehrt, ist mir gleichgültig) singen kann, sogar ohne Texthilfen auf dem Keyboard...aber es hat nicht sehr zu dem Lied gepasst, dass er dabei die ganze Zeit in Bewegung war, hinterm Keyboard oder wie bei SDD am Mikrophonständer kommt es meiner Meinung nach besser rüber.

Einmal nur in unserm Leben war vom Überraschungsmoment her für mich das ungewöhnlichste Highlight des Abends, aber nicht nur wegen seiner extremen Seltenheit, sondern erst recht wegen der Besetzung. Im Normalfall singt Herbert und deutlich mehr Leute spielen die Musik, gestern waren es sehr viel mehr Leute. Aber bei diesem Lied war es umgekehrt, Herbert spielte allein die Melodie auf dem Keyboard, der Stargast aus Los Angeles Steven Sloane sang mit und das ganze stützten Jakob Hansonis und Alfred Kritzer, die aber den Text ablesen mussten. Und ich kann mich nicht entscheiden, welcher von beiden merkwürdiger aussieht ohne sein Instrument und nur mit einem Mikrophon in der Hand (und in der anderen den Textzettel), aber so wurde eine uralte Idee, die ich mal hatte für Herberts Konzerte, Zum Teil umgesetzt...sie basierte auf einem Lied, das R-O-L-L-M-O-P-S heißt ("Ich sag R..."), und das ich vor 5 Jahren aus Ehrungsgründen umgetextet habe zu R-O-L-F-S-I-E-M, da hatte ich immer die Vorstellung, wenn man als Sänger 8 weitere Leute in seiner Band hat (bei Herbert sinds zwar nur 7, aber mit Steven Sloane sinds , dann können die sich im Halbkreis hinter einem ums Keyboard stellen und jeder einzelne hat einen Buchstaben, um den er sich kümmern kann, bis nachher am Ende ein chaotischer Männerchor draus wird! Ich bin übrigens froh, dass sie sich Goethes und Glucks angenommen haben, R-O-L-L-M-O-P-S oder sogar R-O-L-F-S-I-E-M hätte nicht die selbe Wirkung gehabt und das Orchester hätte vielleicht auch weniger Feuerzeuge dafür angemacht! Wer oder was Rolf Siem ist oder war, wird an dieser Stelle übrigens nicht erklärt, und ich will auch langsam wieder übers Konzert schreiben!

Fanatisch habe ich nun zum 3. Mal in der 12-Zeit gehört bei nur 4 möglichen Chancen, das ist eine gewaltige Trefferquote! Es ist übrigens das einzige Lied überhaupt, welches ich in jedem meiner Konzertjahre genau einmal gehört habe, es sei denn, das Probekonzert zählt auch als Konzert, dann stimmt das natürlich nicht mehr! Ach ja, es ist zwar nichts neues, aber mir fällt jedes Mal aufs neue auf, dass Mark Essien nicht trommelt, sondern 2 Säbel aneinanderreibt. Ach ja, als es vorbei war, gab es von Herbert ein lautes kräftiges "JAAAHAAA!!!"

Was soll das wurde als nächstes Lied gespielt, ich hätte nicht gedacht, dass es an der Stelle kommt, vielleicht lag das auch daran, dass Jakobs Gitarre, die um die Zeit eigentlich von Herbert gespielt wird, dann auf die Bühne muss! Norbert Hamm hat übrigens ein beiseite entdecktes Instrument entdeckt, und zwar die G-Gitarre (=Gummigitarrre), die Herbert an Jakobs Mik-Ständer und Jakob auf die eine erhöhte Stufe der Symphoniker gelegt hat, Norbert hat sie wiedergefunden, und ide er in der Waldbühne letztes Jahr schon gezeigt hat, kann er damit um!

