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Alt 21.11.2008, 01:56   #1
RaBraBo
leb in meiner Welt
 
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Meine Geschichte mit Herbert Grönemeyer

Hallo Leute,
heute möchte ich mal das Forum nutzen um mal meine Geschichte mit Herbert zu erzählen. Es ist - Eine kleine Geschichte die das Leben schrieb.
Meine erste leibhaftige Begegnung mit Herbert Grönemeyer hatte ich im Spätsommer 1984, auf dem Forumsplatz, in Velbert. An diesen Nachmittag hielt der, ich glaube er hieß, Musik Express, vom WDR dort und auf der kleinen Bühne des Trucks, trat Herbert mit Dem Song „Männer“, auf. Wann ist der Mann ein Mann. Eine Frage die mich, in den Versteckten Verstrickungen meiner Gehirngänge, bis heute beschäftigt. Ich stand und stehe, bis heute, auf deutsch gesungene Texte. Ich nehme die Lieder als Botschaft war und arbeite damit, das kann ich nicht mit Englisch, dafür sind die erholsamer.
Ich fand „Männer“ super und kaufte am nächsten Tag „4630 Bochum“, was für ein Schatz. Alkohol, Flugzeuge u.s.w., jedes Lied ein Juwel. Fragen, Gefühle, Antworten, jedes Lied ein Universum, vieldeutig, einzigartig und das ganz nebenbei.
In den folgenden Jahren wurde Herbert zum alltäglichem Begleiter. Zum - mit summen, mit denken, mit fühlen. Ohne groß aufzufallen. Wie ein guter Nachbar, nett, immer da wenn man ihn braucht, so halt. Bis zum Sommer 95 mein Leben in neue Bahnen gelenkt wurde. Meine damalige Frau entschied sich ihr Leben ohne mich weiter zu führen und wir trennten uns. Mein weg ging nach – Bochum – was sonst. Ich lernte da meine Traumfrau kennen und lieben. Der Typ, Anfang 30, locker, geerdet und nur nicht Langweilig. Beim ersten Besuch, viel mir ihr Wohnzimmerfenster auf. An der Innenseite der Wand stand „ Alle Fenster gehen nach Süden - Mit Blick auf's glitzernde Meer“. Da war er wieder. Wiederbelebt.
Mein Leben und damit auch Herbert`s Lieder, bekamen mehr tiefe. Zu viel tiefe. Ich lieferte mich im Sommer 95 in die Psychiatrie des Marien Krankenhauses ein. Mitten im Aufenthalt gab Herbert ein Konzert im Ruhrstadion. Ich weis gar nicht mehr wie ich – wir an die Karten kamen, Aber ich stand im Innenraum und feierte ne Party. Wie damals auf dem Forumsplatz in Velbert. Alles nur größer. Herbert war ein Star und ich war auch gewachsen – anders halt. So geht jeder seinen weg. Es war die „Bleibt alles anders“ Tour und ich sitz in ner Klapse mit schweren Depressionen und Herbert singt „ und du stehst im Regen und du wirst nicht nass es regnet an dir vorbei -tu dir leid, tu dir leid, tu dir leid“ , was für eine Ironie. Aber so langsam erwachte die Liebe in mir, zu mir, zu meinem Leben und halt auch zu Herbert.
Aber wie so oft kommt nach der Flut, die Ebbe. Es dauerte nicht lange und ich war am Ende. Jede Illusion hat ihren Preis. Jeder Rausch ist nur auf Zeit. Das schlimme war, ich war überzeugt, dass meine liebe Partnerin, schuld an meine Misere war. Letzte Vision wurde zum Kultlied - Erfinde und erfahre mich. Nimm mich und bewahre mich. Lös mich auf, der Weg ist das Ziel. Ich zog aus. Zurück nach Velbert. Kontaktsperre – vier Wochen. Ich radelte jeden Tag zur Arbeit – 35 Km hin – 35 Km zurück. Bis mein Körper streikte. Ich war total platt lag fünf Tage im Bett und hörte
„Hab dir viel aufgehalst. Auf dir abgestellt. Dein Herz umgedreht. Deine Nerven zerrissen. Dein Stehvermögen ausgereizt. Dich angezählt. Deinen guten Willen zum Stehkragen aufgepumpt. Deinen Blick unendlich getrübt. Dir Übermenschliches abverlangt.“ Ehrlich mit dem Lied wurde mir bewusst, wie bescheut ich war. Was ich verdiente, hast du mir gegeben. Den gerechten Preis habe ich bezahlt.
Brauch' dich zurück zum Überleben. Deine Schmetterlinge im Eis.
Mir wurde klar, wie dumm der Widerstand war, es gab kein zurück. Kein zweites mal.
Wir zogen wieder zusammen und ein Jahr später Heirateten wir.

