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Alt 04.06.2007, 12:06   #3
Claire
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AW: Lokalzeitungsberichte

Bevor der Artikel der Hannoverschen Allgemeinen mal wieder nur Abonnenten zugänglich ist, hier die derzeitige Version aus dem Netz

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" Hannover
50.000 feiern Grönemeyer in der AWD-Arena

Viel gute Laune in der AWD-Arena, und ganz ohne Fußball: Herbert Grönemeyer hat am Sonntagabend 50.000 Menschen an den Ort gelockt, wo sonst Hannover 96 spielt. Und er wurde frenetisch gefeiert.

Es ist fast wie bei Heimspiel von Hannover 96. Die Bahnlinie 7 Richtung Wettbergen ist knüppelvoll, alle wollen an der Station Waterloo oder an der Stadionbrücke raus. Aber es ist eben nur fast so: Denn am Waterlooplatz stehen alle an der falschen Tür. „Achtung, Türen öffnen links”, sagt die freundliche Frauenstimme. Fußballfans wissen das natürlich. Doch hier haben viele ein Auswärtsspiel. Herbert Grönemeyer ist in der Stadt, hat den größten Saal gebucht, und so kommen sie von weit her, um den Volkssänger zu erleben. 50 000 sollen es schließlich sein, da kann nicht jeder wissen, auf welcher Seite er aussteigen muss. Immerhin sind viele mit Öffis angereist, das wird auch dem Star gefallen, nicht nur wegen des „Ö”. Er engagiert sich für das Gute, Umweltschutz gehört dazu. Im Moment ist Grönemeyer in Sachen G 8 unterwegs, für die Aktion „Deine Stimme gegen Armut” wird er am Donnerstag auch seine erheben – bei einem Konzert in Rostock, einer musikalischen Gedächtnisstütze für die mächtigsten Politiker auf diesem Planeten, die sich nebenan in Heiligendamm verschanzt haben. Zusammen unter anderem mit den Toten Hosen, Seeed und Bono will Grönemeyer Bush, Merkel und Co. daran erinnern, bei ihren Besprechungen nicht die zu vergessen, die kein Geld brauchen, sondern Nahrung und Medikamente, um zu überleben. Und auch an diesem Abend wird es zwischendurch darum gehen.

Doch bis dahin dauert es noch ein bisschen. Langsam füllt sich die Arena, langsam verschwinden auch die Schriftzüge „Hannover 96” und „AWD-Arena” auf der Westtribüne sowie das 96-Logo auf der Südtribüne unter den Platz nehmenden Besuchern. Bunt ist es, die leichte Regenjacke regiert. Der Sonntag ist seinem Namen bislang nicht gerecht geworden. Geregnet hat‘s noch nicht, aber das Stück vom Himmel, das die Leute durch das offene Stück Dach sehen können, ist von Wolken bedeckt.

Vielleicht hilft ja Clueso. Die Jungs hat Grönemeyer bei seiner Tochter auf dem iPod gehört, erklären die NDR-Moderatoren kurz vor 19 Uhr den Leuten im Stadion. Und er soll sie so gut gefunden haben, dass er sie gleich als Vorband verpflichtet hat. Jaja, aber dass die Jungs gut sind, wird ziemlich schnell klar. Es ist nie leicht, gegen ein sich füllendes Stadion anzusingen, aber hier wenden sich doch viele Besucher dem jungen Mann mit Hut und seiner Band zu, die eine Mischung zwischen Gitarrenpop, Soul und Reggae anbieten. Und deutsche Texte. „Die Sonne geht auf” singen sie und haben damit schon ihren Teil zur Wetterbesserung beigetragen. Und eine solche Chance, mit Grönemeyer auf Tour zu gehen, kriegt man ja auch nicht alle Tage. Clueso nutzt sie.

Mittlerweile ist es voll und rund im Rund, auf den Tribünen und im Innenraum, der durch einen langen Steg getrennt ist, der fast bis zur Mittellinie des mit grauen Platten abgedeckten Fußballfeldes reicht. Auf diesem Laufsteg wird Grönemeyer später seine lustigen Tanzschritte performen, wie man in Künstlerkreisen sagt. Man hat also im Innenraum reichlich gute Gelegenheit, Grönemeyer ziemlich nah zu sein. Wer nichts sehen kann, guckt auf die mächtige Leinwand, die die wichtigsten Gesichtsausdrücke und beeindruckendsten Bewegungen des 51-Jährigen auch bis in die letzte Reihe überträgt. Nur hinter dem Mischpult ist ein grauer Fleck, hier sieht man nichts. Die Band spielt eine gute Dreiviertelstunde. Und dann kommt Heimspielatmosphäre auf. Die erste „La Ola” kann nicht mehr allzuweit hin sein. Schnell noch mal aufs Klo, eine Bratwurst – und die, die mit der Bahn gekommen sind, dürfen auch noch ein zweites Bier. Das schwitzen sie später ja sowieso wieder raus.

Und dann wird‘s ernst. Ein Klavier wird auf die kleine Bühne am Ende des Stegs getragen. Auf der Hauptbühne wird alles für die Band fein gemacht. Da kommt sie auch schon, die erste Welle. Sie klatschen ihn herbei. Und dann ist es so weit.

Ohrenbetäubender Lärm, wie ihn selbst Hannover 96 nicht entfachen kann. Herbert Grönemeyer, in dezentem Grauschwarz, betritt den Laufsteg, wird vom Jubel getragen. Es ist ein bisschen, als ob er übers Wasser geht. Er winkt, ballt die Fäuste, springt, verneigt sich kurz, setzt sich ans Piano und singt „Leb in meiner Welt”. Langsam baut sich die Ballade zu einem wuchtigen Popsong auf. Die Band hinten hilft, das Ding groß zu machen. Und dann kiekst er diesen Kiekser, den nur er kann. Tausende Hände bewegen sich über den Köpfen. Grönemeyer mittendrin. So sind Helden. Es wird ein langer, langer Abend. Emotional und rauschend, so wie er angefangen hat. Oder wie es Grönemeyer sagen würde: „Kopf hoch, tanzen!” " ...
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... Du Dich nicht von Dir entfernst...
... und wir müssen die Menschen daran erinnern, dass Kultur kein Luxus ist, sondern eine Notwendigkeit zum Leben, die man braucht wie Luft zum Atmen. (Simon Rattle)

Geändert von Claire (04.06.2007 um 14:49 Uhr). Grund: Zitat ...
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