Der Weg wurde bei der Mensch-Tour nach Ich dreh mich um Dich, bzw. Unbewohnt gespielt, aber spätestens Spur hat gezeigt, dass Der Weg auch nach härteren Liedern funktioniert...dieses Mal hat Alfred übrigens nicht mitgespielt und das Keyboard klang in der Tat etwas krachend an manchen Stellen. Und dass sie Leinwand ausfiel, herrje, das kann ja jedem mal passieren, oder wie es der junge Mann vom SPD-Wahlkampfstand gesagt hat: "Die von der CDU da vorne haben vielleicht einen Plasma-Fernseher, den wir nicht haben, und sie verkaufen Bier zu ihrer Currywurst, aber wir haben ein Programm, das Hand und Fuß hat!"

Mensch hat Herbert die Gelegenheit gegeben, sich mit einem der Po-lar-Bären (die Betonung lag auf Po) näher auseinanderzusetzen.

Glück wurde schon am Vorabend abgebrochen und neu gestartet, zwar nicht an der gleichen Stelle, aber es hat mich dran erinnert...ich glaube, die meisten waren eher amüsiert über den Aussetzer als enttäuscht, aber vielleicht ging das auch nur mir so! Mein Französischlehrer hat zu Perfektionslücken an sich selbst immer gesagt: "Auch die Sonne hat Flecken!"

Bleibt alles anders wurde so angesagt: Publikum: "Oheoheohe oheoheohe oheoheohe oheoheohe!" - Herbert: "Wir spielen jetzt auf Wunsch des Publikums: Bleibt alles anders!"

Männer musste anschließend einfach raus und wäre, wenn alles wie geplant gelaufen wäre, wohl das 4. und letzte orchesterlose Lied gewesen, denn am Vorabend hat mir eine Geigerin erzählt, es gäbe 17 Hauptlieder und 7 Zugaben und insgesamt 4 Lieder darunter ohne Orchester. Da ich aber erst am Nachmittag am Telefon erfahren hatte, dass das Programm von 26 auf 25 Lieder gekürzt werden muss, kann da rechnerisch nicht alles dran stimmen...zumindest wies Herbert daraufhin, dass auf Extrawunsch nicht die Currywurst gespielt wird, sondern stattdessen

Liebe liegt nicht. Und damit bestand der Hauptblock tatsächlich aus 17 statt sonst 16 Liedern. Und dann kam es zur ersten und ungewöhnlicherweise einzigen Pause. Weiter ging es mit dem

SDD-Orchester-Medley Bochum-Flugzeuge im Bauch-Alkohol-Land unter, das ich aber nicht als eigenes Lied betrachte...Herbert fragte übrigens: "Ja, wer hat das eigentlich komponiert?" Und vielleicht würde er sogar selbst antworten "Ich", aber sogar für Was muss muss hat er erwähnt, dass Alkohol nicht von ihm, sondern von Norbert ist (und einem Ex-Gitarristen, über den niemand mehr ein Wort verliert)...naja, weiter mit den "echtn" Liedern:

Zum Meer wurde am Abend vorher spontan abgesprochen, dass es gespielt wird, ich glaube, da war die Rede von: "Now let's play to meer!"

Demo (Letzter Tag) wurde direkt im Anschluss gespielt, aber darüber weiß ich jetzt gar nichts mehr...naja, machen wir weiter mit

Land unter, das ich von so extrem ganz dicht glaube ich noch nicht erlebt habe...viel besser als so zerstreut in der O2-World!

Zeit, dass sich was dreht scheint Herbert dieses Mal auf Anhieb gefallen zu haben, wie es das Publikum umgesetzt hat, oder aber er hat es zum letzten Mal gespielt und hatte keine Lust da drauf, ein weiteres Mal die Publikumshälften gegeneinander auszuspielen.