Ich bekam natürlich mit, was Herbert in der Zeit wieder fahren ist. Ich war richtig erschrocken, als ich hörte, dass seine Frau gestorben war. Meine Güte, du kannst echt die schönsten und wertvollsten Sachen machen und dann kommt das Schicksal und spuckt dir die ganze Verachtung ins Gesicht. Wie geht man damit um. Ich glaub, ich hätte das nicht verpackt. Es gab Zeiten da war ich recht unsicher, ob das Herbert schafft.
Weil er erinnert, weil er kämpft. Und weil er hofft und liebt. Weil er mitfühlt und vergibt. Und weil er lacht. Und weil er lebt. Du fehlst
Ich kann das bis heute kaum Glauben. Was hat der Mann für eine Kraft. So wieder zu kommen. Mit so einem Album. Was bin ich gewachsen an den Liedern. In den letzten drei Jahren bin ich zum Grönemeyer Fan geworden. Durch die Therapien bin ich mir selbst bewusst geworden und Lieder wie „Zum Meer“ haben mich mitgenommen und ich sie, auf dem weg zu mir. Wer hat dich geplant, gewollt - Wer ersetzt dir dein Programm –Dreh dein Kreuz in den Sturm. Ich könnte Bücher füllen – es gab in den letzten Jahren unzählige Momente, in denen sich Türen öffneten, alle Abgründe sind ergründet – hab dich bin reich. Wie schön ist das denn. Und es trifft einfach den Punkt.

Du bist mir einfach zum Vorbild geworden – denn wenn ein Mann – ein solches Schicksal, so bewältigt wie du – dann kann ich mein Schicksal auch bewältigen. Du hast in mir, allen Mut erweckt. Mir Kraft gegeben weiter zu glauben. Weiter zu gehen.
Mit dem Album Zwölf – hab ich erfahren was in mir wohnt. Ich begriff, dass du etwas singst was ich verstehe - weil es in mir ist.
Und wenn du einfach mit mir lebst.
Meine Fehler übersiehst.
Mir ab und an mal was erzählst.
Und nicht alles an mir mitliebst.
Dann nehme ich dich in die Pflicht. 
Lass dich immer wieder los
Das bin ich – Weist du Herbert, du hast die Gabe, meine Gefühle eine Melodie zu geben und in Worte zu kleiden – das ist einmalig, was du da schaffst. Aber durch dich fühl ich nicht allein. Du hast mir geholfen - mich selber zu verstehen und dafür bin ich dir dankbar.
Wir kennen uns nicht und werden uns wohl nie wirklich kennen lernen und du hast nie an mich gedacht und doch hast du mein Leben beeinflust, mir immer zur Seite gestanden, du warst mir immer ein guter Freund und darum freu ich mich auf Juni 09. Ich freu mir ein Loch im Bauch. Ich werde im Innenraum stehen und du wieder auf der Bühne, wie vor 25 Jahren und das ist gut so, das könnte auch ganz anders sein und das es so ist wie es ist, dafür bin ich dankbar, lass uns Feiern. Willkommen zu Hause - Herbert. Ich bin einer von 28000 an diesen Abend, aber für mich, ist es nur für mich. Denn ich leb endlich in meiner Welt....

Ich hab in den Letzten Tagen Glück gehört.

Ich bin so froh, dass ich meine Frau habe, wir uns gehalten haben.
Du bist das Geschenk aller Geschenke. Ich bin verglückt in dich

Und wenne mal zuhause, also ich meine hier in Bochum bist und weist nicht wohin, dann komm ma vorbei. Bei mir bekommste immer ne Tasse Kaffee, Echt. Ärlich.
Gruß Ralf
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Nur weil du nichts hörst,
heißt das nicht,
dass nichts passiert

Geändert von RaBraBo (21.11.2008 um 10:50 Uhr).
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