Herbert Grönemeyer Forum - Herbert erklärt die Songs des Albums "12"

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Herbert erklärt die Songs des Albums "12"

Ich fand es gestern sehr schön, im hr3-Radio zu hören, was Herbert zu jedem seiner neuen Songs sagt.

Ich hab leider erst ab Lied 7 mitgehört / mitgeschrieben und hoffe, dass jemand von euch eine Aufnahme der Sendung hat und mir die Kommentare zu Lied 1 bis Lied 6 zukommen lassen kann (als Aufnahme oder abgtippten Text). Wär klasse! [Nachtrag 1: Dank Dede0886 liegen nun alle Kommentare vor! Vielen Dank!]

[Nachtrag 2: Im Songbuch findet ihr jetzt zu jedem der neuen Songs eine (noch) ausführlichere Erklärung Herberts!]

Herbert über seine Songs:

STÜCK VOM HIMMEL:
"Es geht in diesem Lied nicht um eine Abkehr von Religion. Aber Religion ist 'was Intimes, Privates. Die Welt retten wir nur gemeinsam."

KOPF HOCH, TANZEN:
Er sagt selbst, dass man aufhören sollte, alles ständig zu „vergrübeln“, ständig zu sezieren.
"Weil wir Deutschen auch das Land der Ingenieure sind und Ingenieur sein ist auch glamourös. Und das man einfach auch mal den Moment zelebriert und sich des Lebens freut! Deshalb auch Kopf hoch und Tanzen!"

DU BIST DIE:
"Das ist ein Liebeslied an meine Freundin. Ihr das klarzumachen, auch ein Liebeslied generell von zwei Personen, die unabhängig sind und niemand gehört niemandem. Keiner sollte an dem anderen herumbasteln. Das sind 2 autarke Personen, die das Glück haben, sich gefunden zu haben. Die das Leben hoffentlich miteinander gemeinsam gehen. Hinter jeder Freude, hinter jedem Stück Glück, steckt natürlich auch immer die Angst, es könnte irgendwann vorbei sein. Aber das muss man auch immer mit einbeziehen."

MARLENE:
"Marlene ist ein wichtiges Lied auf der Platte: Man weiß, es gibt ein Medikament für AIDS. Man weiß auch, es gibt eine AIDS-Katastrophe in Afrika. Was man sich nicht klarmacht, ist, dass es dort in einer Familie vorkommen kann, wenn beide Eltern infiziert sind, dass man entscheiden muss, wer bekommt das Medikament und wer nicht."

FLÜSTERNDE ZEIT:
"Ich wollte halt mal schreiben über die große Koalition, die wir haben. Die sich an Harmlosigkeit nicht überbietet. Die weder schlecht spielt, noch gut. Die einfach gar nicht vorkommt. Meiner Meinung nach haben die Deutschen, ich lebe ja nun in England, während der WM ein Bild von Deutschland abgegeben, wo speziell die Engländer, die immer nur warten auf Blitzkrieg und Pickelhauben, völlig perplex waren von der Gastfreundschaft und dieser Leichtigkeit in Deutschland. Das war ein Signal wie Deutschland mal in 8, in 10, in 15 Jahren aussehen kann. Es ist an der Zeit!"

LEB IN MEINER WELT:
"Das ist ein bisschen angeberisch. Es ist ein angeberisches Liebeslied von jemandem der vielleicht wahnsinnig unsicher ist und der das überspielt, indem er sagt: Komm, ich leg dir die Welt zu Füßen. Ich bin ein total toller Typ!
Und ich mag den Text halt gerne. Ich weiß auch nicht, warum!"

ICH VERSTEH:
"Der Versuch über jemanden zu schreiben, der das Gefühl hat, er kann nicht mitreden, der aber gerne mitreden will bei den Debatten. Das kenn ich doch selber aus den End-Sechzigern: Hattest du keinen Hegel, keinen Kant und keinen Marx gelesen, da warste eh doof. Und heutzutage, all dieses Sezieren und alles hat man dann doch gesehen. Da gibt es auch Menschen, die sagen: Ich bin vielleicht etwas schlichter, hab vieles auch nicht gelesen, aber grundsätzlich heisst es eben nicht, dass ich doof bin."

OHNE DICH:
"Das ist der Zustand, wenn man sich von jemandem trennt und wenn man denkt, das wird alles nichts, das ist grausam. Derjenige lässt einen dann auch langsam am langen Arm verhungern, so n bisschen wie Flugzeuge im Bauch, aber eben negativ. Man hat ne Situation, in der man noch liebt, aber der andere merkt das, genießt das und will einen so ganz langsam abservieren. Dann zieht man irgendwann die Reißleine und kann sich gar nicht vorstellen, so ganz ohne den anderen klarzukommen, stellt aber plötzlich fest: Warum hab ich das nicht schon 3 Jahre früher getan? Und dann sagt man freudig: Es geht mir im Grunde genommen viel besser so."

SPUR:
"Das ist dieses Lonesome-Cowboy Ding über jemanden, der immer versucht hat, über die Grenzen zu gehen, dabei natürlich auch das Risiko eingeht, dass er sich dadurch übernimmt. Er sucht das Heil auch in anderer Menschen Scherben. Er ist ständig in so einer Retterfunktion unterwegs, als Cowboy. Wenn er dann wieder wegreitet, da sieht er die einzige Chance drin, sich zu erden, indem er versucht, sich selbst zu finden."

ZIEH DEINEN WEG:
"Das hab ich für meine Kinder geschrieben, die jetzt beide nämlich ins Leben rausgehen."

ZUR NACHT:
"Der Versuch eines Schlafliedes. Das ist so ein Lied zur guten Nacht, weil, die ist ja so gut, diese Nacht. Sie tut ihm etwas gutes nämlich, dem Mann, da er da abschalten kann. Das ist so ein bisschen das Spiel mit der guten Nacht. Warum heißt sie eigentlich "gute Nacht"? Da hab ich mal drüber nachgedacht. Was tut die eigentlich? Sie kann alles mal kurz richtig gut machen. Du wirst immer leerer, du pumpst dich leer, du machst dich nicht kirre, weil, du hast ja das Glück, es kommt die Nacht und die nimmt dir alles weg. Den ganzen Mist, der sich so aufgestaut hat und auch deine eigenen Schuldgefühle. Aber auch der Versuch eines Schlafliedes ist das nur. Ich hab noch nie eins geschrieben. Bei Konzerten hab ich dann immer "Der Mond ist aufgegangen" gesungen."

LIEBE LIEGT NICHT:
"Liebe liegt nicht in der luft, und es ist halt 'n Spaßlied, dieses Lied. Es ist ein Spaßlied über diese ganzen Liebeslieder, eben auch angelehnt an "All you need is love". Was kann man denn über die Liebe sagen? Im Grunde genommen ist dieses Lied so ein Schlusstusch auf dem Album, ein bisschen wie im Theater auch: Da kommen die dann alle nochmal auf die Rampe und dann singen die dann nochmal irgendeinen Kappes und das wollt ich am Schluss auch nochmal machen auf meinem Album."