Flugzeuge hieß das nächste Lied, es ist nach Herberts Aussage ein Lied, bei dem grundsätzlich immer ALLE ausflippen, irgendwie wurden alle kleinen Verbesserungsfortschritte, die es von der Mensch- zur 12-Tour gemacht hat, unter den Tisch gekehrt und es wurde so langweilig gespielt wie vorher schon...nicht einmal optisch zeigte es etwas her, vorher hat Norbert da wenigstens immer seinen großen E-Kontrabass benutzt! Aber am Ende des Liedes kamen Herbert und seine Musiker sowie Steven Sloane auf den Laufsteg (die G-Strings kommen immer mit, die Symphoniker blieben aber auf ihren Plätzen, warum nur, Platzmangel?) und ich wurde sogar von meinem guten Bekannten begrüßt, ohne dass ich ihn zuerst begrüßen musste, das war auch der einzige Grund, warum ich mich um die 1. Reihe bemüht habe, weil ich nämlich am Nachmittag gefragt habe: "Lauft Ihr denn schon vorher irgendwo rum?" und er meinte: "Nicht so viel wie sonst, aber wir sehen uns ja beim Konzert!" und das war dieses Mal nicht nur einseitig! Übrigens, wer immer noch nicht weiß, welches Lied in diesem Absatz gemeint ist, es hieß früher mal "Flugzeuge im Bauch", aber zum Beispiel auch "Ich hab Dich bloß geliebt" nennen die wenigsten heute noch "Ich hab Dich bloß geliebt" - apropos, es gibt einen, dem es sehr extrem gefehlt hat, das sei an dieser Stelle erwähnt, es kann der Eindruck entstehen, ich wolle unnötig Salz in die Wunde streuen!

Bochum habe ich jetzt fett geschrieben, weil es an sich kein besonderes Lied ist, aber die Tatsache, dass er es 2 mal gespielt hat, ist sehr besonders, die Ansage klang aber ein winziges bisschen spöttisch, und zwar ungefähr so: "Ihr habt es so gewollt, deshalb spielen wir jetzt Bochum noch einmal..." (und diesen Nebensatz hat er nicht gesagt aber vielleicht gedacht) "...und das besondere Lied wie Zum Beispiel Live again oder Sie lassen wir deshalb ausfallen, denn Ihr habt es so gewollt!" Und nach diesem schon scheinbar spontan beschlossenen zweiten Mal Bochum gab es wieder eine kurze Beratung und Herbert meinte sinngemäß: "Jetzt spielen wir ganz ungeprobt, aus dem Nichts herausgekloppt quasi das Lied zum Tag:

Vollmond!" Damit hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet und wie das gesamte Orchester -zum Großteil mit den Geigenbögen in einer Hand noch- inklusive seines Dirigenten mitklatschte, das sah irgendwie grotesk aus. Ich hatte an der Stelle den Eindruck, dass es unausgesprochenerweise hieß: "Wir spielen jetzt alles, was uns so einfällt!" Dem war nicht ganz so, den das nächste Lied hieß bereits

Zur Nacht. Ich bin zwar nicht mehr davon ausgegangen, dass Du bist die, Live again oder geschweige denn Sie noch gespielt worden wäre, aber wenigstens Currywurst hätte ich noch für plausibel und vertretbar gehalten, es wäre auch noch Zeit für Currywurst und ein "richtiges" Lied gewesen, aber anscheinend musste das Konzert schlagartig und überstürzt zum Ende kommen, aber das hat nichts daran geändert, dass mir das Konzert sehr gefallen hat, es war jetzt insgesamt mein 15. und mein 12. aus der 12-Zeit (ein 12-Konzert im eigentlichen Sinne war es zwar nicht, aber ich finde es noch 12ig genug), und es hat mich an mein erstes Konzert sehr stark erinnert (das fast legendäre Original-SDD-Konzert), nicht nur wegen des Orchesters, sondern auch, weil ich damals mich in einer sehr beschissenen Situation befand und das Konzert da zwar nicht rausgeholfen hat, aber doch den Kopf geöffnet hat für andere Gedanken, nun kann ich mir erst einmal sehr viele Gedanken über das Konzert machen und ich denke, es war eines der "besseren", es war ein merkwürdiges Konzert mit vielen Besonderheiten, aber dafür ohne manche Selbstverständlichkeiten, es war vielleicht sogar das außergewöhnlichste Konzert von allen, die ich bisher besucht habe, und ich denke, ich werde mich noch lange dran erinnern!
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Auch wenn Du mich verklagst
und Du schwörst, dass Du mich magst,
ist mir alles so egal
.

Ob Du fauchst oder ob Du beißt,
mich verwirrt nennst oder unreif,
Rache schwörst zum jüngsten Tag.

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